// aufgelesen vol. (4)89 – „bei aller liebe“

mit dem Buch „Bei aller Liebe“ von Jane Campbell. // Jane Campbells neuer Roman „Bei aller Liebe“ ist eine fesselnde Erkundung der menschlichen Psyche, die den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zieht. Nach dem Erfolg ihres Bestsellers „Kleine Kratzer“ legt Campbell mit ihrem Debütroman eine tiefgründige und zugleich humorvolle Geschichte vor, […]

mit dem Buch „Bei aller Liebe“ von Jane Campbell.

// Jane Campbells neuer Roman „Bei aller Liebe“ ist eine fesselnde Erkundung der menschlichen Psyche, die den Leser von der ersten Seite an in ihren Bann zieht. Nach dem Erfolg ihres Bestsellers „Kleine Kratzer“ legt Campbell mit ihrem Debütroman eine tiefgründige und zugleich humorvolle Geschichte vor, die zeigt, wie dünn die Grenze zwischen Liebe und Chaos wirklich ist. Im Mittelpunkt der Handlung steht Agnes, die sich in einer emotionalen Achterbahnfahrt befindet. Kurz vor der Hochzeit ihrer Tochter beschleicht sie ein ungutes Gefühl, das sich als prophetisch erweist. Während die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren laufen, spitzt sich die Lage zu: Geheimnisse, die jahrelang verborgen waren, drohen an die Oberfläche zu kommen und das ohnehin fragile Gefüge zu zerstören.

Da ist zum einen Onkel Malcolm, der als Vaterfigur in Agnes’ Leben eine entscheidende Rolle spielte, aber ein schwerwiegendes Geheimnis mit sich herumträgt. Joseph, einst Agnes’ Therapeut und seit langem heimlich in sie verliebt, plant ebenfalls, endlich die Wahrheit zu sagen. Doch die größte Gefahr für den reibungslosen Ablauf der Hochzeit ist Agnes selbst, die sich gerade von einer intensiven Affäre erholt, von der niemand erfahren darf. Campbell versteht es meisterhaft, ihre Figuren in einem Netz aus Lügen, unerfüllten Sehnsüchten und verdrängten Wahrheiten zappeln zu lassen. Ihr Schreibstil ist zugleich prägnant und eindringlich, und sie schafft es, die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Die Dialoge sind scharfzüngig und voller Witz, was dem Roman trotz seiner ernsten Themen eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Die Übersetzung von Bettina Abarbanell fängt die Nuancen von Campbells Prosa gekonnt ein und macht „Bei aller Liebe“ zu einem wahren Lesegenuss. Mit seinen 240 Seiten ist der Roman angenehm kompakt, doch der emotionale Nachhall bleibt weit über das Lesen hinaus bestehen. Dieses Buch ist eine Geschichte über die Komplexität der Liebe, die Unvermeidlichkeit von Geheimnissen und die Frage, ob es jemals den richtigen Zeitpunkt gibt, die Wahrheit zu sagen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt und gleichzeitig bestens unterhält – ein wirklich spannendes Werk.