mit neuen Büchern von Heinz Strunk, Inger-Maria Mahlke, Susanne Fritz, Stefanie Sargnagel und Christoph Hein.
// Um sich in diesem nicht enden wollenden Sommer die Zeit zu vertreiben, dazu eignet sich in diesem Jahr die neue Kurzgeschichtensammlung von Heinz Strunk ganz hervorragend. Wer noch die Möglichkeit hat, sich das Buch in seinen Strandrucksack zu packen, dem liegt ein wirklich zauberhaftes literarisches Filetstückchen in den Händen. „Das Teemännchen“ nämlich bündelt die Stärken des Hamburger Schriftstellers auf famose Weise und erzählt uns Geschichten, die mal schräg, mal amüsant und mal ziemlich hintersinnig um die Ecke biegen. Der Titel bezieht sich in diesem Zusammenhang übrigens um einen Mann, der einen Laden eröffnen möchte, an dieser Aufgabe aber bravourös scheitert. Die dunkle Seite, die Strunk nur zu gerne nach außen kehrt, ist also auch hier wieder präsent und so bleibt einem das Lachen immer wieder im Halse stecken, wenn man sich diese Sammlung an Geschichten zu Gemüte führt. Was das Ganze mit Axl Rose und einer Expertin für Wilhelm Busch zu tun hat? Am besten du findest es selbst heraus. Dieses Werk deckt auf spannende Weise das komplette Spektrum menschlicher Emotionen in grotesken Episoden ab.
// Erst vor kurzem wurde die Longlist für den diesjährigen Buchpreis in Frankfurt bekannt gegeben. Auch wir wollen euch natürlich hier in den kommenden Monaten auf einige der Werke aufmerksam machen, die sich Hoffnung auf die renommierte Auszeichnung machen können. Den Auftakt macht heute das Werk von Inger-Maria Mahlke, welches auf den schönen Namen „Archipel“ hört. Die Autorin, welche in Lübeck aufgewachsen ist und Rechtswissenschaften an der FU Berlin studiert hat, wirft einen Blick auf die letzten hundert Jahre europäischer Geschichte. Sie geht die Sache dabei so locker und unkonventionell an, dass man immer wieder ins Staunen gerät. Abseits aller Befindlichkeiten erzählt sie aus dem Leben einer Familie und führt uns nach Teneriffa – der Insel des ewigen Frühlings. Wir treffen auf Rosa, die gerade ihr Studium der Künste abgebrochen hat und zurück zu ihren Eltern kommt. Wie das ihr Leben und das der anderen beeinflusst. Davon handelt dieses Buch und es ist so großartig erzählt, des es völlig zurecht für den diesjährigen Buchpreis nominiert wurde.
// Gleiches gilt für ein Werk aus dem „Wallstein“-Verlag, das einen mit einer überaus persönlichen Episode aus dem Leben konfrontiert. Dabei dreht sich alles um eine komplexe Mutter-Tochter-Geschichte, die uns ins Jahr 1945 zurückversetzt. Die Mutter wird gerade verhaftet, als ihre Tochter 14 Jahre alt ist. Sie wird ins polnische Arbeitslager Potulice gebracht, weil sie mit neun Jahren einen Zettel unterschrieb, der sie als Deutsche zu erkennen gab. Dabei stellen sich im Anschluss immer wieder die grundsätzlichen Fragen unserer Existenz und so reißt einen dieses Buch mit jeder weiteren Seite in einen regelrechten Sog der Emotionen. „Wie kommt der Krieg ins Kind“ ist eine Art Zwiegespräch mit der eigenen Geschichte und in diesem Zusammenhang auch mit den gesellschaftlichen Entwicklungen. Susanne Fritz schafft es mit ihren Worten Bilder im Kopf des Lesers hervorzurufen, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Nicht umsonst wurde sie bereits zuvor mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.
// Nochmal hinweisen möchten wir euch zur Veröffentlichung der Taschenbuch-Ausgabe auch auf das ganz wunderbare Werk von Stefanie Sargnagel. Denn hinter „Statusmeldungen“ verbirgt sich kein Austria-Pop-Roman von einer jungen Heldin. Nein, ehr scheint es ein Aphorismen Band á la Schopenhauer zu sein. Darauf einlassen sollte man sich allerdings unbedingt. Denn wo finden man schon Sätze wie diese: „Meine Gegend wird immer hässlicher, niemand will sie genftisieren.“ oder „Was ist die richtige Übersetzung von Foodie? Essi oder Speisi?“. Und überhaupt, wie kann es sein, dass wir die 30-Jährige bisher so übersehen konnten. Schließlich hat sie schon 3 Bücher mit ihren grotesken Äußerungen aus dem Call Center Milieu und dem österreichischen Proletariat in Indieverlagen veröffentlicht. … und immer wieder wenn man von Sargnagel liest, beneidet man um sie um die Wiener Beisl – Eckkneipen, in der noch gepflegt geraucht werden darf und preiswertes Bier getrunken werden kann. Sehr treffend schrieb die taz über die Literatur von S. „Morbider österreichischer Humor mit Sprengkraft. Eine Parodie auf das kaputte Leben.“ Vielleicht geht es euch ja auch wie der Autorin: „Ich hab so viel genetworkt in meinem Leben, aber eher unabsichtlich. Ich habe ja nie ernsthaft angenommen, dass aus irgendeiner meiner Bekannten etwas wird.“ Sehr schön, dieses Buch.
// Im neuen Roman von Christoph Hein dreht sich derweil alles um zwei Menschen die sich gegen alle Widerstände füreinander entscheiden. Wir treffen auf Friedeward und Wolfgang, die sich zueinander hingezogen fühlen. Sie radeln jeden Tag im Sommer zusammen zum Meer und quatschen über die Dinge, die sie bewegen. Ihre Zuneigung zueinander allerdings müssen sie vor den anderen verbergen, weil wir uns im Rahmen des Romans noch in den 50ern befinden und beide in einem katholischen Umfeld großwerden. Es geht also um alles und auch wie dieses Geheimnis sie im gesellschaftlichen Umfeld beeinflusst. Heraus kommt ein überaus glaubwürdiges und intensives Werk über die Geschichte einer Liebe, die unmöglich scheint und doch existiert. Gib diesem Werk namens „Verwirrnis“ also einmal eine Chance, es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zur nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?