mit neuen Büchern von Dave Eggers, Heinz Strunk, Boris Schumatsky, Jonathan Safran Foer und Paul Auster.
// Endlich erscheint wieder neuer Lesestoff des „Circle“-Autors Dave Eggers. Darin beschreibt der Schriftsteller aus Nordkalifornien die Flucht einer Mutter aus ihrem Alltag. Selbige hört auf den schönen Namen Josie, sie ist Zahnärztin und musste gerade ihre Praxis aufgeben. Als ihr Exmann sie darum bittet, die gemeinsamen Kinder seiner neuen Liebe vorstellen zu dürfen, wird sie panisch und flüchtet zusammen mit ihren Kids nach Alaska. In einem alten Wohnmobil machen sie sich auf in Richtung Wildnis und auf einmal liegt kein Stein mehr auf dem anderen. Der erst achtjährige Paul fühlt sich auf einmal wie das Oberhaupt der Familie und die fünfjährige Ana hinterlässt einen Scherbenhaufen nach dem anderen. Was als Abenteuerurlaub begann, wird in „Bis an die Grenze“ zunehmend zu einer verzweifelten Flucht vor der Realität und den Tatsachen, die sich nicht mehr weg-leugnen lassen. Dabei gelingt es dem Autor überaus vortrefflich das Innenleben seiner Protagonistin auszuloten und die Geschichte einer großen Reise in Szene zu setzen, im Rahmen derer das Unheil praktisch vorprogrammiert zu sein scheint.
// Heinz Strunk hat sich zuletzt ja eher in ernstere Gefilde hervorgewagt. Nach seinem „goldenen Handschuh“, der es völlig zurecht auf die Bestsellerlisten schaffte, begibt er sich nun wieder in vertrautes Terrain. „Jürgen“ nennt sich sein neuester Wurf und eben jener fristet sein Dasein im schönen Harburg. Der Protagonist hat es nicht unbedingt einfach im Leben und schlägt sich als Angestellter in einem Parkhaus mehr schlecht als recht durchs Leben. Trotz alledem lässt sich Jürgen Dose nicht unterkriegen und verliert auch nicht seinen Lebensmut. Ganz im Gegenteil: er ist ein astreiner Optimist und das liegt auch daran, weil er um sich herum einige Menschen hat, die es noch wesentlich schlechter getroffen haben, als ihn. Zusammen mit seinem Freund Bernd Würmer, der im Rollstuhl sitzt, macht er sich schließlich daran die große Liebe zu finden. Nachdem sie herausfinden, dass die Dates im Internet allesamt zu nichts führen, entschließen sie sich mit „Eurolove“ nach Polen zu reisen. Ob das am Ende allerdings wirklich gut ausgeht? Wenn du Gesellschaftskritik gerne in Form eines wirklich lustigen Romans serviert bekommst, dann kass dir dieses Werk nicht entgehen.
// Wer sich noch einmal 25 Jahre in der Zeit zurückversetzen lassen möchte, der könnte bei dem Roman „Die Trotzigen“ an der richtigen Adresse sein. Das Werk des „Taz“- und „Faz“-Schreiberlings Boris Schumatsky ist nach „Silvester bei Stalin“ aus dem Jahre 1999 bereits das zweite Werk des Moskauer Autors und es weiß einen von der ersten Seite an in einen regelrechten Sog der Emotionen zu reißen. Inhaltlich klemmen wir uns dabei an die Fersen eines gewissen Alexander „Sascha“ Potjomkin, der eines Morgens von seiner Mutter aus seinen Träumen gerissen wird. Am Telefon erklärt sie ihrem Sohn, dass Panzer über den Leninprospekt rollen und der gelernte Dolmetscher entschließt sich darauf nach Berlin abzuhauen. Zusammen mit seinem Kumpel Denis träumt er von einem besseren Leben. Als nach zwei Jahren dann auch noch seine alte Flamme Anna wieder auf der Bildfläche auftaucht, müssen sich die beiden endlich der Realität stellen und vor allem herausfinden, was sie mit ihrem Leben machen möchten. „Die Trotzigen“ gelingt es dabei sehr gekonnt eine moderne Liebesgeschichte mit einer Geschichtsstunde rund um den Fall des Eisernen Vorhangs zu verknüpfen und so möchten wir dieses Werk auch allen ans Herz legen, die selbst noch große Träume haben.
// Schon eine Weile auf dem Markt ist das neue Werk von Jonathan Safran Foer. Sein gefeierter Roman „Hier bin ich“ soll auch bei uns nicht unerwähnt bleiben, stellt es sich doch als überaus lohnenswerte Erfahrung heraus, sich dieses Mammut-Werk zu Gemüte zu führen. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen dabei die beiden Eltern Julia und Jacob Bloch, die zusammen mit ihren Söhnen in Washington leben. Die Familie ist dabei mit allerhand Herausforderungen konfrontiert. Jacobs Großvater soll in Kürze ins Altersheim und der älteste Sohn steht kurz vor einem Verweis von der Schule. Kurz vor der Bar Mizwa von Selbigem, die als großes Familienfest geplant ist, im Rahmen dessen auch ferne Verwandte zu Besuch kommen werden, ist die Stimmung im Haus ziemlich angespannt. Julia macht nämlich eine Entdeckung, die ihr ganzes Leben in ihren Grundfesten erschüttert. Dazu spitzt sich auch noch ein internationaler politischer Konflikt zu, der direkten Einfluss auf das Familienleben ausübt. Ob am Ende also wirklich alle heil aus der ganzen Geschichte wieder herauskommen? Es lohnt sich in diesen ebenso drastischen wie glaubwürdigen Roman hinein zu schnuppern, den man schon nach wenigen Seiten nicht mehr zur Seite legen möchte.
// Zu guter Letzt außerdem noch der Hinweis auf das aktuelle Werk von Paul Auster. In dessen neuen Roman dreht sich alles um einen jungen Mann namens Archibald Ferguson. Wobei: genau genommen dreht sich die Geschichte nicht um den einen Archibald Ferguson, sondern um vier verschiedene Varianten von ihm. Passend betitelt mit „4 3 2 1“ wirft der Autor in seinem aktuellen Werk die Frage auf, was wohl wäre, wenn alles ein bisschen anders gekommen wäre, als es letztendlich ist. Das wiederum schafft Raum für Spekulationen und lädt einen als Leser dazu ein, über die eigene Sicht der Dinge nachzudenken. Dabei tauchen wir ein in den sogenannten Verein mit der höheren Macht und treffen auf einen Archie, der zum Kämpfen bereit ist, der aber einfach kein Glück im Leben hat, einen der sich eher bescheiden gibt und die kleinen Dinge des Lebens zu schätzen weiß, einen, der sich wie besessenen den Ereignissen der Zeit hingibt und einem, der ein begabter Künstler ist und auf diese Weise in der Lage ist nach den Sternen zu greifen. Was sie am Ende gemeinsam haben, diese vier Versionen seiner selbst? Es lohnt sich als Leser dieses spannende Gedankenspiel mitzuspielen, das ganz nebenbei auch ein fantastisches Portrait der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts darstellt. Also unbedingt mal reinschnuppern in das knapp 1300-seitige Mammut-Werk. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?