Das Glas steht auf dem Tisch. Das Glas steht auf dem Tisch. Das Glas steht da hinten auf dem Tisch. Es ist ein schönes Glas, das da hinten auf dem Tisch steht. Da steckt bestimmt höchste Handwerkskunst dahinter. So etwas hätte ich hier gar nicht erwartet. Schließlich ist das ne Studenten-WG. Schöne geschwungene Formen. So wie die ganzen Mädels hier. Halb voll. So wie die ganzen Mädels hier. Schönes Glas, das da hinten auf dem Tisch steht. Rotwein ist drin. Bestimmt Cabernet Sauvignon. Aus dem Lidl. Schönes Glas. Ich kann nicht aufhören hinzugucken. Muss am Glas liegen. Es ist ein schönes Glas. Ich hab kein so schönes Glas in der Hand. Ich hab gar keines in der Hand. Ich fahr nämlich. Eigentlich hätte ich ja schon Lust gehabt, was zu trinken. Hab mir überlegt, meine Schnabeltasse mitzunehmen. Käm’ aber bestimmt blöd. Wobei. Safety first, heißt es doch immer. Soviel Verantwortungsbewusstsein muss den Mädels doch imponieren. Und mit 26 …da lässt schließlich die Hand-Augen-Koordinationsfähigkeit langsam nach. Wobei, die ganzen jungen Dinger. Was man so hört. Vielleicht finden die es ja geil, Rotwein in den Ausschnitt gekippt zu bekommen. Hab ich mal im Fernsehen gesehen. Auf DSF.
Das ist ein schönes Glas, das da hinten auf dem Tisch steht. Geschätzte Entfernung von meiner Couch. Fünfeinhallb Meter. Das Glas steht auf dem Tisch. Wer hat das gesagt? Gott, ich komm mir vor wie Gollum. Ein Glas sie zu knechten….ich könnt ja hinge….nein, nein, nein Thomas. Du weißt was das letzte Mal passiert ist, als du versucht hast, aus einem offenen Gefäß zu trinken. Da war’s auch Rotwein. Wenn dein beigefarbener Rollkragenpulli könnte, hätte er nach der Aktion mit dir schlussgemacht. So wie deine letzte Freundin. Na gut, das war aber auch n bisschen übertrieben von ihr. Wegen dem bisschen Salzsäure über die Greys Anatomy DVDs…Na, wo ist dein Dr. Sheppard jetzt, Schatzi? Wenn Salz verschütten übrigens Unglück bringt, dann hätte Luzifer persönlich schon längst aus der Hölle kommen müssen um mich zu holen. Funktioniert übrigens nicht. Also von wegen Rotwein und Salz. Vielleicht sollt ich den Fleck einfach rausschneiden und mir n Rennauto-Sticker drübernähen lassen. Müsste dann aber ein großes Rennauto sein. Das Glas da hinten starrt mich an. Schönes Glas. Das denkst du jetzt schon zum vierten Mal. Ja ich weiß. Red ich mit mir selbst? Ja. Gut. Jetzt weiß ich auch, was die T-Shirts sollen, von wegen „ihr seid doch nur neidisch, weil die Stimmen nur zu mir sprechen“. Meine Hände tun weh. Sollte mich vielleicht nicht so fest in die Armlehnen der Couch krallen. Egal. Ist nicht meine Couch. Scheiß Party. Alle betrunken. Nur ich nicht. Scheiß Party. Schönes Glas. Ich muss aufs Klo.
Wo ist das Klo? Im Bad. Ah, gut. „Benny, hey, Benny. Wo is’n das Bad?“ „Da hinten, beim Klo“. Gut. Ich muss aufsteh’n. Was war das? Sebastian hat eine Bierflasche fallen lassen. Der Depp. Wobei, wer im Glashaus sitzt….apropos: Das Glas da. Ist schön, das Glas. Hätte nicht weggehen sollen. Eigentlich geh ich ja nur noch bei Doppeldeckerpartys weg. Eine Flasche Becks zum trinken, eine zum Verschütten. War ich schon auf Klo? Achnee, okay, gut, dann jetzt aufstehen. Am Glas vorbei, durch die Tür, ins Klo auf’s Bad. Äh, ins Bad aufs Klo. Egal, Studenten-WG. Kümmert hier eh keinen. Ich könnte es auch einfach laufen lassen. Ist ja alles ganz natürlich. Warum muss ich eigentlich aufs Klo. Hab doch gar nix getrunken. Geh aufs Klo. Wer hat das gesagt? Ich! Wer bist du? Der Erzähler! Achso, na dann, geh ich mal. „Hey Thomas, du sagst ja gar nix, komm, trink einen mit uns.“ Hübsches Mädchen. Hat aber nur ein Ikea-Glas in der Hand. „Keine Zeit, hab noch nen Termin“. Gute Antwort. Damit hat sie nicht gerechnet. Geschätzt Entfernung bis zum Glas: zweieinhalb Meter. Nicht hinschauen. Am besten, ich heb’ mir die Augen zu. Wenn du das Glas nicht siehst, sieht es dich auch nicht. Aber dann find ich den Weg zum Klo nicht. Das Leben ist fies. „Wenn das Liebe ist…“. Komische Musik, die grad läuft. Moment, das kenn ich doch, das Lied. Die Band heißt Glashaus. Gott hasst mich.
