// aufgelesen vol. (4)79 – „möchte die…“

mit dem Werk „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ von Saša Stanišić. // Saša Stanišić meldet sich mit einem neuen, faszinierenden Werk zurück: „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“. Bereits der ungewöhnliche Titel […]

mit dem Werk „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ von Saša Stanišić.

// Saša Stanišić meldet sich mit einem neuen, faszinierenden Werk zurück: „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“. Bereits der ungewöhnliche Titel weckt Neugier und lädt zu einer literarischen Reise ein, die tiefgründige Reflexionen und humorvolle Episoden meisterhaft vereint. Stanisic entführt uns in eine Welt, in der alternative Lebensentscheidungen möglich werden. Das Buch stellt die zentrale Frage: Was wäre, wenn wir in entscheidenden Momenten anders gehandelt hätten? Diese spekulative Prämisse wird durch eine Reihe von ebenso originellen wie bewegenden Geschichten erkundet. Die Protagonisten des Buches wagen es, schwierige Wege zu gehen, unübliche Entscheidungen zu treffen und manchmal auch die eine gute Lüge auszusprechen.

Eine der Erzählungen folgt einer Reinigungskraft, die beschließt, mit einer Bürste aus Ziegenhaar in der Hand, endlich ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Ihre Reise ist ein berührendes Beispiel dafür, wie kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können. Dann gibt es den Justiziar, der bereit ist, zu betrügen, um endlich gegen seinen achtjährigen Sohn im Memory zu gewinnen. Dieser skurrile, aber tiefgründige Plot zeigt die Komplexität von Ehrgeiz und Niederlagen im alltäglichen Leben. Ein weiteres Highlight ist die Geschichte des deutsch-bosnischen Schriftstellers, der zum ersten Mal nach Helgoland reist, nur um dort festzustellen, dass er schon einmal auf der Insel gewesen ist. Diese Episode ist nicht nur humorvoll, sondern bietet auch eine tiefere Reflexion über Identität und Erinnerung. Saša Stanišić‘ Stil ist wie immer elegant und fließend, voller sprachlicher Feinheiten und subtilem Witz. Er schafft es, große philosophische Fragen in zugängliche, oft sehr persönliche Geschichten zu verpacken, die den Leser zum Nachdenken anregen. Jede Seite ist ein Vergnügen, da sie gleichermaßen mit Tiefe und Leichtigkeit gefüllt ist. Besonders hervorzuheben ist Stanišić‘ Fähigkeit, die verschiedenen Facetten des Lebens zu beleuchten – von den komischen Missgeschicken des Alltags bis hin zu den existenziellen Fragen, die uns alle beschäftigen. Seine Charaktere sind vielschichtig und authentisch, ihre Geschichten resonieren lange nach dem Lesen nach. „Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne“ ist ein Meisterwerk, das die Bandbreite menschlicher Erfahrungen einfängt. Es lädt dazu ein, über die eigenen Entscheidungen nachzudenken und bietet gleichzeitig eine unterhaltsame und tiefgründige Lektüre. Saša Stanišić beweist einmal mehr, dass er zu den herausragendsten Stimmen der zeitgenössischen Literatur gehört.