mit dem Werk „Geister“ von Raina Telgemeier.
// Geister von Raina Telgemeier hat mich sofort gepackt – und zwar auf eine Art, wie es nur wenige Graphic Novels schaffen. Telgemeier, die schon für ihre früheren Werke gefeiert wurde, bringt uns in diesem neuen Buch nicht nur Geister näher, sondern auch eine packende Geschichte über Familie, Krankheit und, vor allem, Mut. Die Geschichte beginnt mit einem Umzug. Die Schwestern Cat und Maya ziehen mit ihrer Familie ans Meer – nicht weil es dort schöner ist, sondern weil Maya an Mukoviszidose leidet und das kühlere Küstenklima ihren Lungen gut tun soll. Das allein ist schon ein emotionaler Ausgangspunkt. Aber dann kommen die Geister ins Spiel. Die Stadt, in die sie ziehen, feiert den Día de los Muertos – und Geister sind hier nicht nur Folklore. Sie sind real. Telgemeier schafft es meisterhaft, diese übernatürliche Ebene nahtlos mit den alltäglichen Sorgen der Familie zu verknüpfen. Cat, die ältere Schwester, kämpft nicht nur mit ihren eigenen Ängsten vor den Geistern, sondern auch mit der ständigen Sorge um Maya.
Diese Dualität – das Übernatürliche und das Reale – gibt der Geschichte eine Tiefe, die mich als Leser wirklich berührt hat. Besonders fesselnd ist der Kontrast zwischen den Schwestern. Während Maya sich mutig und neugierig auf die Begegnung mit den Geistern einlässt, ist Cat die Skeptikerin, die ihre Schwester schützen möchte. Diese Dynamik zwischen ihnen, dieses Hin- und Hergerissensein zwischen Angst und Mut, macht die Geschichte so lebendig. Man kann sich so gut in beide hineinversetzen: in Cats Angst, dass sie Maya verlieren könnte, und in Mayas unerschütterlichen Lebenswillen. Die Illustrationen verstärken das Ganze noch. Telgemeiers Zeichenstil ist dynamisch und ausdrucksstark, ohne überladen zu wirken. Die Art, wie sie den Nebel an der Küste und die Geister darstellt, ist atemberaubend atmosphärisch. Man spürt fast, wie die feuchte Meeresluft auf der Haut liegt, während man die Seiten umblättert. Und dann ist da natürlich das Thema des Día de los Muertos. Es ist mehr als nur Kulisse – es wird zum zentralen Symbol für den Umgang mit dem Tod, aber auch mit dem Leben. Die Feier der Toten wird hier zu einem Akt des Gedenkens und der Akzeptanz, etwas, das Cat erst lernen muss. Als Leser wird man sanft in diese Kultur eingeführt und fühlt sich dennoch, als wäre man mittendrin. Die Tatsache, dass dieses Buch für Kinder ab 10 Jahren empfohlen wird, sollte niemanden abschrecken, der älter ist. Telgemeier spricht Themen wie Krankheit, Verlust und Angst auf eine Weise an, die sowohl junge Leser*innen als auch Erwachsene tief berührt. Es ist ein Buch über das Überwinden von Ängsten, über Zusammenhalt in der Familie und über die Kraft, die in uns steckt, auch in schwierigen Zeiten. Wenn du Graphic Novels magst, die sowohl Herz als auch Tiefe haben, dann darfst du Geister auf keinen Fall verpassen. Es ist ein Buch, das dich zum Lächeln, zum Nachdenken und vielleicht sogar zum Weinen bringt – und das alles mit der Leichtigkeit und Wärme, die Raina Telgemeier so einzigartig macht. Geister ist ein packendes, wunderschönes und zutiefst berührendes Werk über Familie, Mut und die Frage, wie man mit Verlust umgeht. Eine absolute Leseempfehlung!
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