mit der neuen Vinyl-LP von Courting.

// Es gibt Alben, die einem sofort ins Gesicht springen, die laut sind, fordernd, voller Energie – und dann gibt es Lust For Life von Courting. Dieses dritte Album der Band aus Liverpool ist eine rasante, mutige und verspielte Reise durch die Extreme von Indie, Pop, Punk und elektronischen Experimenten. Es ist ein Album, das nicht nur gehört, sondern erlebt werden will – chaotisch, durchdacht, unberechenbar und dabei immer mit einer unwiderstehlichen Melodik versehen. Von Beginn an spürt man die Ambition, die hinter dieser Platte steckt. Lust For Life ist nicht nur ein weiteres Indie-Album, sondern ein Statement. Courting spielen mit Kontrasten und Gegensätzen: Sanfte, orchestrale Intros münden in explosive Dance-Punk-Hymnen, Dubstep-artige Basslines krachen auf filigrane Saxophon-Soli, und während eine Melodie sich scheinbar beruhigt, platzt im nächsten Moment ein verzerrter Gitarrenriff dazwischen, der alles wieder aufreißt. Jedes Stück scheint mit einem anderen verwoben zu sein, als ob die Tracks sich gegenseitig kommentieren, weiterspinnen oder herausfordern würden.
Das Ergebnis ist ein Album, das keine Atempause gönnt und sich dabei trotzdem niemals überhastet anfühlt. In der Vinyl-Edition zeigt sich diese Detailverliebtheit auch im Artwork. Der simple Schuber wirkt zunächst unscheinbar, doch die gefütterten Innenhüllen und der Textbeileger mit spannenden Artworks machen schnell klar, dass hier nichts dem Zufall überlassen wurde. Es fühlt sich durchdacht an, aber niemals überinszeniert – genau wie die Musik selbst. Der Klang ist dabei bemerkenswert direkt: Die Drums knallen trocken und präzise, die Bässe haben Druck, und die Gitarren sind scharfkantig, ohne an Wärme zu verlieren. Besonders beeindruckend ist, wie die teils synthetischen, teils organischen Elemente in diesem Mix harmonieren. Courting beweisen mit Lust For Life, dass sie keine Angst davor haben, Genregrenzen zu sprengen. Sie nehmen sich den euphorischen Überschwang von Indie-Pop, verbinden ihn mit der frechen Attitüde des Punk, würzen das Ganze mit elektronischen Elementen und bauen immer wieder Breaks und Überraschungen ein, die das Album in ein Gesamtkunstwerk verwandeln. Es ist keine leichte Kost, aber genau das macht den Reiz aus. Wer Musik mag, die sich nicht in eine Schublade stecken lässt, die Erwartungen unterläuft und dabei mit unverschämtem Selbstbewusstsein auftritt, wird hier eine Platte finden, die lange nachwirkt. Ein Album für alle, die sich trauen, in den Strudel aus Euphorie und Wahnsinn einzutauchen.
UND WAS NUN?