// unterwegs vol. 33 – „taubertal festival, rothenburg ob der tauber 2024, vol. 02“

// Nach dem fulminanten Start des diesjährigen „Taubertal Festivals“ am Donnerstag und Freitag ging es am Samstagmorgen gleich weiter – und zwar in einer ganz anderen Tonlage. Frühaufsteher werden hier nämlich am Campingplatz mit einer ausgiebigen Yogasession begrüßt, bei der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so tief entspannten, dass man fast vergessen könnte, dass das […]

Fans von Rise Against vor historischer Kulisse

// Nach dem fulminanten Start des diesjährigen „Taubertal Festivals“ am Donnerstag und Freitag ging es am Samstagmorgen gleich weiter – und zwar in einer ganz anderen Tonlage. Frühaufsteher werden hier nämlich am Campingplatz mit einer ausgiebigen Yogasession begrüßt, bei der sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so tief entspannten, dass man fast vergessen könnte, dass das hier eigentlich ein Musikfestival ist. Doch die Ruhe währte nicht lange und bereits die ersten Sonnenstrahlen deuteten an, dass es am Samstag und Sonntag jeweils noch etwas heißer werden würde als am Vortag. Kaum war der Sonnengruß beendet, heizte der Würzburger Kneipenchor den Gästen der Festivalvillage ein. Zu Songs wie „All The Small Things“ von Blink-182 wurde lautstark mitgesungen, so als wäre man hier Teil einer gigantischen Karaoke-Party, die den ganzen Tag dauern könnte. Doch das war erst der Anfang: Der Chor durfte später auch noch bei Bosse auf der Hauptbühne ran und zusammen mit ihm den Song „Ein Traum“ performen. Ein fantastischer Auftakt für einen Tag, der es in sich hatte!

Sondaschule

Während am Campingplatz noch die letzten, nicht vorhandenen Yogamatten zusammengerollt wurden, flogen auf der „Sounds For Nature“-Bühne schon die ersten Seifenblasen durch die Luft. Zu den Klängen von Dilla wurden diese mit Wasserpistolen verschossen, und die Fans feierten ausgelassen mit der Musikerin, als ob es kein morgen gäbe. Weiter gings dann mit den Jungs von der Sondaschule. Die Ska-Punk-Band brachte ordentlich Betrieb vor die Hauptbühne und sammelte nebenbei auch noch jede Menge Pfand für „Viva Con Agua“, indem sie leere Becher zu sich auf die Bühne werfen ließ. Eine wirklich tolle Aktion, die uns die Jungs gleich noch ein wenig sympathischer machte.

Den Höhepunkt des Ska-Punk-Feuerwerks am Smastagabend lieferte dann Talco, die italienischen Meister ihres Fachs. Mit ihren energiegeladenen Rhythmen brachten sie das Tal zum Kochen und zauberten den Fans ein breites Lächeln ins Gesicht. Und als ob das noch nicht genug wäre, setzte Nina Chuba mit ihrer Bühnen-Performance noch einen drauf. Mit echten Bläserinnen, einem wahrlich überraschenden und überaus gelungenem, neuen Bossa Nova Track, und frenetischer Partystimmung beim Track „Ich hass dich“ sowie dem fulminant per Mikrokamera performten „Glatteis“ brachte sie die Menge endgültig zum Ausflippen. Was für eine Show, was für eine unfassbare Musikerin, die uns hoffentlich bald schon ihr zweites Album beschert! Die zahlreichen Zaungäste außerhalb des Festivalgeländes, die sich nebenbei etwas Abkühlung in der Tauber verschafften, waren genauso begeistert, wie die Fans vor der Bühne.

Kleine Pause zwischendurch
#NoRacism
Dilla
Nina Chuba-Fans

Und ja, es ging genauso partylastig weiter: Der Samstagabend brachte uns nämlich noch die Punkrocker von Rise Against on stage und die zeigten, dass auf sie auch in verrückten Zeiten wie diesen Verlass ist. Im Publikum tun sich immer wieder große Kreise auf, während auf der Bühne ein Meer aus Flammen in die Luft schießt. Außerdem bekommt unser inzwischen lieb-gewonnenes Bühnen-Kuscheltier-Maskottchen nochmal seinen großen Auftritt und wird von Sänger Tim McIlrath dem Publikum entgegen gereckt. Wo der Teddy eigentlich herkam? Wir haben keine Ahnung, aber er wird zunehmend zur Institution und heimlichen Held des Festivals, da er bei allen Bühnenauftritten anwesend ist. Auf der Sounds For Nature-Bühne ging es parallel dazu zwar etwas ruhiger, aber nicht minder emotional zu. Und falls ihr euch auch fragt, wie so mancher Besucher vor Ort, ob bei Mayberg irgendein Bezug zu den etwas bekannteren Kollegen besteht, die ebenfalls ein May in der Mitte ihres Namens tragen: Nein, Mayberg ist kein Teil von AnnenMayKantereit, sondern ein komplett eigenständiger Künstler, dessen Stimme aber stark an die werten Kollegen erinnert – was das Publikum natürlich überaus zu schätzen wusste.

