mit den Werk „Eigentlich bin ich nicht so“ von Marie Aubert.
// Marie Auberts Roman „Eigentlich bin ich nicht so“ trifft ins Herz. Die Geschichte entfaltet sich rund um ein scheinbar harmloses Ereignis – das Konfirmationswochenende von Linnea – doch was sich daraus entwickelt, ist eine emotionale Achterbahnfahrt, die uns tief in die Verstrickungen einer norwegischen Familie hineinzieht. Jede Figur in diesem Buch ist so präzise und verletzlich gezeichnet, dass wir uns schon nach wenigen Seiten in ihnen wiedererkennen. Familie ist Wahnsinn, aber auch Liebe – genau das vermittelt dieser Roman in jeder Zeile. Im Zentrum steht Hanne, die nach Jahren der Abwesenheit in ihr Heimatdorf zurückkehrt. Sie hat es geschafft, sich ein neues Leben in der Großstadt aufzubauen und will nun triumphal zeigen, wie weit sie gekommen ist. Doch mit einem Mal holen sie all die Unsicherheiten und Wunden aus der Vergangenheit ein.
Die Rückkehr zu den Wurzeln wird kein gefeierter Sieg, sondern eine brutale Konfrontation mit alten Selbstzweifeln und Erwartungen, die Hanne längst hinter sich glaubte. Gleichzeitig erleben wir Bård, Hannes Bruder, der als erfolgreicher und scheinbar perfekter Mann den Kontrast zu Hannes inneren Kämpfen bildet. Doch als sein sorgfältig geordnetes Leben ins Wanken gerät, zeigt sich, dass auch er nur versucht, dem Druck der Außenwelt standzuhalten. Großvater Nils hingegen, der am liebsten einfach nur alles richtig machen will, rührt uns in seiner Hilflosigkeit. Das ständige Bestreben, es jedem recht zu machen, wird zu einem leisen Drama, das die Frage aufwirft, ob „gut genug“ jemals wirklich gut genug sein kann. Was Aubert in diesem Roman meisterhaft gelingt, ist das Spiel mit den Blicken der anderen – die ständige Angst davor, nicht zu genügen, und die tiefe Sehnsucht danach, gesehen und geliebt zu werden. Sie zeigt uns eine Familie, die sich an der Oberfläche immer wieder zusammenrauft, während unter der Oberfläche brodelnde Spannungen und unausgesprochene Konflikte die Handlung vorantreiben. Doch der Roman verliert nie seine Leichtigkeit und bleibt trotz der ernsten Themen scharfsinnig und humorvoll. „Eigentlich bin ich nicht so“ ist ein Buch, das man nicht aus der Hand legen kann. Jede Seite zieht uns tiefer in die chaotischen Beziehungen dieser Familie, und wir spüren mit jedem Satz die Widersprüche, die in uns allen schlummern. Marie Aubert hat einen scharfsinnigen, unterhaltsamen Familienroman geschrieben, der lange nachklingt – ein Leseerlebnis, das zeigt, dass wir alle immer ein bisschen mehr sein wollen, als wir eigentlich sind.
UND WAS NUN?