// talfahrt 2017 – volume 03

// Auf dem Taubertal-Festival in Rothenburg ob der Tauber erlebt am immer wieder besondere Dinge. In diesem Jahr zum Beispiel blieben zum ersten Mal die beiden(!) Sohlen meiner Schuhe am Boden kleben. Die örtliche Eiswiese hat einfach so einen charmanten „Woodstock“-Flair, wenn es wie dieses Jahr zum Auftakt wie aus Eimern schüttet, das Schöne aber […]

// Auf dem Taubertal-Festival in Rothenburg ob der Tauber erlebt am immer wieder besondere Dinge. In diesem Jahr zum Beispiel blieben zum ersten Mal die beiden(!) Sohlen meiner Schuhe am Boden kleben. Die örtliche Eiswiese hat einfach so einen charmanten „Woodstock“-Flair, wenn es wie dieses Jahr zum Auftakt wie aus Eimern schüttet, das Schöne aber ist: davon lässt sich hier keiner den Spaß verderben. Ausgerüstet mit stabilen Heimwerker-Gummistiefeln geht’s dann schließlich wieder nach unten ins Tal und am Samstag hat der Regen dann auch endlich ein Einsehen. Kaum ein Tropfen purzelt noch vom Firmament und nach einem gefeierten Gig von Jennifer Rostock am Vortag stehen eigentlich zu viel zu früher Stunde (ja, auf einem Festival kommt einem kurz vor 16 Uhr tatsächlich wie früher Morgengrauen vor) die Indie-Darlings von Von wegen Lisbeth auf der Bühne und spielen ein solch energiegeladenes Set, dass die „Sounds For Nature“-Bühne schon um 16:30 Uhr bis zum hintersten Winkel gefüllt ist. Diese Band transportiert den charmanten poppigen Wortwitz von ihren großen Brüdern Phoenix ins Deutsche und man freut sich über herrlich hintersinnige Zeilen der Marke „im Wechselbad meiner Gefühle gibt es keinen Bademeisterjob“.

Das zu toppen wird schwer, aber die Bands, die noch folgen geben sich reichlich Mühe ihr Publikum auf Betriebstemperatur zu bringen. Gerade die Geheimtipps aus dem Hause Watsky (klingt wie Eminem, als der noch richtig Feuer hatte) und The Amazons, die ein 90s-lastiges Alternative-Rock-Gewitter aus den Boxen ballern, machen verdammt viel Spaß. Und als dann gegen 7 am Samstagabend die Jungs von Anti-Flag auf der Hauptbühne stehen, gibt es endgültig kein Halten mehr. Ein riesiges Circle-Pit entsteht vor der Bühne, nur noch kurz die Regeln erklärt und dann verkündet die Band noch augenzwinkernd: wer am Montag noch eine Stimme habe, der könne hier sowieso keinen Spaß gehabt haben. Was folgt ist ein nahezu perfektes Punkrock-Set, das in den beiden Covern von Chumbawambas All-Time-Favourite „Tubthumping“ und dem The Clash-Klassiker „Should I Stay Or Should I Go“ seinen Höhepunkt findet. Einfach klasse, mit wieviel Herzblut die Jungs hier auftreten, da haben es selbst Biffy Clyro im Anschluss nicht leicht aufzuschließen – auch deshalb, weil die Jungs ein wenig mit dem Sound zu kämpfen haben.

Zum Abschluss des Tages warten dann schließlich noch alle auf den guten, alten Casper, der nach einem Jahr Verzögerung endlich sein neues Album auf den Markt schmeißen möchte. Ein paar neue Songs gibt’s dann auch zu hören, genauso wie eine packende Live-Show, die alle großen Hits von „Im Ascheregen“ bis „So perfekt“ beinhaltet. Wobei wir bei dieser Gelegenheit gerne noch einmal ein paar Worte zur neuen Platzaufteilung verlieren möchte. Das Gesamtkonzept stimmt in diesem Zusammenhang und schafft auf dem Gelände gefühlt mehr Raum zum Austoben. Die Fläche vor der „Sounds For Nature“-Bühne wirkte zwar auf den ersten Blick etwas klein, es kam aber das Wochenende über dennoch nur selten dazu, dass die Schleusen geschlossen werden mussten. Der Platz, an dem die zweite Bühne vorher stand, war diesmal diversen Ständen vorbehalten, wobei an dieser Stelle vielleicht ein paar mehr Sitzgelegenheiten zum längeren Verweilen eingeladen hätten. Ansonsten aber ist die Umstellung im Großen und Ganzen gut geglückt und wird in den kommenden Jahren sicher noch verfeinert.


Am Sonntag dann die schlechte Nachricht zuerst. Panik Panzer von der Antilopen Gang hat sich leider den Arm gebrochen und der Auftritt der Jungs muss ausfallen. Gut, dass mit The Prosecution gleich ein Ersatz gefunden ist, der die wilde Meute in die Nacht entlässt und sich nachmittags schon mal mit einem gemütlichen Akustik-Set auf dem Festivalgelände aufwärmt. Schlicht sympathisch, diese Jungs. Billy Talent haben sich nach all den Jahren auch endlich mal angekündigt und liefern wie erwartet ab.

Unser persönliches Highlight allerdings spielt bereits etwas früher. Was Alligatoah da für eine Show auf die Bühne zaubert, das ist ganz großes Kino. Ein Set voller pop-kultureller Seitenhiebe und seine überzeichneten, überheblichen Ansagen, machen seinen Auftritt zu einem wahrhaften Spektakel, das einem noch Tage später im Kopf herumschwirren dürfte. Das Ganze hat beinahe schon etwas von einem Theaterstück – und kommt von der Inszenierung her schon fast an den letztjährigen Auftritt von K.I.Z. heran. Zuvor zu sehen gab es dann noch die wilden Party-Folk-Rocker von Skinny Lister, die einen energiegeladenen letzten Abend einläuteten. Anschließend ist dann erstmal wieder Schluss. Ein Wochenende voller unvergesslicher Momente liegt hinter uns. Nur ohne Gummistiefel, da trauen wir uns in den kommenden Jahren ganz sicher nicht mehr auf dem Platz…

… und wer jetzt immer noch nicht genug hat, einfach mal auf dem offiziellen Blog des Festivals vorbei schauen, da gibt’s nämlich noch jede Menge zu entdecken: https://ttf2017.tumblr.com Darüber hinaus noch der kurze Hinweis, das der Vorverkauf fürs kommende Jahr bereits angelaufen ist. Wer schnell ist, kann sich die ersten Tickets jetzt schon zum Frühbucherrabatt holen. Alle weiteren Infos gibt’s hier: http://www.taubertal-festival.de