mit neuer Musik von Haim, Rozwell Kid, Sondaschule, Temples, Goldfrapp und Color Film.
// Mit „Days Are Gone“ haben es die drei jungen Damen von Haim vor einigen Jahren geschafft, das nahezu perfekte Pop-Album zu schreiben. Zahlreiche Songs sprudelten nur so über vor spannenden Ideen und so durfte man durchaus gespannt sein, was der Nachfolger des Trios denn so hergibt. Auf den ersten Blick ist „Something To Tell You“ vor allem eins: ein unscheinbares Album, das radiotauglich vor sich hinläuft. Schenkt man der Scheibe allerdings ein paar Durchläufe entdeckt man immer wieder neue Facetten an den einzelnen Stücken und man wird regelrecht süchtig nach dieser Musik. Es mag zwar auf den ersten Blick kein Über-Hit wie „Forever“ auf der Scheibe sein, aber mit „Want You Back“, „Little Of Your Love“ und „Right Now“ jetzt schon drei heiße Anwärter auf die diesjährigen Jahrescharts. Wenn du also auf 70s-Pop der Marke Fleetwood Mac stehst, dann schnupper mal rein in „Something To Tell You“. Dieses Album hat nämlich sehr viel mehr zu bieten, als du vielleicht denkst.
// So langsam hat sich auch hierzulande herumgesprochen, dass Rozwell Kid die Band sind, die all jene ins Herz schließen, die Weezer damals noch aus „Pinkerton“-Tagen kennen- und lieben lernen durften. Ja, hier schafft es endlich mal wieder eine Band die schrammligen Gitarren mit so viel Herzblut zu vermengen, dass man schon beim ersten Durchlauf das Gefühl bekommt, hier würde einem jemand sein Herz zu Füßen legen. Im Gegensatz zum ebenfalls beachtlichen Vorgänger hat die Band zwar das Tempo auf „Precious Art“ ein wenig verringert, aber die Songs punkten trotzdem mit ihrer Langlebigkeit. Ähnlich wie The Wonder Years gelingt es der Pop-Punk-Band zeitlose Musik zu schreiben, die auch beim zehnten Durchlauf noch Freude bereitet. Wenn du also noch nach tollen Hits zum Abtanzen suchst, dann schnupper mal rein in Songs wie „UHF on DVD“ und „Total Mess“. Du wirst es ganz sicher nicht bereuen. Und spätestens bei dem Mini-Hit „Wish Man“ dürften auch alle Descendents-Fan-Herzen höher schlagen. Also viel Spaß mit dieser Partyplatte, die wohl auch nach diesem Sommer noch einen Stammplatz auf dem heimischen Plattenteller einnehmen dürfte.
// Was haben wir uns gefreut, als vor kurzem die Nachricht die Runde macht, dass ein neues Album der Sondaschule in den Startlöchern steht. Anfangs noch in Szenekreisen aktiv hat sich die Band inzwischen zu einem echten Top Ten-Act gemausert, ohne dafür ihre Identität aufzugeben. Ganz im Gegenteil: auch der Nachfolger von „Schön kaputt“ punktet mit politischen Aussagen und knackigen Riffs. Zu Beginn allerdings wird erst einmal die Sonne reingelassen und sich zu „Amsterdam“ in die Hängematte geschmissen. Schon beim zweiten Track namens „Waffenschein bei Aldi“ allerdings tritt die Band dann wieder ordentlich aufs Gaspedal und watscht mal eben all die Großmäuler da draußen ab, die meinen sie müssten das aktuelle Weltgeschehen mit intoleranten Aussagen unterfüttern. Nein: „Schere – Stein – Papier“ ist genau das Album, das wir uns von der Crew aus dem Ruhrpott erhofft hatten und gleichzeitig so abwechslungsreich arrangiert, dass einem nicht eine Minute langweilig wird. Wenn du also auf den Sound der Broilers stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen. Es lohnt sich.
// Temples haben uns ja bereits in der Vergangenheit auf eine spannende Zeitreise geschickt. Nun legt die Band zwei Jahre nach dem Debütalbum bereits den Zweitling vor und der weiß durchaus zu gefallen, wenn auch unter veränderten Voraussetzungen. James Bagshaw (Gesang und Gitarre), Tom Walmsley (Bass), Sam Toms (Drums) und Adam Smith (Keyboard) haben die zwölf Sogs von „Volcano“ nämlich nicht nur zuhause im eigenen Studio in Kettering eingespielt, sie öffnen sich auch mehr den poppigen Facetten ihrer Musik, was schmissige Hits wie „Certainty“ und „Strange To Be Forgotten“ abwirft. Ansonsten könnten hier allerdings auch hin und wieder Fans von alt-j auf ihre Kosten kommen. An Experimentierfreude jedenfalls hat der Sound der Jungs nicht eingebüßt und so freuen wir uns über ein spannendes Psych-Pop-Album, das den herausragenden Ruf der Band in der Szene zementieren dürfte.
// Color Film wiederum haben sich bereits vor sechs Jahren zusammen gerauft. Damals trafen sich Daryl Palumbo und Richard Penzone im Rahmen einiger Live-Auftritte und der Funke sprang sofort über. Zusammen entwerfen sie einen kunterbunten Mix aus synthetischen Klängen, poppigen Arrangements und Samples und schaffen es dabei immer wieder eine Feel-Good-Hymne nach der anderen aus dem Ärmel zu schütteln. Die Titel auf „Living Arrangements“geben die Richtung vor: „Restless Summer“ oder „Springtime Of Our Love“ sind kleine, strahlende Pop-Perlen und man möchte sie schon nach dem ersten Hören nie wieder loslassen. Bleibt am Ende also eigentlich zur zu hoffen, dass der Rausch noch möglichst lange anhält und wir noch mehr hören werden von diesem Duo, das die graue Welt um uns herum in bunte Farben zu tauchen vermag.
// Goldfrapp melden sich ebenfalls in diesen Tagen mit einem neuen Werk zurück, verabschieden sich dabei aber gleichzeitig vom folkigen Ansatz des Vorgängers. Auf „Silver Eye“ geht es stattdessen sehr viel düsterer und elektronischer zu und die Lieder laden hin und wieder auch dazu ein eine nebel-durchdrungene Tanzffäche zu stürmen. Zusammen mit John Congelton als Edel-Produzenten und Leo Abrahams macht sich das Duo daran ein formvollendetes Gesamtkunstwerk zu schmieden und schaffen mit „Ocean“ als Rausschmeisser auch so etwas wie den perfekten Goldfrapp-Song-Prototyp. Fans der Band können also bedenkenlos zugreifen, auch deshalb weil der finale Album-Mix von Niemand Geringerem als David Wrench und Daniel Miller besorgt wurde. Also viel Spaß beim Tagträumen. Bis zum nächsten Zuckerbeat
UND WAS NUN?