mit der Gespenstergeschichtensammlung „Buh!“.
// „Buh!“ ist nicht nur ein Ruf, der uns zusammenzucken lässt, sondern auch der perfekte Titel für diese meisterhafte Sammlung von Gespenstergeschichten, herausgegeben von Marion Hertle. Das Buch entführt die Leser in eine düstere Welt, in der die Grenzen zwischen Realität und Übernatürlichem verschwimmen, und beweist, dass literarischer Grusel auch im Zeitalter digitaler Unterhaltung nichts von seiner Anziehungskraft verloren hat. Die Auswahl der Geschichten zeigt beeindruckende Vielfalt: Von subtilen Schauergeschichten, die sich schleichend unter die Haut graben, bis hin zu klassischen Erzählungen, die uns mit Spukgestalten, Flüchen und unerklärlichen Phänomenen das Blut in den Adern gefrieren lassen. Ein Highlight ist die kunstvolle Balance zwischen traditionellem und modernem Horror, die sowohl Fans von Edgar Allan Poe als auch Liebhaber zeitgenössischer Spannungsliteratur anspricht.
Die Erzählungen von Großmeistern wie Bram Stoker, Carlos Fuentes oder Poe selbst, genauso wie von modernen Autorinnen wie Leanne Shapton oder Patricia Highsmith spielen mit archetypischen Ängsten: Ein leerer Hotelkorridor, in dem plötzlich ein kleines Mädchen auftaucht, oder eine harmlose Teegesellschaft, die sich ins Unheimliche wandelt. Doch nicht jede Geschichte lebt von Geistern – manchmal sind es nur Andeutungen, Schatten an der Wand oder das beklemmende Gefühl, beobachtet zu werden, das uns die Kehle zuschnürt. Mit ihrem kompakten Format und der stimmungsvollen Gestaltung lädt die Diogenes-Ausgabe dazu ein, sich bei Kerzenlicht einzukuscheln und die Fantasie schweifen zu lassen. Der Klappentext zitiert treffend Goethe: „Die Menschen lieben die Dämmerung mehr als den hellen Tag.“ In dieser Sammlung zeigt sich, warum – denn gerade in den Zwischentönen, in der Unklarheit, liegt der wahre Schrecken. „Buh!“ ist ein Fest für alle, die literarischen Horror schätzen. Es jagt einem nicht nur wohlige Schauer über den Rücken, sondern regt auch zum Nachdenken an: Woher stammt unsere Faszination für das Unheimliche? Warum ziehen uns Geister und Geheimnisse so magisch an? Diese Geschichten sind der perfekte Begleiter für kalte Herbst- und Winterabende, für Kaminfeuerstunden oder nächtliche Zugfahrten – und vielleicht, ganz vielleicht, lassen sie uns danach das Licht doch lieber noch ein wenig länger brennen.
UND WAS NUN?