Hat der ein Glück, dass ich nicht sein Sohn bin. Dann gäb’s heut nämlich kein Christentum. „Nehmet, und trinket alle davon, das ist der Kelch des neuen und ewigen Bundes, mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird.“ Dem hätte ich gezeigt, was ich so unter „vergossen“ verstehe. Dann wären wir wahrscheinlich jetzt immer noch beim aller ersten Abendmahl. „Jesus, jetzt trink halt endlich den scheiß Wein aus dem hässlichen Gral“ – „Schnauze Petrus, dass sag ich meinem Vater, dann kommst du in die Hölle für!“„Wenn das ein Glas ist, warum bringt es mich um den Schlaf?“…hat die das gerade gesungen? Nein, das hast du dir eingebildet! Danke, Erzähler! Hab ich schon in die Hose gemacht? Noch nicht. Achso, na dann, ab ins Bad. Zwei Meter. Ein Meter fünfzig. Ein Meter. „It’s the final Countdown, dededede“….Notiz an mich: Später den DJ töten. Einen halben Meter. Ich hab noch nie in meinem Leben ein schöneres Glas gesehen. Schnell, bindet mir meine Hände auf dem Rücken zusammen. Hat das jemand gehört? Ich bleibe stehen. Was ist das so laut? Achso, mein Herz. Komm mir vor wie frisch verliebt. In ein Glas. Toller Fetisch. Der Sex könnt halt ein bisschen schmerzhaft werden. „Es erscheinen Engelchen und Teufelchen auf meiner Schulter, Engel links, Teufel rechts, lechz, nimm dir das Glas, es will es doch auch, kannst du mir erklär’n wozu man saubre Klamotten braucht?“ Mmh, auch das Lied kenn ich. Neuer Text. Bestimmt ein Remix. Fettes Glas…äh, schönes Glas, wollt ich sagen, ääh denken. Wenn Gott ein Glas geblasen hätte, dann wäre es dieses Glas gewesen. Grad guckt keiner. Nur einen kleinen Schluck. Nimm doch nur einen kleinen Schluck. Auf meiner rechten Schulter sitzt tatsächlich ein Typ mit Hörnern und einem Ziegenbart. Nein, lass es stehen. Nimm das Glas nicht in die Hand. Ich drehe meinen Kopf. Auf meinem linken Arm sitzt Meister Propper. Seit wann haben Glatzen Engelsflügel. Weiß ich nicht, dass hier ist deine Wahnvorstellung Thomas. Schwupps, weg sind sie. Ich muss dringend zum Arzt. Da kann ich dann auch gleich meine Pulsaderverletzung behandeln lassen, die ich mir holen werde, wenn ich das Glas in die Hand genommen und dann fallen gelassen habe.Das Glas steht auf dem Tisch. Fresse jetzt, Erzähler. „Hey Thomas, Thomas…bringst du mir mal bitte mein Weinglas mit?“ Ich dreh mich um. Da steht Tanja. Und ich steh auf sie. Wenn ich ihr das Glas bringe, gibt’s bestimmt Sex, zum Dank. So läuft das heute. Hab ich mal im Fernsehen gesehen. Auch auf DSF. Hm. In meinem Kopf spielt die Musik von Jeopardy. Dü dü dü dü düü dü düüü. „Ich trau mich nicht“ kann ich ja au nicht sagen. Wär ja lächerlich. Und schnell zum Auto gehen und mein Lätzchen holen? Sie sieht immer noch her. Sie ist sogar noch schöner, als das Glas. Ich muss es tun. Ok ok ok ok. Hand, mach jetzt kein Scheiss! Sag das nicht mir, sag das dem Kopf. Ok. Kopf, benimm dich – oder ich ramm dich später gegen den Massivholzwohnzimmerschrank! Langsaam. Laaangsaaam…..noch fünfzehn Zentimeter, noch zehn Zentimeter. Stopp Stopp Stop Stopp. Ich hab eine Idee. So geht’s. So verläbber ich nix, blamier mich nicht und meine Klamotten bleiben sauber. Dass ich da nicht früher dran gedacht hab. Kopf, du bist ein Genie. Dafür gibt’s später n bisschen Klebstoff. Ich werde mich heut nicht blamieern. HA!
„Hey, Tanja. Tanja. FANG!“
Ich liege auf dem Rücken. Das ist ein schöner Stiefel. Mmmh, Tanja hat schöne Stiefel. Ein schöner Stiefel der sich da zwischen meine Beine gegraben hat. Hab ich jetzt eigentlich Sex zum Dank bekommen? Wer hat das gesagt? War ich das? Warum ist meine Stimme so hoch. Achso, ja … Ich stehe auf. Warum schauen mich alle an? Glaub der Stiefel steht mir nicht. „Hey Thomas….Thomas.“ Tanja ruft. Sie will bestimmt Sex jetzt. Darauf deutet der Amboss hin, den sie in der Hand hält. Schöner Amboss. „Hey Thomas, FANG“.// von thomas brandt
UND WAS NUN?