// strichcode vol. (4)10 – „existence“

mit dem Manga „Alice On Border Road“ und dem Manhwa „Existence“. // Mit Existence von Kwang Jin und Alice on Border Road von Haro Aso betreten Leser zwei völlig unterschiedliche, aber gleichermaßen faszinierende Welten. Diese Werke ziehen mit ihrer beeindruckenden visuellen Umsetzung und spannungsgeladenen Erzählweise in den Bann und bieten intensive Geschichten, die tiefgründige Fragen […]

mit dem Manga „Alice On Border Road“ und dem Manhwa „Existence“.

// Mit Existence von Kwang Jin und Alice on Border Road von Haro Aso betreten Leser zwei völlig unterschiedliche, aber gleichermaßen faszinierende Welten. Diese Werke ziehen mit ihrer beeindruckenden visuellen Umsetzung und spannungsgeladenen Erzählweise in den Bann und bieten intensive Geschichten, die tiefgründige Fragen aufwerfen und mit außergewöhnlichen Konzepten überraschen. Durch die Hintergründe ihrer Autoren gewinnen beide Werke zusätzliche Dimensionen, die sie noch beeindruckender machen. Kwang Jin, der Autor von Existence, ist in der koreanischen Webtoon-Szene längst eine feste Größe. Bekannt wurde er vor allem durch seinen Hit The Boxer, der weltweit Anerkennung fand und für seine psychologische Tiefe sowie visuelle Wucht gelobt wurde. Mit Existence wagt Kwang Jin erneut einen Schritt in die Welt des Außergewöhnlichen und greift dabei auf die Thematik der Reinkarnation zurück, um eine epische Geschichte zu erzählen.

Jain Lee, der Protagonist, ist ein Wesen, das in zahllosen Formen – von Dinosaurier über Ameisen bis hin zu Menschen – wiedergeboren wurde und die Kräfte all seiner früheren Leben in sich trägt. Doch statt in einem klassischen Heldennarrativ zu enden, wirft Kwang Jin die moralische Frage auf: Was passiert, wenn eine solche Macht dazu führt, die eigene Existenz infrage zu stellen? Die Handlung ist sowohl actiongeladen als auch philosophisch. Jain Lees Entschluss, die Menschheit auszulöschen, ist nicht nur eine überraschende Wendung, sondern auch eine kritische Reflexion über die Fehler und Schwächen der Menschen. Kwang Jin versteht es, diese existenziellen Themen mit atemberaubenden Action-Sequenzen und farbenfrohen, ausdrucksstarken Illustrationen zu kombinieren, die von Kim Kyung Jun meisterhaft umgesetzt wurden. Die detailreiche Bildsprache macht die Lektüre zu einem visuellen Genuss, der die epischen Dimensionen von Jains Mission und die emotionalen Konflikte des Protagonisten eindringlich darstellt.

Im Gegensatz dazu bringt Haro Aso mit Alice on Border Road eine völlig andere, aber ebenso mitreißende Geschichte. Haro Aso wurde international durch seine Serie Alice in Borderland bekannt, die nicht nur als Manga Kultstatus erreichte, sondern auch durch die gleichnamige Netflix-Adaption eine breite Fangemeinde gewann. Mit Alice on Border Road kehrt Aso in die brutale Welt seines Meisterwerks zurück, dieses Mal jedoch mit einem Spin-off, das eine neue Perspektive bietet. Anstelle des eher urbanen Settings von Alice in Borderland spielt Alice on Border Road in einem zerstörten, postapokalyptischen Japan. Im Mittelpunkt steht eine introvertierte Schülerin, die in einem tödlichen Spiel gefangen ist. Die Spiele, bei denen Spielkarten die Art und den Schwierigkeitsgrad der Herausforderungen bestimmen, zwingen die Teilnehmer zu extremen Entscheidungen, bei denen Strategie und Überlebenswille über Leben und Tod entscheiden. Haro Aso bleibt seinem Stil treu, indem er eine intensive Spannung aufbaut und gleichzeitig tief in die Psyche seiner Charaktere eintaucht. Die Schwarz-Weiß-Illustrationen von Takayoshi Kuroda unterstreichen die düstere Atmosphäre und verstärken die bedrückende Stimmung, die das Überleben in dieser Welt so gnadenlos macht. Die Kontraste zwischen den beiden Werken sind ebenso faszinierend wie ihre Gemeinsamkeiten. Während Kwang Jin mit Existence die philosophischen Tiefen der Existenz ergründet und dies mit fantastischen Reinkarnationsabenteuern kombiniert, liegt Haro Asos Fokus auf den rohen Instinkten, die Menschen in Extremsituationen antreiben. Beide Autoren nutzen die Stärken ihrer jeweiligen Genres, um Geschichten zu schaffen, die nicht nur fesseln, sondern auch dazu einladen, über die menschliche Natur nachzudenken. Diese beiden Werke ergänzen sich trotz ihrer Unterschiede auf bemerkenswerte Weise. Existence lädt zu einer Reise durch Zeit, Leben und Existenz ein, während Alice on Border Road die Leser in eine klaustrophobische, tödliche Welt wirft, die von der ständigen Bedrohung des Scheiterns geprägt ist. Beide sind perfekte Beispiele dafür, wie moderne Mangas und Webtoons komplexe Themen mit visuell beeindruckenden und emotional intensiven Erzählungen verbinden können. Sie zeigen die Vielseitigkeit und Tiefe des Mediums und hinterlassen einen bleibenden Eindruck, der weit über die letzte Seite hinaus anhält.