mit neuer Musik von den Beginnern, The Divine Comedy, Abay, Tigeryouth, Joseph, L.A. Salami, Kobito und The Parrots.
// 13 Jahre hats gedauert und jetzt steht sie endlich in den Regalen. Die neue Platte der Beginner ist am Start und im Grunde genommen konnte die Band mit einem Comeback eigentlich nur alles falsch machen. Schon beim „Bambule“-Nachfolger „Blast Action Heroes“ war das so, doch wenn man sich das Album heute anhört, hat es mit „Back In Town“ oder „Fäule“ doch noch den einen oder anderen amtlichen Banger am Start. „Advanced Chemistry“ wiederum macht es einem als Hörer auch diesmal wieder nicht leicht. Die Beginner wollen kein zweites „Bambule“ aus dem Ärmel schütteln, stattdessen orientieren sie sich am Puls der Zeit landen damit einen Megahit (eine bessere Comeback-Single als das von Gzuz und Gentlemen gefeaturte „Ahnma“ hätte man sich kaum wünschen können), produzieren Gelungenes („So Schön“ endlich mal wieder Dendemann auf einem Song hören zu dürfen) und auch leicht Grenzwertiges („Rambo No. 5“ will auch beim x-ten Durchlauf einfach nicht rund klingen). Es lohnt sich also sich einfach mal frei zu machen von allen Erwartungen, dann nämlich bekommt man hier einen bunten Mix aus poppigen Nostalgikern („Es war einmal“) und gelungenen Features aus dem Hause Megaloh, Samy Deluxe und Haftbefehl präsentiert. All diejenigen, die sich lieber ein zweites „Bambule“ wünschen, müssen aber trotzdem nicht traurig sein. Einfach zur Deluxe Edition greifen, da findet sich ein packendes Mixtape, das zahlreiche B-Seiten und Features nochmal mit neuen Beats unterfüttert. Ein Riesenspaß, dieses Teil!
// The Divine Comedy lassen in der Zwischenzeit auch endlich mal wieder etwas von sich hören. „Foreverland“ ist dabei das bereits 11te(!) Album der Gruppe und dreht sich um „Catherine The Great“ alias Katharina die Große. Mastermind Neil Hammon gelingt es dabei mal wieder mit hintersinnigen Texten zu punkten und so dürften alle Fans der Band auch diesmal wieder vor Freude dahinschmelzen. Nach sechs Jahren Pause hat sich scheinbar einiges angestaut, was auf den zahlreichen Kollabo-Werken und dem Themenkomplex „The Duckworth Lewis Method“ (einem Cricket-Konzeptalbum) keinen Platz gefunden hat. Wenn du also auf himmelhochjauchzende Streicher-Arrangements und Pop-Rock-Anleihen stehst, dann lass dir dieses Werk hier auf keinen durch die Lappen gehen. Es lohnt sich.
// Blackmail-Fans dürften in diesen Tagen ebenfalls Freudensprünge machen. Der ehemalige Frontmann Aydo Abay veröffentlicht nämlich unter dem Banner Abay ein neues Album. Für Selbiges hat er sich niemand geringeres als Jonas Pfetzing ins Boot geholt und das ist schon ziemlich überraschend, wenn man sich überlegt, dass der ja bei den wesentlich poppigeren Kollegen von Juli aktiv ist. Die Zusammenarbeit allerdings funktioniert ganz hervorragend. Wie schon bei seinen anderen Projekten Ken und Crash: Conspiracy darf man sich als Fan auf poppige Melodien und das eine oder andere knackige Riff freuen. Dazu gesellt sich Abays unverwechselbare Stimme, die einen sofort wieder zurück in die 90er schubst. Wenn du also den guten, alten Indie-Pop vermisst, der damals in allen Discos lief, gibt „Everything´s Amazing And Nobody Is Happy“ mal eine Chance.