Der krönende Abschluss des Wochenendes gehörte dann Feine Sahne Fischfilet, die wirklich jeden in den zahlreichen Moshpits in Ekstase versetzten und für schweißüberströmte Häupter am Sonntagabend sorgten, genauso wie Deichkind, die danach nochmal ein irres Partyfeuerwerk zündeten – inklusive Konfetti-Kanonen, überdimensionalen Luftkissen, Riesenkackhaufen-Emoji, Trampolin-Choreo und rollendem Monsterfass vor und auf der Bühne. Zuvor war auch noch Platz für Schlagerfans auf diesem so vielfältigen Festival, als Roy Bianco und die Abbrunzati Boys die Bühne betraten und uns innerlich schon mal ins sonnige Italien verfrachteten. Wunderbar, wie das hier alles nebeneinander funktioniert. Sogar ihren allseits beliebten Schlagerstrudel mit Plastikpalmen im Arm durften die Leute vor der Bühne aufs Parkett zaubern. Muss man einfach gesehen haben, diese Show, glaubt man aber auch dann nicht so wirklich. Hier passt die Musik mal wirklich perfekt zum sommerlichen Wetter von mehr als 30 Grad und alle Anwesenden haben am Ende ein breites Grinsen im Gesicht.

Das Festival wäre zudem nicht komplett ohne zahlreiche verrückte Menschen in noch verrückteren Kostümen, die auch dieses Jahr wieder reichlich vertreten waren. Unter den gesichteten Teilnehmern waren mehrere Einhörner, ein Mario, ein Luigi, ein Schiffskapitän, ein Rosenkavalier, ein pinker Sheriff, ein Gandalf und – man staune – ein Fliegenpilz, der wohl ebenfalls aus der „Super Mario World“ entflohen zu sein schien. Besonders stolz war am Samstag PSG Mayence (wir hoffen wir haben uns bei dem Namen nicht veschrieben) als erster Taubertal-Flunkyball-Champion, was gleichzeitig einen Startplatz bei der Flunkyball-Meisterschaft in Elmshorn im Jahr 2025 bedeutete. Wir wünschen viel Glück dabei. Und ja, für alle Unwissenden (uns zuvor inklusive): Flunkyball ist ein Trinkspiel-Sport, bei dem zwei Teams versuchen, eine Plastikflasche in der Mitte des Spielfeldes umzuwerfen, um dann möglichst schnell ihre eigenen Getränke auszutrinken, bevor die Flasche wieder aufgestellt wird. Klingt einfach? Ist es nicht – vor allem nicht, wenn das Festivalbier schon in Massen gut geflossen ist.

Zaungäste am Abend

Talco
Auch auf dem Gelände gab es viel zu Entdecken

Ein weiteres Highlight war die erstmalig ausgetragene „Bobby-Car“-Meisterschaft am Sonntag, die einfach nur wunderbar zu diesem sympathischen Festival passt. Je zwei Kontrahent*innen cruisen von einer kleinen Rampe angefeuert, vom Campingplatz am Berg bis ans Ziel und man traut seinen Augen kaum aufgrund dieses irren Spektakels… und immer schön dran denken: bitte gerade sitzen! Sonst crashts. Bei all diesen verrückten Aktivitäten freut man sich jetzt schon auf die nächste Ausgabe dieses Spektakels und da dieses Jahr die 15.000 Tickets schon vor dem Beginn des Festivalwochenendes ausverkauft waren, solltet ihr vielleicht auch nicht allzu lange warten, bis ihr euch die Tickets schnappt. Das Festival findet im kommenden Jahr vom 7. bis 10. August statt, und der Vorverkauf startet bereits diesen Mittwoch, den 14.08.2024, um 19 Uhr mit einem limitierten Kontingent an vergünstigten Frühbucher-Tickets. Alle weiteren Infos dazu unter: https://taubertal-festival.de. Jetzt aber. Over and out. Es war uns ein Fest, liebes Taubertal-Festival!

Fotos: Freitag & Samstag: KR, Fotos: Sonntag (Roy Bianco, Feine Sahne Fischfilet, Deichkind), mit freundlicher Genehmigung vom TTF x Florian Trykowski, Texte: ANH

Ein Pilz auf Reisen
Deichkind
Roy Bianco & Die Abbrunzati Boys
Feine Sahne Fischfilet
See you next year!