mit neuen Büchern von Louisa Dellert, Maja Böhler und Roberto Saviano / Giovanni di Lorenzo.
// Louisa Dellert ist Influencerin der ersten Stunde. Mit gerade mal 24 Jahren fing sie 2013 mit ihrem Account über Fitness, Sport und gesunder Ernährung an. Also so einige Challanges geschafft waren und sie auch ihre gedachte optimale Figur hatte wurde sie krank und merkt, dass diese Art von Selbstoptimierung, nicht das ist wonach sie weiterhin streben konnte. Seit kurzem widmet sie sich nun dem achtsamen Umgang mit unserem Lebensraum. Es war ein Bruch mit dem alten Leben, den viele ihrer bisherigen Anhänger nicht mitgehen mochten, wiederum andere schauten nun regelmäßig ihre Plattformen. Dass sie die Welt nicht an einem Tag verändern kann, kann man dort gut verfolgen oder man liest ihr Buch „Mein Herz schlägt grün: Weltverbessern für Anfänger – Herzblut statt moralischer Zeigefinger“ (Komplett Media, ISBN 9783831204717). All die kleinen Lebensräume wie Küche, Bade-, Schlaf- und Wohnzimmer sowie das eigene Auto oder der Garten werden unter die Lupe genommen. Wie verbrauchen Spielkonsole, Smartphone und Co. Weniger Strom? Wie sieht es aus mit unseren Shampoos, Deos und Cremes? Wie viele Schadstoffe gelangen wegen ihnen ins Grundwasser? Was kann ich beim Einkauf von Lebensmittel beachten? Es sind die kleinen Fragen des Alltags mit denen sie die Autorin aus Braunschweig beschäftigt. Und da Taten mehr sagen als Worte gibt es am Ende eines Kapitels immer eine Challenge. Schafft man es seinen Gasanbieter zu wechseln, auch wenn man das vielleicht schon seit 5 Jahren vorhat? Auch für die Urlaubsreisen und Geschenke findet ihre viele Tipps. Das 208-seitige Buch liest sich angenehm leicht. Wenn ihr euch schon länger mit dem Thema Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und xx Handeln beschäftigt, kommt euch sicher vieles bekannt vor. Aber wie heißt es so schön: Doppelt hält besser. (Euro 18,00)
// Ein Jahr schrieb die Hebamme Maja Böhler in der SZ die Kolumne „Die Wehenschreiberin“, nun ist diese mit weiteren unveröffentlichten Texten als Taschenbuch erschienen. Selten bekommt man einen so tiefen und leider auch sehr unverblümt realistischen Einblick in die Arbeit einer Hebamme. Dabei war Maja Böhler zu Berufsbeginn sehr euphorisch. Ihrer Familie gegenüber musste sie nach dem abgeschlossenen Jurastudium und der Anstellung bei einer Unternehmensberatung große Überzeugungsarbeit leisten, um diesen Berufswechsel zu erklären. In „Die Wehenschreiberin – Geschichten aus dem Kreißsaal“ (Goldmann, ISBN 9783442159727) erzählen die Hebamme (Pseudonym) mit der SZ-Journalistin Annabel Dilling kurzen Episoden vom Arbeiten mit Schwangeren und den werdenden Väter und Großeltern. Tatsächlich sind die 39-Episoden so unterschiedlich wie eben die Schichten im Kreißsaal. Kurioses wie Schamhaarfrisuren, Tatoos und Verhalten von werdenden Vätern hat ebenso seinen Platz im 272-seitigen Buch wie dramatisches um ungewollte Kinder, Behinderung, Tod oder Krankheit. Aber auch die Gedanken um die Verfassung bzw. Belastung von Pflegepersonal im klammen Schichtsystem oder eingefrorene Eizellen und sehr frühe (mit 13 Jahren) oder sehr späte (mit 55 Jahren) Mutterschaft bekommen ihren Raum. Dass es in solchen Ausnahmefällen auf den richtigen Ton aus jeder Richtung ankommt scheint beim Lesen verständlich, aber wehe man ist mittendrin. Und natürlich weiß man beim Lesen vom Auslandsaufenthalt bzw. Mitarbeit in einer Geburtsstation in Madagaskar, dass unser verbesserungswürdiges System doch noch viele Vorteile hat. Die Einleitung und das Schlusswort führen den Leser die aktuelle Hebammensituation in Deutschland vor Augen und machen nachdenklich. (Euro 10,00)
// Zu guter Letzt außerdem noch der Hinweis auf ein Buch über den ultimativen Sehnsuchtsort vieler Menschen hierzulande. Die Rede ist natürlich von Italien und wen könnte man sich da besser vorstellen als Autor als den altehrwürdigen Roberto Saviano, der ja schon so manche dunkle Machenschaft ans Licht zerrte. In „Erklär mir Italien!“ macht er sich zusammen mit Giovanni di Lorenzo, dem Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Zeit“, daran noch einmal eine Antwort auf die spannende Frage zu finden: „Wie kann man ein Land lieben, das einen zur Verzweiflung treibt?“ Zusammen machen sich die Beiden daran noch einmal die italienischen Mütter genauer unter die Lupe zu nehmen, schütteln zum Warmmachen vorher noch die üblichen Italien-Klischees aus dem Ärmel und wenden sich natürlich auch dem Treiben der Mafia zu. In ihren Worten schwingt dabei immer eine tiefe Verbundenheit zu unseren europäischen Freunden mit und da spielt es am Ende eigentlich schon gar keine Rolle mehr, ob es um die politische Situation oder die Macht der Kirche geht. Es ist einfach sehr aufschlussreich für einen persönlich, wenn man in diesem Werk schmökert und so möchten wir allen Leseratten nur raten, sich dieses Werk mal zu Gemüte zu führen. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Also viel Spaß beim Lesen und bis zum nächsten Mal.
UND WAS NUN?