mit neuen Büchern von Tijan Sila, Jan Schomburg, Juliana Kálnay, Imbolo Mbue und Savine Pamperrein.
// Nahezu in einem Rutsch verschlingen möchte man das neue Werk von Tijan Sila aus Sarajevo. Der inzwischen in Kaiserslautern lebende Autor schickt uns zurück ins Sarajevo der 90er Jahre. In der Stadt herrscht Krieg und der Protagonist seines Werkes ist noch ein Kind. Sorgen macht ihm dabei nicht nur, dass der Strom fürs Computer Spielen regelmäßig knapp wird, auch das Tauschen von Comics wird vom ständigen Beschuss unterbrochen, unter welchem die Stadt steht. Eigentlich will er die Stadt nicht verlassen, aber seine Eltern halten den Krieg nicht mehr aus und starten einen Neuanfang in Deutschland. Nachdem sie zusammen in einem Autobus fliehen, landen sie schließlich in Rheinland-Pfalz. Dort freundet er sich nicht nur mit einer Horde Neonazis an, praktisch alle seine Bekannten haben als Berufswunsch nur eines im Sinn: sie wollen Polizisten werden. Genauso wie Sarah, mit der er erste Erfahrungen in Liebesdingen sammelt und die im Laufe der Zeit Rache für begangenes Unrecht nehmen wird. Wofür genau? Davon machst du dir am besten selbst ein Bild. Dieses Werk hier ist so mitreißend, dass man es am Ende gleich nochmal von vorne lesen möchte.
// Ein Buch aus dem echten Leben beschert uns derweil der Filmregisseur Jan Schomburg, der bereits mit seinen Filmen „Über uns das All“ und „Vor der Morgenröte“ für Furore sorgte. „Das Licht und die Geräusche“ ist nun sein erster Roman und der hat es in sich. Im Mittelpunkt stehen drei junge Menschen, die sich so langsam an das echte Leben herantasten. Dabei folgen wir unter anderem Johanna nach Island. Sie ist auf der Suche nach Boris, der eigentlich mit Ana-Clara aus Portugal zusammen ist, mit welchem sie aber etwas verbindet, das sich mit Worten nicht so recht ausdrücken lässt. Nachdem Boris verschwunden ist, raufen sich die beiden Mädels zusammen und begeben sich zusammen mit Boris Eltern auf die Suche nach dem Verschollenen. Dass Johanna dabei auch Ana-Clara näher kommt, versteht sich von selbst und so müssen allen Beteiligten in diesem wunderbaren Werk feststellen, dass das echte Leben manchmal ganz schön kompliziert sein kann. Wenn du also mal wieder eine Geschichte aus dem Alltag lesen möchtest, dann schnapp dir das Werk. (erhältlich ab 10. März 2017 im „dtv“-Verlag)
// „Eine kurze Chronik des allmählichen Verschwindens“ wiederum nennt sich das Debüt der 1988 in Hamburg geborenen Schriftstellerin Juliana Kálnay, das wir euch hier ebenfalls innig ans Herz legen möchten. Die inzwischen in Kiel lebende Schriftstellerin führt uns ein in ein Haus mit der Nummer 29, in der wir als erstes Bekanntschaft mit einer gewissen Rita machen. Sie ist gleichzeitig Mediatorin, Richterin und Beobachterin und hält den Laden irgendwie zusammen. Daneben gibt’s aber noch allerhand weitere äußerst seltsame Gesellen in dem Gebäude. Ein Ehepaar, von dem sich ein Part langsam in einen Baum zu verwandeln scheint. Ein Kind, das gerne an den Mauern des Gebäudes knabbert und ein Bewohner, der sich unbemerkt im Aufzug breit macht. Die Autorin selbst wiederum hält sich im Hintergrund, erzählt aus dem Alltag ihrer Protagonisten und wandelt dabei immer wieder in surrealen und absurden Szenerien. Gerade das allerdings macht dieses Werk hier so wunderbar, dass man es sich als Fan von etwas schrägen Geschichten auf keinen Fall entgehen lassen sollte.
// „Das geträumte Land“ wiederum ist ebenfalls ein literarisches Großereignis, das wir an dieser Stelle nicht unterschlagen möchten. Das Buch der New Yorkerin Imbolo Mbue, welche ursprünglich aus Kamerun stammt, erzählt uns die Geschichte zweier Familien mit unterschiedlicher Herkunft. In New York treffen beide schließlich aufeinander und es entstehen plötzlich Abhängigkeiten, die zuvor nicht denkbar gewesen sind. Jenda Jonga ist dabei ein in New York lebender Einwanderer aus Kamerun, der zusammen mit seiner Frau Neni und dem gemeinsamen Sohn nach einem besseren Leben sucht. Er bekommt einen Job als Fahrer von Clark Edwards, der bei der Bank „Lehman Brothers“ angestellt ist. Die beiden können gut miteinander und Clarks Ehefrau Cindy bietet Neni sogar an, im Sommerhaus der Familie als Nanny tätig zu werden. Als dann allerdings die Finanzkrise über die Welt herein bricht, ist auf einmal nichts mehr wie zuvor. Und es ist überaus spannend mitzuerleben, wie sich dadurch das Leben aller Beteiligten nachhaltig verändert. Wenn du also mal wieder einen hochaktuellen Roman zu einem dringlichen Thema lesen willst, dann lass dir dieses Werk nicht durch die Lappen gehen.
// Rund um das Jahr „1967“ dreht sich das neue Werk von Sabine Pamperrien, das man sich auf keinen Fall entgehen gehen lassen sollte. Die Autorin des Spiegel-Bestsellers „Helmut Schmidt und der Scheißkrieg“ versetzt uns in ihrem Werk in den „Summer Of Love“ zurück, macht dabei aber nicht nur auf die schönen Aspekte des Jahres aufmerksam, sondern erzählt auch von schweren Rassenunruhen und Dorgenmissbrauch. Von Januar bis Dezember wird Monat für Monat durchdekliniert und doch kommt dabei niemals Langeweile auf. Das liegt unter anderem daran, wie es der Autorin gelingt, den damaligen Zeitgeist auf Papier zu transferieren. Ob sie nun von Konrad Adenauer, dem Mord an Benno Ohnesorg oder Martin Luthers Stellungnahme gegen den Irak-Krieg erzählt. Man kriegt gar nicht genug von diesem zeitgeschichtlichen Dokument über „Das Jahr der zwei Sommer“, das einem noch dazu vor Augen führt, wie sehr sich die Welt doch in den vergangenen fünfzig Jahren gewandelt hat. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?