mit neuer Musik von Muriel Grossmann und C.R. Gillespie.
// Heute wollen wir uns mal zwei Veröffentlichungen eines Experimental-Jazz-Labels aus Tallinn, Estonia ansehen. Gegründet von zwei musikbegeisterten Freunden, war es das Ziel vor allem neue, spannende Musik zu finden und diese zu veröffentlichen. Im März 2017 erscheint dann die erste Platte via „RR Gems“ und seither sind viele Weitere gefolgt. Das Besondere an dem Label allerdings ist nicht nur die Musik, sondern auch dass sie immer mit audiovisuellem Material via Youtube um die Ecke biegt. Dadurch möchten die Label-Gründer deutlich machen, warum sie sich gerade für dieses Album entschieden haben und was die Musik so besonders macht. Das wiederum funktioniert nicht nur hervorragend, es schafft in Kombination mit den Vinyl-Veröffentlichungen auch ein nachhaltiges Gesamt-Erlebnis, das heutzutage im schnelllebigen Musikgeschäft immer seltener zu finden ist. Wir wollen euch heute das neue Album von Muriel Grossmann ganz innig ans Herz legen. Die Saxofonistin aus Österreich präsentiert uns auf seinem aktuellen Werk „Golden Rule“ ihre ganz persönliche Interpretation von modernem und spirituellem Jazz. Die Scheibe ist eigentlich schon im November 2018 auf den Markt gekommen, aber die hochwertige 2020er Vinyl-Version mit einem „Golden Foil“-Cover auf 2 x 200 Gramm Vinyl ist so bezaubernd, dass es sich auf jeden Fall lohnt, sich noch einmal in dieser Musik zu verlieren. Ein Gatefold-Cover ist hier genauso Ehrensache wie eine hochwertige Pressqualität, die keinerlei Wünsche offen lässt. Das Album selbst wiederum ist ein gefundenes Fressen für alle, die auch Spaß an den Alben von John Coltrane oder ganz allgemein an diversen Free Jazz-Veröffentlichungen haben. Man merkt, dass hier eine Musikerin ganz bei sich ist und trotzdem nie müde wird, die Grenzen des stilistisch-möglichen auszuloten. Ja, dieses Album hier pulsiert regelrecht über die Distanz von sieben Stücken, die sich über eine Gesamtlänge von 87 Minuten ausbreiten und von denen man sich wünscht, sie würden niemals enden. Damit schickt uns die Saxofonistin zurück auf eine Reise in die 60er Jahre und man fühlt sich kurzerhand in einen der unzähligen Free-Jazz-Keller im damaligen New York versetzt. Wer hinterher noch nicht genug hat, der kann sich außerdem noch eine 2018er Veröffentlichung von C.R. Gillespie zu Gemüte führen. Entstanden in den beiden Jahren zuvor in Toronto in Kanada, ist das Album „Séance Works“ auf LP auf schmale 250 Einheiten limitiert und auch hier steckt jede Menge Liebe in der Musik. Die Stücke selbst haben etwas Schleierhaftes an sich. Geisterhafte Landschaften offenbaren sich vor einem und die Synth-Einsätze sorgen für ein bedrohliches Klangerlebnis, das einen regelrecht umhaut. Ambient-Fans kommen hier genauso auf ihre Kosten, wie all jene, die sich in diesen Tagen in die Untiefen einer nebeldurchfluteten Clublandschaft zurücksehnen. Also Augen schließen und genießen. Diese Musik von Colin Roy Gillespie schubst einen tatsächlich in eine dämonische Parallelwelt. Und damit Schluss für heute. Bis zu unseren nächsten Presswerken.
UND WAS NUN?