// zuckerbeat vol. (4)99 – „forget me not“

mit neuer Musik von Olli Schulz, Brian Fallon, Joan As Police Woman, Get Cape. Wear Fly und The Bongo Club. // Ganz schön mutig von Olli Schulz sein neues Album gleich mal mit einem Song wie „Schockst nicht mehr“ zu beginnen, der vielen als Vorlage dienen könnte, ihn genau in diesem Zusammenhang so eben mal […]

mit neuer Musik von Olli Schulz, Brian Fallon, Joan As Police Woman, Get Cape. Wear Fly und The Bongo Club.

// Ganz schön mutig von Olli Schulz sein neues Album gleich mal mit einem Song wie „Schockst nicht mehr“ zu beginnen, der vielen als Vorlage dienen könnte, ihn genau in diesem Zusammenhang so eben mal abzustempeln. „Scheiss Leben, gut erzählt“ ist in diesem Zusammenhang allerdings alles andere als ein Reinfall. An den grandiosen Erstling kommt es zwar nicht heran, aber die größtenteils ernsthaften Stücke des Künstlers machen dennoch Spaß, weil man ihnen eine gewisse Dringlichkeit anmerkt. Der eben genannte Opener genauso wie das gelungene „Ambivalent“ sorgen dafür, dass man sich sofort wieder heimisch fühlt in diesem poppigen Werk, das Fans ebenso ins Herz schließen dürften, wie es seine Kritiker hassen werden. Zusammen mit Moses Schneider gelingt es dem Musiker dabei immer wieder für spannende A-Ha-Effekte beim Hörer zu sorgen, so dass einem über die komplette Distanz von zehn Songs niemals langweilig wird. Wenn du also auf deutschsprachige Popmusik mit Haltung stehst, dann lass dir das Werk nicht entgehen. Es hat so viel mehr zu bieten, als all der gleichförmige Chart-Pop-Müll, der einen sonst so mit seiner Gleichgültigkeit überschwemmt.

// Brian Fallon ist immer wieder für eine Überraschung gut. Nachdem er sich auf seinem Solo-Album vorwiegend dem Rock´n´Roll verschrieben hat, macht er sich nun auf dem zweiten Werk namens „Sleepwalkers“ daran seinem bisherigen Schaffen ein paar neue Facetten hinzuzufügen. Auf der Scheibe finden sich dementsprechend neben klassischen Rock-Songs auch Stücke mit Bläsern sowie Pop- und Soul-Elemente, die einen immer wieder in einen regelrechten Sog der Emotionen reißen. Die Scheibe selbst klingt so dringlich und vielschichtig, dass man sich immer wieder die Augen reibt. „Sleepwalkers“ ist genauso Rock wie Soul und wagt hin und wieder auch einen Abstecher ins Kiesbett, wenn der Musiker sich punkigen Gefilden zuwendet. Alle Fans seiner Hauptband dürfen also genauso einen Durchlauf riskieren wie die Anhänger von Tom Petty oder Elvis Costello. Das hier nämlich ist nicht mehr und nicht weniger als ein klassisches Rock-Brett, dessen Melodien einem noch Stunden später im Kopf herum schwirren.

// Einen neuen Longplayer hat auch Joan Wasser alias Joan As Police Woman am Start, der mal wieder ein gefundenes Fressen für den Lyriker von heute sein dürfte. Die Scheibe, die via „Play It Again Sam“ erscheint, ist bereits das fünfte Album der Musikerin, die bereits mit zahlreichen Awards und Auszeichnungen bedacht wurde. Nun widmet sie sich abermals den dunklen Seiten ihres Daseins, das auch durch den Verlust von zahlreichen geliebten Mitmusikern geprägt ist. Joan war gut befreundet mit Jeff Buckley und Elliot Smith, deren Musik wir heute ebenfalls schmerzlich vermissen und auch nach dem Tod ihrer Mutter hat die Musikerin immer wieder Trost in der Musik gefunden. Zusammen mit Sufjan Stevens, Daniel Johnson und RZA macht sie sich nun daran ihrer Musik ein paar weitere, ungeahnte Facetten hinzuzufügen und so freuen wir uns über ein wirklich bemerkenswertes Album, das einen aufgrund seiner Intensität immer wieder den Atem raubt. Wenn du also auf Musik stehst, die dich herausfordert, dann bist du hier genau an der richtigen Adresse.

// Get Cape. Wear Cape. Fly galt auch hierzulande mal als ein großer Hoffnungsträger. Das Projekt, hinter welchem sich der Musiker Sam Duckworth versteckt, schaffte es mit seinem 2006er Debütalbum jede Menge euphorisierter Fans um sich zu scharen und auch wenn der große Hype inzwischen vorbei ist. Mit seiner Musik schafft er es die Menschen auch 12 Jahre später noch in Euphorie zu versetzen. Inzwischen hat sich der Musiker ein eigenes Studio in Southend errichtet, das er als kreatives Herzstück der Scheibe bezeichnet. Nach wie vor fühlt er sich wohl in seiner Heimat in Essex und man merkt seinen Songs an, dass sie sich immer wieder stark an den 70ern abarbeiten. Auf „Young Adult“ treffen auf diese Weise folkige Melodien mit elektronischen Versatzstücken zusammen und es entsteht Musik, die so unverwechselbar und eigen klingt, dass man sie allein schon deshalb ganz tief ins Herz schließen möchte.

// An dieser Stelle außerdem noch der Hinweis auf eine neues Werk, das allen Fans von Oasis ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte. The Bongo Club schreiben nämlich nicht nur hymnische Oden an die Jugend und das Leben, sondern wurden auch von niemand Geringerem als Owen Morris produziert, der unter anderem bei den Meisterwerken „(What´s The Story) Morning Glory“ und „A Northern Soul“ von The Verve hinter den Reglern stand. Mit der schwedischen Crew nimmt er sich nun einer Gruppe an, die bereits mit ihrer Debüt-EP aus dem Jahre 2015 für Furore sorgte. Nun wird stilsicher nachgelegt und man merkt der Band an, dass sie es nun endlich wissen möchte. Die Gruppe rund um Sänger Jesper Jansson schafft es mit ihrer Musik schöne Erinnerungen an die 90er Jahre wachzurufen, ohne dabei besonders altbacken rüber zu kommen. Ganz im Gegenteil. „Anybody Have A Lighter“ klingt nach Aufbruch und so dürften zu den inzwischen schon 17 bereisten Ländern bei zukünftigen Touren wohl noch ein paar mehr dazu kommen. Verdient jedenfalls hätten sie es. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.