zu Besuch im 4D-Deutschlandmuseum am Potsdamer Platz in Berlin.
// Zuweilen haben Museumsbesuche ja eher einen schnöden Ruf – anstrengend, eintönig. Ein Besuch ist für die meisten oft eine Pflichtveranstaltung und kein freudiges Ereignis, das man wochenlang herbeisehnt. Braucht es zu den über 175 Sammlungen und Museen in Berlin noch weitere? Im Falle des Deutschlandmuseums ist unser Fazit: Ja, unbedingt. Das Ziel der Museumsmacher, deutsche Geschichte erlebbar zu machen, auch visuell, akustisch, olfaktorisch und haptisch, ist ihnen gelungen.
Wer durch die hölzerne Ritterburg geht oder in der Druckerstube von Martin Luther die Druckstöcke berührt, staunt erst einmal. Wenn man dann anschließend durch die schattenhafte Menge an angsteinflößenden, den Hitlergruß-zeigenden Nazis läuft oder die diesige Luft einatmet, noch dazu bei einsetzendem Luftalarm – sieht man sich bisweilen nicht nur optisch in die dunklen Kriegsjahre versetzt, sondern fühlt sich dabei zunehmend auch unwohl. Andere Teile des Museums wiederum erinnern eher an eine Freizeitparkkulisse – alles wirkt sehr opulent, jedenfalls nicht wie ein klassisches Museum. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass das im Juni 2023 eröffnete Deutschlandmuseum mit dem THEA Award for Outstanding Achievement („Museums-Oscar“) ausgezeichnet wurde. Damit geht der Preis das erste Mal nach Deutschland. Bisherige Preisträger waren Branchengrößen wie das Disneyland oder das Victoria & Albert Museum.
Das Deutschlandmuseum erreicht man zudem ganz leicht am Potsdamer Platz, es hat 365 Tage im Jahr geöffnet, eine online-Ticketbuchung können wir, wegen günstigerer Preise und möglicherweise weniger Besucher, empfehlen, da es vor Ort zumindest in den Stoßzeiten sehr voll ist.
Was erwartet euch im Erlebnismuseum im Einzelnen? Auf einer Ausstellungsfläche von 1.400 m², geht ihr über 2 Ebenen durch 2000 Jahre deutscher Geschichte, wobei hier 12 Epochen dargestellt sind: Germanien, Frühmittelalter, Hochmittelalter, Reformation, Aufklärung, Deutscher Bund, Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Deutsche Teilung, Konsumwelt Ost-West und das Vereinigte Deutschland. Aber keine Angst, ihr werdet hier nicht von endlosen Jahreszahlen und Details erschlagen. Viel mehr geht es darum einen Gesamtüberblick zu haben und während des ganzen Aufenthalts (ca. 1 bis 1,5 Std.) motiviert am Thema zu bleiben. Dabei helfen neben der einmaligen Ausstattung der Räume, die interaktiven Stationen mit Rätseln und geografischen Karten, aber auch die oft großformatigen Projektionen typischer Szenen der dargestellten Epochen (z. B. das Schlachtfeld im 1. Weltkrieg oder ein Ritterturnier).
Das Museum funktioniert sowohl für Besucher mit geringen Kenntnissen zur deutschen Geschichte als auch für Geschichtsleistungskurs-Absolventen. Für Kinder ist das Erlebnismuseum ab 6 Jahren geeignet, jüngere können aber durchaus auch mitgenommen werden, dürften sich aber gerade in den Kriegsjahren wohl überfordert fühlen. Die dunklen Kapitel deutscher Geschichte sollte man dann einfach etwas schneller passieren. Alles in allem ein absolut beeindruckender Besuch, der uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.
UND WAS NUN?