mit neuen Büchern von Patrick Flanery, Rachel Cusk, David Sax und Hans Söllner.
// „Ich bin niemand“ des kalifornischen Schriftstellers Patrick Flanery ist eines dieser Werke, das man am liebsten in einem Rutsch verschlingen möchte. In dem 400-seitigen Roman dreht sich alles um einen Geschichtsproffesor namens Jeremy O´Keefe, der nach zehn Jahren von Oxford aus zurück in seine Heimat New York zieht. Dort will er an der New York University unterrichten und sieht sich schon bald mit einer ganzen Reihe seltsamer Vorgänge konfrontiert. Verabredungen platzen, obwohl er sie selbst niemals abgesagt hat und Pakete erreichen ihn, die er niemals bestellt hat. Zu allem Überfluss klebt er auch noch an seiner großen Liebe, was die Situation für ihn nicht unbedingt einfacher macht. Zunehmend verunsichert begibt er sich auf Spurensuche und landet schließlich wieder bei seiner Zeit in Oxford. Was dort geschehen ist? Lasst euch dieses spannenden und komplexen, immer wieder überraschenden Roman nicht entgehen, es spiegeln sich zahlreiche Geschichten aus unserem Alltag darin wieder und man kommt vor dem Schließen des Buchrückens nicht mehr von diesem Werk los.
// Nicht nur die New York Times hält die englische Schriftstellerin Rachel Cusk für eine der besten ihrer Zunft. Für ihren 2014er Roman „Outline“ hat sie zahlreiche renommierten Preise abgestaubt und wir wollen euch dieses Werk auch an dieser Stelle noch einmal intensiv ans Herz legen. In dem Buch steht eine Frau im Mittelpunkt, die sich gerade auf dem Weg nach Athen befindet. Dort soll sie einen Schreibkurs geben und trifft während ihrer Reise viele spannende Menschen mit denen sie vor allem eins tut: wahnsinnig viel reden. Bereits im Flugzeug erzählt sie sich mit ihrem Sitznachbarn Geschichten und auch ihre anderen Bekanntschaften berichten allesamt von spannenden Episoden aus dem Alltag. Die Protagonistin allerdings hört lediglich zu, über sich selbst gibt sie nichts Preis und so fragt man sich als Leser zunehmend, was es eigentlich mit ihrem Schweigen auf sich hat. „Outline“ ist in diesem Zusammenhang nicht nur eine spannende Collage von Geschichten, sondern auch ein überaus aufregendes Buch, das einen bis zur letzten Seite bei der Stange hält. Und weil man im Anschluss eigentlich direkt weiterlesen möchte, erscheint passend dazu jetzt auch noch der neue Roman von Cusk, der auf den schönen Namen „Transit“ hört. Die Schriftstellerin Faye kriegt darin ihr Leben einfach nicht auf die Reihe. Die Wohnung ist eine einzige Baustelle, die Kinder haben keinen Halt und sie selbst schafft es einfach nicht etwas Ordnung in ihren Alltag zu kriegen. Nach und nach stellet sie dabei fest, wie die Menschen es immer wieder schaffen, sich gegenseitig zu belügen und so dreht sich die Spirale bedingungslos weiter. Ob sie am Ende einen Weg aus dem ganzen Dilemma findet? „Transit“ ist ein überaus wirkungsvolles Werk über die Macht der Selbsttäuschung und wie geschaffen als Urlaubslektüre für den Sommer 2017. Worauf also wartest du noch? Tauch ein in die Welt der Rachel Cusk. Es lohnt sich.
// Wem die ständige Verfügbarkeit aller möglichen Dinge im Internet auch ein wenig auf die Nerven fällt, der sollte sich das neue Buch von David Sax nicht entgehen lassen. Der in Toronto lebende Autor, der uns zuletzt schon mit seinem Werk „Tastemakers“ um den kleinen Finger wickelte, wirft in seinem aktuellen Werk die Frage auf, warum wir uns eigentlich nach realen Dingen sehnen. „Die Rache des Analogen“ ist in diesem Zusammenhang allerdings keine plumpe Breitseite gegen die Möglichkeiten der digitalen Welt, sondern es wirft die Frage auf, warum parallel dazu auch die Vinyl-Branche und der analoge Film eine Renaissance erleben. In spannenden Kapiteln widmet sich der Autor außerdem der Rückkehr des Papiers und dem Boom rund um die Brettspiele. Im zweiten Band schließlich kommen dann neben den „Dingen“ auch noch die analogen „Ideen“ zum Zug, was überaus spannend zu lesen ist und in manchem Bereich gar dazu einlädt, zukünftig selbst zum Sammler zu mutieren. Wenn du also mal wieder nach etwas wirklich „Greifbarem“ suchst, hier gibt’s jede Menge davon.
// Zum Schluss noch der Hinweis an alle, die schon seit Jahren den Musiker und Rebell Hans Söllner feiern. Von dem erscheint nämlich in diesen Tagen ebenfalls ein spannendes Werk über sein bewegtes Leben und das ist eine wahre Fundgrube an spannenden Anekdoten. Der Künstler war sich schließlich in der Vergangenheit noch nie zu schade, sein Maul aufzumachen und so werden wir an dieser Stelle noch einmal Zeuge, wie er vom Arbeiterkind zum astreinen Staatsfein avanciert. Dazwischen verdingt er sich unter anderem als Kochlehrling und setzt sich unermüdlich für Freigabe von Marihuana ein. Verpackt wird all das in eine spannende und Runde Geschichte mit dem schicken Titel „Freiheit muss weh tun – Mein Leben“, die man sich auch als jemand, der der Musik des Liedermachers nicht unbedingt nahe steht, unbedingt zu Gemüte führen sollte. Wir wünschen deshalb viel Spaß bei der spannenden Achterbahnfahrt und sagen tschüss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?