mit neuen Büchern von Karl Bartos, Michael Wildenhain, Wolfgang Kraushaar, Axel Hacke und Hans-Erhard Lessing.
// Kraftwerk sind ja bis heute die unangefochtenen Pioniere der elektronischen Musik. Nun erscheint ein neues Werk über Mastermind Karl Bartos, der in seinem Buch noch dazu spannende Anekdoten aus dem Innenleben der Band Preis gibt. Als Komponist bei den wichtigsten Songs der Gruppe hat Bartos natürlich einen exklusiven Blick auf die legendäre Gruppe und so lohnt sich seine Autobiografie gleich in doppelter Hinsicht. Einerseits erfährt man sehr viel über das ehemalige Kraftwerk-Mitglied, der seit dem Jahre 2000 auch auf Solopfaden unterwegs ist, andererseits aber ist sein Buch „Der Klang der Maschine“ natürlich auch eng mit dem Erfolg der Elektro-Legenden verknüpft und so kommt man aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, während man sich so durch seine spannenden Abhandlungen wühlt. Da Kraftwerks Einfluss auf die heutige Hip-Hop und Elektroszene ungebrochen ist, macht es ja durchaus Sinn sich nochmal eingehender mit der Geschichte des Düsseldorfer Quartetts auseinander zu setzen, welches im Jahr 1975 die Musikwelt revolutionierte. Lass dich also verzaubern von den Geschichten über wegweisende Alben wie „Radio-Aktivität“, „Trans Europa Express“, „Die Mensch-Maschine“ oder „Computerwelt“ und erfahre mehr darüber, wie Bartos als Jugendlicher beschlossen hat, seinen Weg als Komponist konsequenter zu verfolgen. Man kann wirklich nur froh sein, dass er sein Ding damals gegen alle Widerstände durchgezogen hat. Nicht vorstellbar, welch immenser Schatz an elektronischen Klängen der Menschheit bis heute verwehrt geblieben wäre.
// Auf die Longlist des „Deutschen Buchpreises 2017“, welcher wie in jedem Jahr auf der Buchmesse in Frankfurt verliehen wird, hat es der Roman „Das Singen der Sirenen“ von Autor Michael Wildenhain geschafft. In Selbigem werden wir mit einem deutschen Frankenstein-Experten namens Jörg Krippen konfrontiert, der auf dem Campus seiner neuen Universität in London umherstreift. Ehe er sich versieht, eilt ihm auch schon die Stammzellenforscherin Mae zur Hilfe. Scheinbar zufällig treffen sich hier zwei Menschen, doch die junge Frau hat das Aufeinandertreffen ganz bewusst inszeniert. Anschließend drängt sie auf ein Widersehen mit dem älteren Mann und beginnt eine Affäre mit ihm. Sonderbarerweise scheint sie ziemlich viel über ihn zu wissen und auch Krippen hat so manche Leiche im Keller. Getrieben von ihrer gegenseitigen Anziehungskraft wagen die Beiden einen Tanz auf der Rasier-Klinge und werfen aufgrund ihrer leidenschaftliche Liebe neue Fragen im Verhältnis der Geistes- und Naturwissenschaften auf. Ob es am Ende einen glücklichen Ausgang für alle Beteiligten gibt, darf also durchaus bezweifelt werden. Gerade aufgrund seiner Intensität zählt der Roman von Michael Wildenhain aber sicher jetzt schon zu den lesenswertesten des Jahres.
// Auch Axel Hacke meldet sich in diesen Tagen mal wieder mit einem spannenden, kleinen Werk zu Wort, das ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen solltet. „Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen“ verrät sein Anliegen eigentlich schon anhand seines Titels, ist aber trotzdem ein überaus lohnenswertes Unterfangen. Der Autor setzt sich in seinem Werk nämlich damit auseinander, wie unsere Sprache zunehmend verroht. Im Internet sind Shitstorms und Beleidigungen an der Tagesordnung und die Verantwortlichen scheinen jedes Maß zu verlieren. Axel Hacke macht sich deshalb auf die Suche danach, was es heutzutage bedeutet, sich anständig zu verhalten und findet durchaus überraschende Antworten. Durch sein Buch will er die Leser dazu anregen, sich noch einmal Gedanken darüber zu machen, wie wir miteinander umgehen wollen. Wenn du also auch genervt bist von all den unverschämten Lügen und maßlosen Beleidigungen, die vielerorts so auf einen einprasseln, dann schnapp dir das Werk.
// Der „Deutsche Herbst“ ist inzwischen 40 Jahre her und doch wirkt er immer noch nach. Wolfgang Kraushaar versucht nun abermals in einem neuen Werk „Die blinden Flecken der RAF“ zu entschlüsseln und beleuchtet dabei eine wirklich bedrückende Epoche in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Im Herbst 1977 führt dabei die Ideologie der RAF zur Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer und erlebt in der Entführung des Flugzeugs „Landshut“ ihren beklemmenden Höhepunkt. Die Ursprünge allerdings für die Bewegung sind bereits in den 68ern zu finden. Und auch nach dem Selbstmord von Baader, Ensslin und Raspe ist die RAF bis in die 90er Jahre aktiv. In diesem Zusammenhang versucht Kraushaar das Thema RAF noch einmal vollständig aufzuarbeiten und mit einigen Missverständnissen aufzuräumen. Welche Erkenntnisse er letztlich daraus zieht? Es lohnt sich durchaus mal reinzuschnuppern für alle, die sich auch heute noch intensiv mit der RAF auseinander setzen, weil doch so manche neue Frage beim Lesen dieses Werkes aufgeworfen wird.
// Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf ein charmantes Büchlein aus dem Hause „Klett-Cotta“, dass sich alle Zweiradfans unbedingt ins Regal stellen sollten. „Das Fahrrad – Eine Kulturgeschichte“ liefert nämlich passend zum 200. Geburtstag des Gefährts, welcher in diesem Jahr am 12. Juni stattfand, einen gelungenen Rundumschlag in Sachen „Glück auf zwei Rädern“. Von den Anfängen des Fortbewegungsmittels, das eng mit dem Ausbruch eines Vulkans verknüpft ist, bis zu modernen Varianten, wie dem E-Bike, werden hier zahllose Facetten des begehrten Zweirads durchdekliniert und man bekommt sofort Lust, sich auf den Drahtesel zu schwingen, während man sich in dieses Werk vertieft. Wenn du also mehr wissen möchtest über das Gefährt, welches aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist, dann lass dich begeistern von Hans-Erhard Lessings Buch. Es lohnt sich. Und damit Schliss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?