mit den Werken Nick Cave (Mercy On Me), Paper Girls (Band 2), Monstress (Band 2), The Coldest City, Otto, Fritz The Cat und Caliban (Odyssee ins Grauen).
// Nachdem er bereits mit seinem Werk „Der Traum von Olympia“ für Furore sorgte, hat sich der erfolgreichste deutsche Comic-Künstler nun einem der ganz Großen im Popgeschäft angenommen. Reinhard Kleists neuestes Werk, welches in diesen Tagen bei „Carlsen Comics“ das Licht der Welt erblickt, wendet sich nämlich dem Leben des Musikers Nick Cave zu. Selbiger ist nicht nur als begnadeter Sänger unterwegs, sondern hat sich inzwischen auch als Schriftsteller und Schauspieler einen Namen gemacht. Kleist widmet sich in „Nick Cave – Mercy On Me“ demnach also nicht nur dem großen Pop-Star, sondern dem realen Menschen Nick Cave und richtet auf diese Weise einen wirklich bemerkenswerten Blick auf sein Schaffen. Auf expressive Weise entsteht auf diese Weise ein wirklich beeindruckendes Werk, das einem immer wieder einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Mit diesem Werk macht Kleist außerdem deutlich, dass man nicht immer eine Biografie schreiben muss, wenn man sich einem Künstler wirklich nähern möchte. Ganz im Gegenteil: näher als mit diesem Werk hat man sich Nick Cave schon lange nicht mehr gefühlt.
// Sehnlich gewartet haben wir schon auf den zweiten Band der Reihe „Paper Girls“, die immer wieder schöne Erinnerungen an die ebenfalls erst kürzlich auf „Netflix“ veröffentlichte Serie „Stranger Things“ wachruft. Das wiederum liegt vor allem daran, dass der erste Band uns zurück in ein längst vergangenes Jahrzehnt katapultierte und damit so manche nostalgische Erinnerung in uns zu wecken vermochte. Im nun vorliegenden Nachfolger werden wir in bester „Zurück in die Zukunft“-Manier ins 21. Jahrhundert versetzt. Nach wie vor fehlt dort jede Spur von KJ und ihre Freundinnen Tiffany, Erin und MacKenzie setzen alles daran die Verschollene wiederzufinden. Dabei steht ihnen nicht nur das Zukunfts-Ich von Erin Tieng tatkräftig zur Seite, sondern die Mädels-Crew sieht sich auf einmal auch mit jeder Menge übergroßer Maden und Riesenwürmer konfrontiert. Als plötzlich auch noch ein Klon von Erin auf der Bildfläche erscheint, ist das Chaos perfekt und die Gruppe muss schnurstracks überlegen, wie sie wieder in ihre ursprüngliche Zeit zurückreisen kann. Die Macher rund um Brian K. Vaughn verstehen es dabei sehr gekonnt den Leser mit einer spannenden neuen Ausgangsposition und jeder Menge verquerer Einfälle bei der Stange zu halten, die immer wieder an schrägen Zeichentrick der Marke „Rick & Morty“ denken lassen. Wenn du also auf durchgeknallte Zeitreise-Episoden stehst, dann lass dir dieses Werk nicht entgehen.
// Was passiert, wenn sich das Leben auf der Erde langsam zurück entwickelt, damit setzt sich die spannende Graphic Novel „Devolution“ auseinander, welche in diesen Tagen beim „Splitter“-Verlag erscheint. Der Lauf der Evolution wurde umgekehrt und seltsame Mutationen sind an der Tagesordnung. Die Städte verwildern zusehends und werden plötzlich von der Natur zurückerobert. Neandertaler und Säbelzahntiger streifen umher und als wäre das noch nicht genug, vergreifen sich inzwischen auch die Insekten an den überlebenden Menschen. Es ist ein beängstigendes Szenario, dass uns Rick Remender und Jonathan Wayshak hier vor den Latz knallen und so folgen wir einer gewissen Raja auf ihrem Weg nach San Francisco. Dort soll es ein Gegenmittel für den DVO-8-Wirkstoff geben, der die Welt wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen könnte. Dieses Unterfangen allerdings wird zum Wettlauf gegen die Zeit, noch dazu weil sich die Protagonistin erst mit der letzten Menschengruppe durch die Wüste kämpfen muss. Ob ihr das gelingt? Es lohnt sich mal reinzuschauen in diese spannende Endzeit-Saga, die ihr euch als Fan von Uhrzeit- und Zombie-Geschichten auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen solltet.
// Ebenfalls bereits in die zweite Runde geht die Reihe „Monstress“, die uns mit einem fantastischen Trio konfrontiert. Die Arkane Maika, der kleine Fuchsjunge Kippa und eine Katze namens Ren begeben sich auf eine große Reise nach Thyria, wo sie die Antwort auf viele Fragen rund um Maikas Mutter und deren bewegtes Leben finden möchten. Sie haben die Rechnung allerdings ohne eine alte Freundin gemacht, die ihnen auf ihrem beschwerlichen Weg folgt und so liegt schon bald kein Stein mehr auf dem anderen. Im Stile diverser Manga-Klassiker gelingt es den Machern rund um X-Men und Black Widow-Autorin Marjorie Liu und der japanischen Comic-Zeichnerin Sana Takeda (auch verantwortlich für Venom und X-23) eine spannende und düstere Geschichte zu kreieren, die nicht nur ein optischer Augenschmaus ist, sondern auch mit einer rasanten Geschichte zu punkten vermag. In einer von Fabelwesen bewohnten Welt schaffen sie es eine spannende und feministisch-angehauchte Erzählung aus dem Ärmel zu schütteln, die auch allen Steampunk-Fans ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte. Worauf also wartest du noch? Schnapp dir den Band.
