mit neuen Büchern von Kim de l´Horizon, Ferdinand von Schirach und Eckhart Nickel.
// Der Tausendsassa Kim de l´Horizon hat mit seinem Debüt als Schriftsteller nicht nur den „Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung abgestaubt, sondern es jetzt auch noch auf die Longlist der Frankfurter Buchmesse geschafft. In seinem „Blutbuch“ geht es um eine Figur, die sich weder als Mann oder Frau versteht. Endlich dem Schweizer Vorort entflohen, wird diese Erzählfigur in Zürich ansässig und findet dort einen Platz, an dem sie gerne verweilen möchte. Dann allerdings bekommt die Großmutter Demenz und es beginnt die große Vergangenheitsbewältigung. Warum liegen eigentlich so wenige Erinnerungen an die Kindheit vor? Wieso verschwimmt die Oma immer mehr mit ihrer eigenen, früh verstorbenen Schwester. Und wo ist eigentlich die Großtante gelandet, die irgendwann einfach verschwunden ist. „Blutrausch“ ist in diesem Zusammenhang vor allem ein Werk gegen die Schweigekultur und ein einziger Befreiungsschlag, der alle Grenzen sprengt. In diesem Sinne viel Spaß mit diesem fantastischen, literarischen Rundumschlag.
// Neuen Lesestoff gibt es in diesen Tagen auch von Ferdinand von Schirach und das dürfte im Falle seines neuen Buches vor allem alle Fans von „Kaffee und Zigaretten“ freuen. In zahlreichen kurzen Texten setzt sich der Autor dabei nicht nur mit Privatem, sondern auch mit zahlreichen Einflüssen seiner selbst auseinander. Landet bei Hemingway, den Tagebüchern von Thomas Mann, gibt aber immer wieder auch viel Persönliches von sich Preis. „Nachmittage“ ist ein klassischer Erzählband, der sich auf 26 Teile aufteilt, die bisweilen nicht mal eine Seite lang sind. Dennoch zieht einen dieses Buch wie schon sein inoffizieller Vorgänger schon nach wenigen Seiten komplett in seinen Bann, weil man sich verlieren kann in diesen Gedanken, die einen dazu bringen sich schon nach kurzer Zeit einen weiteren Cappuccino zu kochen. Ein echter Appetit-Happen, dieses Werk.
// Zu guter Letzt noch der Hinweis auf den spannenden Roman „Spitzweg“, welcher in diesem Jahr ebenfalls für den Preis der Frankfurter Buchmesse nominiert ist. Darin setzt sich der renommierte Autor Eckhart Nickel, seines Zeichens Teil des popliterarischen Quartetts „Tristesse Royale“ mit zwei jungen Männern auseinander, die sich beide auf einer Sinnsuche befinden. Einer von ihnen hört auf den Namen Carl, der kurz vor dem Abitur plötzlich an der Schule aufschlägt und unseren Erzähler (dem eigentlichen Protagonisten dieses Werkes) die große Welt der Kunst näher bringt. Als eines Tages die von beiden angehimmelte Kirsten von ihrer Lehrerin im Rahmen eines Selbstportraits mit den Worten „Mut zur Hässlichkeit“ bedacht wird, liegt auf einmal kein Stein mehr auf dem anderen und man kommt nicht mehr los von diesem irrwitzigen Buch, in dem vor allem Kirsten die Fäden in der Hand hält. Wenn du also auf eigensinnige Literatur stehst, dann lass dir „Spitzweg“ nicht entgehen. Du wirst ganz sicher begeistert sein. Bis zu unserer nächsten Leserunde.
UND WAS NUN?