Da steht sie vor ihm. Ganz in schwarz. Ihre Lieblingsfarbe. Er weiß gar nicht wo er zuerst hinschauen soll.
Sie wirkt so erwachsen, das letzte Mal als er sie gesehen hatte, sah sie so kindlich und zerbrechlich aus. Lange war es noch nicht her, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. Aber das Mädchen das nun vor ihm stand, ach Mädchen, jetzt musste er sie Frau nennen, denn sie wirkte so erwachsen.
Das lag nicht nur an ihrer Kleidung, sondern auch an ihrer Aura. Aus Verlegenheit blickte er auf ihre Schuhspitzen. Schwarze Highheels trägt sie. Langsam lässt er seinen Blick nach oben streifen, schwarze Röhrenjeans, schwarzer Gürtel, schwarzer Rollkragenpullover, schwarzer Trenchcoat.
Der Ring an ihrem Finger blitze auf, dieser Ring, auch an ihn konnte er sich erinnern. Er kennt seine Bedeutung. Sie trägt ihn immer noch denkt er. Dann ist sie vielleicht nicht in festen Händen. Er ertappte sich selbst dabei wie er diesen Wunsch in sich dachte.
Ihre braunen Augen blitzten durch ihre schwarze Brille. Diese Augen. Jetzt kam es ihm wie eine Ewigkeit vor, dass er sie das letzte Mal gesehen hatte. Keine Wut lag ihn ihrem Gesicht, obwohl sie allen Grund dazu hätte. Freundlich blickt sie ihn an.
Aber sie blieb in einer Entfernung stehen. Sie hatte gesehen, dass er sie erkannt hatte. Sie streifte schon seit einigen Wochen durch die Straßen Berlins, dachte gelegentlich an ihn, aber hatte es nicht für möglich gehalten ihm in dieser Millionenstadt wirklich einmal über den Weg zu laufen.
Aber da stand er.
Und da stand sie.
In der rechten Hand hielt sie ihr Blackberry und in der linken ihre schwarze schwere Handtasche. Ihr Leben hatte sich verändert, sie wusste das, aber ihm stand die Verblüffung ins Gesicht geschrieben. Hatte er sich geändert? Angerufen hatte er sie nicht mehr, auch keine Email, keine Sms….aber vielleicht hatte er sich auch nur geschämt. Immernoch stehen sie da, in dieser Menschenmenge, Bänker, Mütter, Menschen eilen an ihnen vorbei doch sie sehen immernoch wie angewurzelt in einiger Entfernung voneinander.
Schon immer war sie die Mutigere von ihnen beiden, also ging sie auf ihn zu, langsam, jedes Klicken ihres Absatzes ließ sein Herz aufschrecken.
„Hallo“, machte eine kurze Pause: „Maimonides“.
Er fasste ihre dunklen Locken doch sie nahm behutsam seine Hand und löste seinen Griff.
Sie war nicht mehr das selbe Mädchen, das vor einiger Zeit bei ihm war. Und er, er hatte seine Chance verspielt.
„Bist du verheiratet?“ platzte es aus ihm heraus.
Er dachte sie zu kennen, er dachte sie würde ihn nur ablehnen, wenn sie vergeben war. Doch sie, sie war nicht vergeben. Sie hatte sich nur vor langer Zeit gegen ihn entschieden. Beschlossen, ihr Versprechen an sich selbst zu halten und auf sich aufzupassen, ihr Leben zu leben, ohne sich von anderen beeindrucken zu lassen. Ihren Weg zu suchen und zu gehen.
Sie spürt seinen Schmerz, so wie sie es immer tat, es tut ihr in der Seele weh, zu spüren, wenn es ihm oder einem anderen weh tut. Aber sie konnte nicht mehr auf ihn warten, warten bis er sich entschieden hatte.
Sie lässt ihre Tasche aus der linken Hand gleiten. Ihr Blackberry immer noch in der rechten.
Sie umarmt ihn.
„Es tut mir leid“, flüstert sie ihm ins Ohr.
Lässt ihre Arme wieder sinken und macht gleichzeitig einen Schritt zurück. Sie fasst die Henkel ihre Tasche.
Ihr Blick ruht noch kurze Zeit auf dem Boden, dann schaut sie ihm direkt in die Augen und dreht sich um.
Sie läuft davon, wissend, dass sein Blick auf ihr haftet. Sie erhöht ihren Schritt und läuft immer schneller.
Seine Augen verfolgen ihre schwarze Silouhette. Bis er sie nicht mehr sehen kann.
In dem Moment als er sie in der Menge entdeckt hatte, hatte er sich entschieden, für sie.
// ella
UND WAS NUN?