Die närrische Zeit hat begonnen. Auf jedem Supermarktprospekt lacht es uns entgegen. Faschingsangebote, Luftschlangen, Menschen mit lustigen Hütchen auf dem Kopf. Überall kann man Krapfen und anderes närrisches Fastnachtsgebäck kaufen.
Immer wieder begegnen einem Menschen auf der Straße, die im wahren Leben Bankangestelle, Richter oder Verwaltungsfachbeamte sind, aber zur Faschingszeit ihr Alter Ego wie Pirat, Cowboy oder Nonne ausleben. Menschen die sonst eher steif und unlustig wirken, werden zu Fasching, dank Alkohol, zu wahren Stimmungskanonen, es wird fleißig zu den allerorts erklingenden Partyschlagern, die sont keiner kennen will (aber zu Fasching geht das) mitgelallt.
Zu „Die Karavane zieht weiter“ oder ähnlichen spektakulären Partykrachern, bilden sich Polonaisen, bei denen sich dann Alt und Jung an den Schultern fassen und durch die Lande ziehen. Der Clown tanzt mit dem Schaf, und die männliche Nonne mit dem Seemann. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Da der Alkoholpegel stetig steigt, haben sich alle lieb, umarmen sich und anscheinend bietet der Fasching auch den Freischuss für Hemmungslosigkeiten, denn zu keiner Zeit, scheint es mehr „Techtelmechtel“ zu geben als jetzt.
Während der alljährliche Wahnsinn ausbricht, frage ich mich, wie man das eigentlich Jahr für Jahr aushalten kann, denn der Ablauf verändert sich nicht. Prunksitzungen, Faschingsumzug, immer wieder die selben Lieder, Bonbonswerfen und was sonst noch so alles dazugehört. Hier scheiden sich wohl die Geister.
Während die Einen die närrische Zeit fast kaum abwarten können und zu jeder sich bietenden Gelegenheit „Helau“ schreien, flüchten die Anderen regelrecht vor dem bunten Treiben. Urlaub wird gebucht- fernab von Konfetti und Tröten.
Es soll auch Menschen geben die sich beim bloßen Gedanken an die Fasnacht die Decke über den Kopf ziehen und in ihrer Wohnung verbarrikadieren. Wieder Andere lassen sich auf das närrische Volk ein und trinken sich hin bis zu einem schlagererträglich-machenden Pegel an Alkohol.
Das muss wohl der Großteil sein, denn wenn man der Umfrage der Mainpost glauben darf, dann wollen 81, 2 % der Befragten im Raum Würzburg eigentlich mit dem Faschingszirkus nichts zu tun haben.
Die Betonung liegt hier auf eigentlich, denn wie ist es sonst zu erklären, dass so viele Menschen unterwegs, Veranstaltungen oder Bars total überfüllt sind.
Die Antwort lautet Alkohol. Denn in diesem Zustand macht es auch keinem mehr etwas aus, dass man von allen Seiten angerempelt wird, die dicke Berta einem auf den Fuß tritt oder man gar die fast 100 Jahre alten und steinharten guten Bonbons an den Kopf bekommt. Auch die oft qualitativ hochwertige Büttenreden und das ewig erklingende „Dädä“, kann man sich so ganz erträglich kaufen.
Unlustig wird es für die Meisten erst am nächsten Morgen, wenn der gute Alkohol in den Kopf steigt und sich in unerträgliches Gehirnhämmern verwandelt.
Richtig dumm gelaufen ist es, wenn dann noch zusätzlich zum Kater im Körper den Kater im Bett hat, den man mit Schrecken entdeckt, während man die total verschlafen Augen öffnet.
Spätestens dann, wenn man nicht weiß, oder vielleicht auch nie wusste, wie der Kater oder das Kätzchen hieß, dämmert es einem, was da wohl passiert ist und dass der Alkohol der böse Geist einmal mehr wieder sein Unwesen getrieben hat.
Dagegen gibt es leider kein Mittel, außer zu hoffen, dass die gute alte Aspirin schnell wirkt und die Option im nächsten Jahr vielleicht doch als Faschings-Grinch zu gehen.
// ella
UND WAS NUN?