// presswerke vol. (2)48 – „run“

mit der Soundtrack-LP von Kneecap. // Der Soundtrack von Kneecap ist mehr als nur eine musikalische Begleitung zum gleichnamigen Film – er ist ein eigenes, vielschichtiges Kunstwerk, das die rohe Energie, den politischen Kampfgeist und die rebellische Attitüde der nordirischen Hip-Hop-Gruppe Kneecap in 34 Tracks einfängt. Die Mischung aus Originalsongs der Band, Beiträgen von Künstlern […]

mit der Soundtrack-LP von Kneecap.

// Der Soundtrack von Kneecap ist mehr als nur eine musikalische Begleitung zum gleichnamigen Film – er ist ein eigenes, vielschichtiges Kunstwerk, das die rohe Energie, den politischen Kampfgeist und die rebellische Attitüde der nordirischen Hip-Hop-Gruppe Kneecap in 34 Tracks einfängt. Die Mischung aus Originalsongs der Band, Beiträgen von Künstlern wie Bicep, Fontaines D.C. und Orbital sowie der atmosphärischen Filmmusik von Michael ‘Mikey J’ Asante macht diese Doppel-LP zu einer klanglichen Reise durch das moderne Irland, mit all seinen Widersprüchen, Narben und Triumphen. Schon das physische Werk macht ordentlich Eindruck: Die LP erscheint im hochwertigen Gatefold-Cover mit aufwendig bedruckten Innenhüllen, und das farbige Vinyl in leuchtendem Grün und Orange ist eine direkte Hommage an die irische Flagge. Es ist ein Album, das nicht nur gehört, sondern auch gefühlt werden will – eine Sammler-Edition, die die Bedeutung des Projekts unterstreicht.

Musikalisch beginnt die LP mit einem Paukenschlag. Kneecap, bekannt für ihre ungeschönte, oft provokante Lyrik in Englisch und Irisch, bringen ihre unverwechselbare Mischung aus Boom-Bap-Beats, düsterem Humor und politischer Schärfe auf die Platte. Songs wie C.E.A.R.T.A. oder Get Your Brits Out sind direkte Statements, die den Geist der Band perfekt einfangen: wütend, stolz und kompromisslos. Doch der Soundtrack geht weit über Kneecaps eigenen Stil hinaus. Bicep, das in Belfast ansässige Elektronik-Duo, steuert hypnotische, bassgetriebene Tracks bei, die sich wie eine pulsierende Klanglandschaft durch den Film ziehen. Fontaines D.C. liefern mit ihrer rauen Post-Punk-Ästhetik eine passende Ergänzung, während Orbital, Pioniere des britischen Rave, für eine nostalgische, aber dennoch zeitlose Club-Atmosphäre sorgen. Dazwischen streut Michael ‘Mikey J’ Asante seine atmosphärischen Kompositionen ein – ein Sound, der sich zwischen düsterer Elektronik, orchestralen Momenten und treibenden Beats bewegt. Asante, der bereits für die britische Serie Top Boy Musik komponiert hat, schafft es hier, eine klangliche Brücke zwischen dem rohen Hip-Hop von Kneecap und den cineastischen Elementen des Films zu schlagen. Besonders spannend sind die in den Soundtrack eingeflochtenen Dialog-Samples aus dem Film. Sie geben den Songs eine zusätzliche erzählerische Ebene und machen das Album zu einem immersiven Erlebnis – fast so, als würde man den Film in auditiver Form noch einmal durchleben. Was Kneecap als Film bereits besonders macht – die Mischung aus fiktiven und realen Elementen, der Spagat zwischen Comedy, Drama und Gesellschaftskritik –, wird im Soundtrack klanglich weitergeführt. Die Songs und Score-Stücke wirken wie das musikalische Gegenstück zur Geschichte einer Band, die sich ihren Platz in der irischen Musikszene mit Provokation, Humor und einer unverkennbaren Attitüde erkämpft hat. Es ist ein Album, das Grenzen sprengt – musikalisch, sprachlich und kulturell. Der Kneecap-Soundtrack ist nicht nur für Fans der Band oder des Films ein Muss, sondern auch für Liebhaber von klug kuratierten, genreübergreifenden Soundtracks, die mehr erzählen als nur eine Geschichte. Es ist ein akustisches Statement, das ebenso laut ist wie die Band selbst – und das genau deshalb so faszinierend wirkt.