// Gerade erst im Kino angelaufen ist auch die spannende Spionage-Geschichte „Atomic Blonde“, die wir euch an dieser Stelle nochmal ganz innig ans Herz legen möchten. Selbige basiert auf einer Geschichte von Antony Johnston, der uns zusammen mit Sam Hart unter dem Titel „The Coldest City“ nochmal ordentlich Feuer unterm Hintern macht. In der Vorlage zum Film ist dabei alles etwas anders, als in den üblichen Spionagethrillern. Wir schreiben den November 1988 und in Berlin steht der Fall der Mauer kurz bevor. Der Kalte Krieg allerdings ist ebenfalls im vollen Gange und so entsendet der MI6 eine renommierte Agentin namens Lorraine Broughton in die deutsche Hauptstadt, um sie dort den Mord an einem Undercover-Agenten untersuchen zu lassen. Der nämlich hatte eine streng geheime Liste bei sich, welche die Namen aller britischen Geheimagenten in der Stadt enthält. Zusammen mit dem Frauenhasser Perceval, der ganz nebenbei für den amerikanischen Geheimdienst arbeitet, macht sie sich auf die Suche nach dem Dokument und steckt plötzlich mitten drin in einem verqueren Spiel aus Täuschungen und vielschichtigen Figuren. Wenn du also auf Geschichten stehst, die nur so strotzen vor Überraschungsmomenten, dann lass dir diese packende Graphic Novel nicht durch die Lappen gehen.
// Marc-Antoine Mathieu ist wohl einer der bemerkenswertesten Künstler der Gegenwart. Seine Werke strotzen nur so vor hintersinnigen Momenten und sind dabei so abstrakt, das man als Leser immer wieder dazu angeregt wird, selbst die Leerstellen mit Gedanken zu füllen. Auch sein neues Werk namens „Otto“ bildet da keine Ausnahme und dürfte mal wieder all jenen gefallen, die schon seine chirurgisch-anmutenden Geschichten wie „Tote Erinnerung“ oder „Richtung“ ins Herz geschlossen haben. Im Mittelpunkt steht der Performance-Künstler Otto Spiegel, der nach dem Tod seiner Eltern in einer Schaffenskrise steckt und noch dazu mit einem wahrlich sonderbaren Erbe konfrontiert wird. In den Händen hält er eine Truhe, die noch einmal seine ersten sieben Jahre auf dem Planeten Erde nachzeichnet. Dabei stellt sich ihm (und auch dem Leser) immer wieder die Frage nach dem Sinn des Lebens und so entwickelt sich das neue Werk des Franzosen zu einer Reise in die eigene Kindheit, die bis dato noch hinter einem Schleier versteckt zu sein schien.
// Muss man über „Fritz The Cat“ eigentlich überhaupt noch Worte verlieren? Als Robert Crumb Ende der 60er damit begann seine erste Heftreihe „Zap Comix“ zu veröffentlichen, in welcher sich auch die Geschichten des tierischen Protagonisten wiederfanden, hätte er sich wohl selbst nicht vorstellen können, welche Kult-Figur er da gerade ins Leben gerufen hatte. Durch die Kompromisslosigkeit und die expliziten Motive stach sein Werk aus der breiten Masse heraus und fachte noch dazu heftige Diskussionen an. Heute gilt Robert Crumb als einer der wichtigsten Autoren der Comic-Geschichte und seine Geschichten wurden in den renommiertesten Museen der Welt ausgestellt. Umso besser, dass auch der „Reprodukt“-Verlag sich seines Schaffens annimmt und nun endlich eine Neuveröffentlichung von „Fritz The Cat“ im edlen Hardcover-Look auf den Markt wirft. Darin kann man nochmal hautnah miterleben, wie der verrückte Kater so seinen Tag verbringt. Er säuft, kifft und verarscht die Leute um sich herum und eckt dabei natürlich bei all seinen Mitmenschen an. Die Hippie-Generation wird genauso durch den Kakao gezogen, wie der damalige Zeitgeist und auch wenn das alles natürlich ganz bewusst mit Provokationen gespickt ist, macht es auch heute noch verdammt viel Spaß sich „Fritz The Cat“ zu Gemüte zu führen.
// Eine überaus spannende Geschichte für alle Science-Fiction-Fans bekommt ihr zum Abschluss noch aus dem Hause „Panini“ präsentiert. „Caliban“ dreht sich um ein Raumschiff, das mit Hilfe von Wurmlöchern riesige Distanzen zu überbrücken vermag. An Bord befindet sich eine kleine Mannschaft, welche auf die Minenarbeiter und Geologen aufpasst, die im Schiff im Kälteschlaf liegen. Als das Raumschiff im Hyperraum allerdings mit einem riesigen Alien-Schiff kollidiert, spitzt sich die Lage zu. Die Crewmitglieder werden von schrecklichen Alpträumen heimgesucht und plötzlich fangen sie auch noch an einander zu misstrauen. Ob es am Ende einen Ausweg gibt und alle am Leben bleiben? Es lohnt sich in diese spannende „Odyssee ins Grauen“ einzutauchen, weil sie von Autor Garth Ennis und Zeichner Facundo Percio wirklich überaus spannend in Szene gesetzt worden ist und vom Look her immer wieder an die alten Alien-Filme erinnert. Also spannende Unterhaltung euch allen. Bis zum nächsten Strichcode.
UND WAS NUN?