// Geschwisterbands gibt es ja bereits zu genüge auf diesem Planeten. Allison, Meegan und Natalie Closner sind ebenfalls eine Familie und reihen sich mit ihrer Musik ein zwischen den ganzen First Aid Kits da draußen. Zusammen mit Mike Mogis (Bright Eyes) erschaffen sie elf zauberhafte Songs, die nicht nur strotzen vor Pop-Appeal, sondern auch eine herrliche Dynamik ausstrahlen. Die Mädels vom Pazifik huldigen mit ihrem Bandnamen Joseph einerseits ihrem Großvater Jo, andererseits aber wollen sie auch auf ihren gleichnamigen Heimatort in Oregon hinweisen. Wenn du also auf bezaubernde Indie-Pop-Klänge stehst, gib „Im Alone, No You´re Not“ mal eine Chance. Es könnte sich als lohnenswert erweisen.
// Unter dem Namen Tigeryouth macht sich derweil Tilman Benning daran eine ziemlich außergewöhnliche Liedermacher-Platte einzuspielen. Schon allein sein Tour-Plan liest sich wie eine kleine Abenteuerreise. Er spielte nicht nur in Kneipen und Clubs, sondern auch in privaten Wohnzimmern und Küchen und weil das so viel Spaß gemacht hat, finden sich seine Songs nun eben auch in gepresster Form auf einem Silberling wieder. Selbiger bewegt sich irgendwo zwischen melancholischen und wütenden Passagen und man merkt der Musik die Dringlichkeit an, die auch seine Bühnenshows auszeichnet. Sein selbst betiteltes Album ist darüber hinaus auch mit politischen Motiven geschmückt. Der Hass auf die Menschen, die Asylheime anzünden oder diejenigen, die sich als „besorgte Bürger“ bezeichnen, wird in „Lauter“ thematisiert und es tut verdammt noch mal gut, dass jemand heutzutage noch solch deutliche Worte findet, um sich von all den hasserfüllten Taten und Aktionen da draußen zu distanzieren.
// Lookman Adekunle Salami alias L.A. Salami hat in diesen Tagen ein sehr gelungenes Debütalbum aus dem Ärmel geschüttelt. Der Musiker hat erst mit 21 angefangen, Musik zu spielen und für seinen Erstling gerade mal eine Woche gebraucht. „Dancing With Bad Grammer“ hört man diesen Umstand allerdings kaum an. Dass die Platte ausschließlich live eingespielt wurde, ist bemerkenswert und so führt uns der Musiker mit seiner Mundharmonika zurück in die 60er und 70er Jahre, als Bob dylan und Konsorten noch die kleinen Episoden des Lebens in ganz große Songs transferierten. Wenn du also auf handgemachte Musik stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen.
// Kobito erschien bereits im Jahre 2005 zum ersten Mal auf der Bildfläche. Der Künstler aus dem „TickTickBoom“-Umfeld sorgte dann nicht nur zusammen mit Sookee für Aufsehen, sondern auch mit dem 2015er Track „The Walking Deutsch“, das er zusammen mit Spezial-K einspielte. Nach zehn Jahren im Geschäft soll es nun auch auf Albumlänge nochmal nach vorne gehen. Der Rapper sucht sich dabei nicht nur Unterstützung aus dem Hause Refpolk und Amewu, er ließ auch noch von Riffsn (Grossstadtgeflüster) & MisterMo produzieren. „Für einen Moment perfekt“ ist also eine echte Gemeinschaftsarbeit und mit „Warten auf die Sonne“ und „Fluch der Akribik“ sind auch ein paar echte Smash-Hits auf dem Album vertreten. Wenn du also auf politische Raps stehst, dann lass dir dieses packende Album aus dem Hause „Audiolith“ nicht entgehen.
// Einen echten Geheimtipp haben wir zum Abschluss natürlich auch noch für euch. The Parrots aus Madrid bestehen aus Diego García (Gesang & Gitarre), Alex de Lucas (Bass) und Larry Balboa (Schlagzeug) und legen in diesen Tagen endlich ihr Debütalbum via „Heavenly Recordings“ vor. Darauf spielen sie stilsicheren und enthusiastischen Garagen-Rock, der mit einer gehörigen Portion Rock´n´Roll vermengt wurde. „Los Niños Sin Miedo“ gerät dadurch zu der Partyplatte des ausklingenden Sommers und es bleibt zu hoffen, dass diese Comco sich ihre unbeschwerte Art auch auf den kommenden Alben bewahrt. Also abgehen bitte! Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?