mit dem Comic „Geile Zeit“ von Niclas Seydack.
// „Geile Zeit“ von Niclas Seydack ist mehr als nur eine Autobiografie; es ist eine lebendige Chronik der Millennial-Generation, die zwischen Lego-Steinen, Nutellabroten und Samstagabenden vor „Wetten, dass..?“ aufgewachsen ist. Das Buch beginnt in der scheinbaren Idylle der 90er Jahre, einer Zeit, die geprägt war von unbeschwerten Kindheitserinnerungen und den einfachen Freuden des Lebens. Doch Seydack zeigt schon früh, dass diese Idylle nicht ewig währt. Der 11. September 2001 markiert einen Wendepunkt, nicht nur global, sondern auch im persönlichen Erleben vieler, die zu diesem Zeitpunkt noch Kinder oder Teenager waren. Schweigeminuten in der Schule und erste Gespräche über Terrorismus und Unsicherheit prägen die Erinnerungen dieser Zeit.
Das Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise durch die prägenden Jahre der Millennials: Die ersten digitalen Liebesgeschichten auf ICQ, die sich von den analogen Romanzen der Eltern unterscheiden, aber dennoch von den gleichen Hoffnungen und Unsicherheiten begleitet sind. Seydack beschreibt die Herausforderungen des Übergangs ins Erwachsenenleben, von einem verkürzten Studium, das oft weniger einer Berufung als einer Pflicht gleichkommt, über unbezahlte Praktika, die als notwendiges Übel betrachtet werden, bis hin zum Berufsstart, der für viele inmitten eines globalen Lockdowns stattfand. Mit einem scharfen Blick für Details und einem Gespür für den Zeitgeist fängt Seydack auch die kulturellen Phänomene dieser Jahre ein: Die Mode, die trotz (oder vielleicht gerade wegen) der düsteren Zukunftsaussichten immer knalliger wurde, und die oft ironische Haltung der Millennials gegenüber ihrer eigenen Realität. „Geile Zeit“ ist durchzogen von einem subtilen Humor, der die schmerzhaften Momente der Unsicherheit und Desillusionierung in ein erträgliches Licht rückt. Das Buch bietet aber nicht nur eine retrospektive Betrachtung, sondern stellt auch die Frage, wie diese Generation mit den Herausforderungen der Gegenwart umgeht. Die Erzählung endet nicht mit der glorreichen Auflösung aller Probleme, sondern reflektiert die aktuelle gesellschaftliche Lage: Erst die Konfrontation mit einer neuen Rechten und dann ein neuer Krieg, während zwischendurch die Jugend durch scheinbar harmlosere Aktivitäten wie Trichtersaufen geprägt ist. Seydack zeigt, dass die Millennials eine Generation sind, die trotz aller Widrigkeiten versucht, ihre eigene Identität und ihren Platz in der Welt zu finden. „Geile Zeit“ ist eine packende, ehrliche und manchmal bittersüße Reise durch die Höhen und Tiefen des Millennial-Daseins. Niclas Seydack gelingt es, die Leser mit seiner persönlichen und doch universellen Geschichte zu berühren und sie an die vielen Momente zu erinnern, die diese Generation geprägt haben. Ein Muss für alle, die diese Zeit miterlebt haben, und für jene, die verstehen wollen, was die Millennials wirklich ausmacht.
UND WAS NUN?