mit Werken von Max Scharnigg, Petra Pinzler/Günther Wessel, David Mitchell, Siri Hustvedt und Peter Stamm.
// David Mitchell hat für sein bisheriges Schaffen schon zahlreiche Preise wie den „World Fanatsy Award“ und den „Commonwealth Writer´s Prize“ erhalten. Mit seinem „Wolkenatlas“ hat er sogar einen Weltbestseller aus den Ärmeln geschüttelt und so freuen wir uns sehr euch hute auf sein Werk „Slade House“ aufmerksam machen zu dürfen, das einen nahezu atemlos zurück lässt. Im Grunde genommen ist das Werk so etwas wie ein klassischer Gruselroman. Er konfrontiert uns mit der perfiden Ausgangssituation, dass hinter einem kleinen schwarzen Eisentor etwas Schlimmes auf einen wartet. Anfangs noch ist man begeistert, es fühlt sich nach Abenteuer an und man geht immer weiter. Doch dann, als man plötzlich wieder nach draußen gelangen möchte, scheinen alle Wege versperrt und so stellt sich die Frage, zu welchem Zweck man eigentlich als Gast in dieses Haus hier eingeladen wurde und was einem dort noch so alles bevorsteht. Wenn du also auf hintersinnige Horror-Literatur stehst, dann lass dir dieses vor Überraschungen nur so strotzende Werk nicht entgehen.
// Max Scharnigg ist uns schon lange als Redakteure des SZ-Magazins aufgefallen. Dort berichtet er häufig so unaufgeregt und so wohl klingend von stilvollen Dingen, die wir uns nie leisten können (Versace Gummistiefel) oder nicht leisten wollen (Manschettenknöpfe). Meist liest sich sein Text so angenehmen, dass man den Artikel über überflüssige Dinge doch zu Ende liest. Sein neuestes Buch „Der restliche Sommer“ (Hoffmann und Campe, ISBN 978-3455404944) ist ein Roman und beschäftigt sich nur am Rande mit nobler Staffage. Handelt es sich doch bei einem der vier Protagonisten um einen Kolumnisten, der sich gerne auch als Stilpapst bezeichnet. Zeitlich gesehen, begleitet man ihn, seine Ex-Frau, seine neue Freundin und deren Schulfreund nur sehr kurz – keinen ganzen Sommer. Aber wie in gut gemachten Serien, erfährt man so viel von Ihnen, dass ihre Entscheidungen und ihr Verhalten immer plausibel erscheinen. Ja, manchmal das Gefühl bekommt, irgendwie könnten man jeder, dieser sehr unterschiedlichen Charaktere sein. Obwohl doch der Programmierer, der sehr jung erfolgreich eine Firma mit aufbaute, eine Psychologin und eine junge Frau, deren Hochphase ihres Lebens nach der Oberstufe schon wieder vorbei zu sein scheint, eigentlich wenig gemeinsam haben. Herrn Scharnigg ist eine spannende Erzählung gelungen, die trotzdem so dahin plätschert. (Euro 20,00)
// Eine vierköpfige Familie stellt sich Fragen, die sich viele andere Menschen auch hin- und wieder stellen: Wie groß ist der eigene CO2-Fußabdruck? Welchen Apfel sollte man dann im April kaufen wenn man klimaneutral leben möchte? Oder darf ich noch und ja, wohin verreisen ohne das Klima zu verändern? Bringen Kompensationsprogramme z. B. fürs Fliegen wirklich etwas? Die meisten resignieren nach fruchtlosen Diskussionen und finden Ausreden bzw. reden es sich schöner. Familie Pinzler/Wessel fühlte sich herausgefordert, begann zu recherchieren und wollte es ein Jahr lang versuchen, mit der besseren Klimabilanz. Wie das geklappt hat oder eben auch nicht könnt ihr in „Vier fürs Klima: Wie unsere Familie versucht CO2-neutral zu leben“ (Droemer, ISBN 9783426277324) lesen. Recherchieren und darüber Schreiben haben die beiden Autoren von „Vier fürs Klima“ im Blut, leben sie doch davon. Von Petra Pinzler liest man immer wieder Artikel in der Wochenzeitung ‚Die Zeit‘ und Günter Wessel schreibt bei einem Reiseverlag. Schön launig ist der Ton im Buch und doch wird Komplexes nicht weggelassen. Der Leser verfolgt die Diskussionen und Entscheidungen der Familie (mit 2 Teenies) zum Klima im Jahresverlauf. Dabei bleiben sie so schön menschlich. Keiner strebt die Askese an. Jeder kann auf etwas anderes gut verzichten: Autofahren, spontane Blusenkäufe, Fleisch oder zu verreisen. Man merkt schnell die Sozialisation der Familie im grünen Bildungsbürgertum. Wer wohnt schon im Häuschen mit Garten in Berlin. Zum Glück nehmen sie das aber auch selbstkritisch zu Kenntnis. (Euro 18,00)
// Wer sich mal wieder auf eine wirklich mitreißende Geschichte aus dem Alltag einlassen möchte, der kommt am aktuellen Werk von Peter Stamm nicht vorbei. Der bereits mit unzähligen Preisen überhäufte Autor, dessen Werke bereits in 30 verschiedene Sprachen übersetzt wurden, konfrontiert uns in „Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt“ mit einem Kerl namens Christoph, der die wesentlich jüngere Lena kennenlernt. Sie reden viel, gehen spazieren und schon bald unterhalten sie sich auch über ihre bisherigen Beziehungen. Dabei vermischen sich Gegenwart und Zukunft immer mehr, weil Lena sich in vielem, was Christoph erzählt, auf mysteriöse Weise wiederfindet. Schon bald stellen sich ihr existenzielle Fragen, die ihre ganze Welt auf den Kopf stellen. Ob sie am Ende doch so etwas wie Glück findet oder doch an der Gleichgültigkeit der Welt zerbricht. Lass dich ein auf diese wundervolle Geschichte, die einem in mancherlei Hinsicht die Augen öffnet.
// Ein wirklich zum Nachdenken anregendes Essay wiederum stammt aus der Feder der in Minnesot geborenen Schriftstellerin Siri Hustvedt. „Die Illusion der Gewissheit“ nennt sich ihr knapp 400-seitiges Werk, das sich noch einmal intensiv mit unserem Verstand auseinander setzt. Wo genau liegt eigentlich der Unterschied zwischen unserem Verstand und unserem Körper? Kann man ihn lediglich auf ein paar Neuronen im Gehirn reduzieren und wie verhält es sich dementsprechend mit der Ko-Existenz von Geist und Körper. Es sind Fragen, die dazu anregen, tiefer zu bohren und sich Schritt für Schritt der komplexen Materie hier anzunähern. Durch ihren multidisziplinären zugang gelingt es der Autorin zudem die ganze Thematik noch einmal aus der Sicht von Genetikern, Psychater, >Evolutionspsychologen und vielen weiteren unter die Lupe zu nehmen und so darf man sich jetzt schon über ein überaus differenziertes und vielschichtiges Werk freuen.
UND WAS NUN?