// kartoffel oder reis …

Stumm steht die Sonne am Horizont, ihr brennendes Auge glotzend einfach herunter werfend ohne sich Gedanken zu machen. Aber ich, ich stehe hier vielmehr sitze noch und bin im Begriff zu gehen. Autos ziehen an mir vorbei, Wolken ziehen, ich ziehe an meiner Zigarette und der Rauch zieht vorbei. Irgendwas ist anders fragt sich mein […]

Stumm steht die Sonne am Horizont, ihr brennendes Auge glotzend einfach herunter werfend ohne sich Gedanken zu machen. Aber ich, ich stehe hier vielmehr sitze noch und bin im Begriff zu gehen. Autos ziehen an mir vorbei, Wolken ziehen, ich ziehe an meiner Zigarette und der Rauch zieht vorbei.





Irgendwas ist anders fragt sich mein Gewissen und langsam beginnen sich Erinnerungen abzuwechseln über Gesehenes, die den Tag über unbemerkt wie Schwarzfahrer in einer U-Bahn unter der Stadt durch mein inneres Auge jagten und sich freuten nicht kontrolliert worden zu sein. Doch es ist Abend und mit ihm kommt das Erinnern, das sich Fragen und sich immer wieder die selben Antworten geben.
Unbemerkt bewege ich mich weiter, unbemerkt nicht nur von mir selbst sondern auch von jedem der sich an mir vorbeischleicht. Auch dafür habe ich heute wieder das Bemerken verlernt zwar merkt sich mein empirisches Fassungsvermögen das Fassbare aber was bleibt sind diese kleinen Dinge die entgegen dem Uhrzeigersinn laufen und mich wahnsinnig machen.
Dass man in der U-Bahn von vorne nach hinten gehen kann und sich trotzdem nach vorne bewegt vorrausgesetzt die Bahn fährt habe ich nie so recht verstanden. Warum sollte ich also als Schaffner meiner Minigedankenmodelleisenbahn die Passagiere nach ihrer Gangrichtung beurteilen und nicht nach ihr Fahrtrichtung und ihrem Ziel. Denn das Ziel ist doch immer dasselbe oder das gleiche? Und wo sind die Weichen, wo die freie Entscheidung? Ich bin doch darauf gepolt zu betrachten sich alles zu merken wie ein Computer die Informationen zu verarbeiten und frei nach der Klassik das wahrhaftig Wahre herauszudestillieren und zu reflektieren. Aber warum sollte ich denn dann Sonnenlicht in einem Schluck reflektieren lassen, wenn ich das Glas auch exen kann.
Momentan stehe ich vor einer Wand nicht nur gedanklich auch in Wirklichkeit und betrachte sie. Hope also englisch für Hoffnung sagt mir mein Auge und mein Kopf macht sich welche.
Dieser kleine Aufkleber, Kunst oder Vandalismus, die Bezeichnung ist mir egal aber es wirkt. Wirkt beruhigend auf Körper und Seele und mir wird klar auch heute Abend wird sich die zwanghafte Frage, leider nur eine der vielen Zwänge, der Schwarzfahrer in meinem Kopf klären können.
Kartoffeln oder Reis. Ich glaube lieber gar nichts von beiden und bestelle mir an der nächsten Ecke einen Döner. Das war doch spontan oder nicht und kein Gedanklicher Zwang immer die richtige Entscheidung zu treffen. Hauptsache man trifft sie und wird nicht vom Zwang beherrscht man müsste sich einreihen. Zwang, Hundeleine fest und komm mit mir mit. Egal ob ich früh morgens erst aufs Klo gehe und dann Zähne putze oder umgekehrt oder mich eben zwischen Kartoffeln oder Reis entscheiden muss. Zwang steuert die Gedanken und entspringt aus der Gewohnheit und man gewöhnt sich zu schnell daran gezwungen zu werden.


// text: martin bartelmus // photo: luise aedtner