mit neuer Musik von Alligatoah, Abwärts, Phillip Boa & The Voodooclub, Spiritualized und BC Camplight.
// Nachdem in diesem Jahr auch seine Bandkollegen Sudden und Timi Hendrix ein neues Werk aus dem Ärmel schütteln, lässt sich auch das wohl bekannteste Trailerpark-Mitglied namens Alligatoah nicht lumpen und beschert uns ein weiteres Update seiner „Schlaftabletten, Rotwein“-Eskapaden. Bisher eigentlich als Mixtape-Reihe in Szene gesetzt, handelt es sich bei Teil Nummer 5 nun allerdings erstmals um ein vollwertiges Album und das hat es in sich. Klang die erste Single „Alli-Alligatoah“ noch nach Totalverweigerung inklusive kongenialer Clip-Idee, wird auf Album-Distanz aus dem vollen geschöpft und allein der abschließende Track „Wie zuhause“ beinhaltet eigentlich Ideen für nochmal zwei weitere Tracks. Dabei wird der Künstler nicht müde der Gesellschaft immer wieder den Spiegel vorzuhalten (was er auch auf Konzertbühnen gerne tut) und liefert hier eine Art von Rap-Persiflage ab, die den Geist von K.I.Z. und Konsorten atmet. Dass er hin und wieder aneckt, bewusst überzieht und auch mal ins Kiesbett schlittert, wird dabei natürlich in Kauf genommen und sorgt dafür, das man beim Hören dieser 16 Tracks aus dem Schmunzeln gar nicht mehr herauskommt.
// Abwärts wiederum existieren ja bereits seit Ende der 70er. Zusammen mit ihrem Sänger und Gitarristen Frank Z. sorgten sie in der Szene für Furore und schafften es mit ihrer „Computerstaat“-EP und dem darauf folgenden Debütalbum „Amok Koma“ (aus dem Jahre 1990) auch von der breiten Masse wahrgenommen zu werden. Nach inzwischen nun schon 12 Veröffentlichungen legt die Band in diesen Tagen nun tatsächlich mal wieder ein neues Album vor. Zusammen mit Ärzte-Member Rodrigo Gonzáles, Björn Werra und Martin Kessler macht sich Frank Z. daran noch einmal alles in die Wagschale zu werfen und ein Werk aus den Ärmeln zu schütteln, das die Band in absoluter Bestform präsentiert. Wenn du also auf die alten Klassiker aus dem Hause Abwärts stehst, dann lass dir „Smart Bomb“ nicht entgehen. Es lohnt sich.
// Ebenfalls schon eine ordentliche Stange an Alben hat der altehrwürdige Phillip Boa zusammen mit seinem Voodooclub veröffentlicht. Auf seinem nun bereits 19ten Werk wirkt der Künstler aber dennoch kein bisschen ausgelaugt. Ganz im Gegenteil. Die 12 Stücke der neuen Platte werden allen, die in den 90ern gerne New Wave und Brit-Pop gehört haben ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. Selten hat es so viel Spaß gemacht zu trauriger Musik zu tanzen wie hier. „Earthly Powers“ ist ein echter Grower von einem Werk, der sich erst nach und nach erschließt. Und so schwelgen wir zu Songs wie „Nightclub Flasher“ oder „A Crown For The Wonderboy“ nicht nur in schönen Erinnerungen, es darf auch inständig darum gebeten werden, dass die Schaffenszeit des Musikers mit diesem Werk noch lange nicht zu Ende geht. Wem die zwölf Songs nicht reichen, der sei an dieser Stelle außerdem noch an die Deluxe-Ausgabe der Scheibe verwiesen, die auf 2000 Stück limitiert ist. Auf der findet sich nämlich gleich noch ein zweites neues Werk mit 11 Songs, die den anderen in nichts nachstehen. Das nenn ich mal wahre Fan-Liebe.
// Spiritualized wiederum standen im Rahmen ihres neuen Albums vor einer echten Herausforderung. Mastermind Jason Pierce aka J. Spaceman wiederum hatte nämlich während der Aufnahmen einfach nicht genug Kohle, um die Stücke so aufzunehmen, wie er es in der Vergangenheit immer getan hatte. Also hat er aus der Not eine Tugend gemacht, sich an den Laptop gesetzt und dabei mal eben einen echten Hingucker namens „And Nothing Hurt“ aus dem Ärmel geschüttelt, dem man seine Einschränkungen im Aufnahmeprozess zu keiner Sekunde anmerkt. Vielmehr bekommt man auch diesmal wieder einen vor Inspiration nur so strotzenden Klangkosmos um die Ohren gehauen, der einen als Hörer einfach hinweg fegt aus dem öden Alltag. Wenn der Musiker mit solch minimalen Mitteln schon dazu in der Lage ist, solche Musik zu kreieren, wie soll das nur erst weitergehen, wenn er wieder in ein richtiges Studio abbiegt. Wir jedenfalls können allen Fans nur raten, sich dieses famose Werk hier nicht entgehen zu lassen.
// Zu guter Letzt außerdem noch der Hiwneis auf das neue Werk von Brian Christinzio alias BC Camplight. Der Multi-Instrumentalist schafft es auch diesmal wieder eine ganz besondere Dynamik zu kreieren, während seine Stücke das heimische Soundsystem fluten. „Deportation Blues“ nennt sich das neue Album des Amerikaners mit italienischen Wurzeln und darauf verarbeitet er auch den Umstand, dass er inzwischen aus dem schönen Großbritannien ausgewiesen wurde. Neun Songs sind es am Ende geworden, die allesamt so spannend arrangiert sind, das man gar nicht genug von ihnen bekommt. Ob klassische Liedermacher-Klänge, Synthie-Pop-Melodien oder nostalgisch-stimmende 50er Jahre Sounds. Hier klingt alles wie aus einem Guss und so wünschen wir euch jetzt viel Spaß mit der Musik. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?