Große Ereignisse werfen bekanntermaßen ihre Schatten voraus, und so dürfte es in Würzburg kaum jemanden geben, der in den letzten Tagen nicht mehr oder weniger freiwillig mit der Eröffnung des Ikea- Einrichtungshauses konfrontiert wurde. Es ist das 45te in Deutschland, nur mal so am Rande.
Von dem bekannten Einheitsmöbelbrei irgendwo zwischen Billi und Malmö kann man halten was man will, aber die Schweden Leute von Ikea wissen schon, wie man so eine Einrichtungshauseröffnung aufzieht. Dementsprechend groß war dann auch vorallem das Interesse der örtlichen Medien und diverser ambitionierter Hobbyfilmer, die aber ein bisschen enttäuscht wurden: Als sich die Türen um ca. 8:50 Uhr zum erstenmal öffneten, gab es zwar ein kurzes Aufjohlen der Meute, ein klein wenig Geschubse und Gedränge hier und da, aber von dramatische Szenen, Massenpanik und Hysterie keine Spur. Es gibt anscheinend in Würzburg doch noch Leute, die Montags Morgens arbeiten müssen. Das Ganze hatte eher den Charakter eines etwas trägen Volksfestes an einem heißen Sommertag, wo keiner so genau weiß, was er hier eigentlich soll. Aber gut, bei kostenlosem Kaffe, der schon ab dem frühen Morgen vor dem Haupteingang ausgeschenkt wurde, lässt es sich schon ein bisschen aushalten.
War man dann mal drinnen, wurde man sofort hineingezogen in die Eröffnungseupohriemaschiene. Wie es bei den Ikeaeröffnungen so üblich ist, hatte sich ein großer Teil der Belegschaft im Eingangsbereich des Möbelhauses versammelt, um die Kunden mit fröhlichen Sambaklängen in die richtige Stimmung zu bringen. Eine gelbschwarz gekleidete Armee trommelte und trompetete bedrohlich laut, und mancher Mitarbeiter tanzte recht verwegen. Man muss dem Personal zu Gute halten, dass es nach den wochenlangen Vorbereitungen warscheinlich keinen unter ihnen gab, der nicht mit Adrenalin vollgepumpt war wie ein bundesdeutsches Spitzenpferd. Da kann man sich schon mal feiern.Die Hauptatraktion schien für die meisten Schaulustigen potentiellen Kunden an diesem Morgen aber eindeutig der Restaurantbereich gewesen zu sein. Da gab es Frühstück ab 99 Cent und für den gleichen Preis Bratwurst im Brötchen- gesegnet sei der Magen, der das um diese Uhrzeit schon verträgt. Hier war es ab kurz nach neun schon gerammelt voll, und es wurde gespachtelt und gestaunt, was die schwedische Küche so hergibt.
Ich bin dann ein mal durch den Verkaufsbereich gelaufen, nicht weil ich unbedingt wollte, sondern weil man bekanntermaßen nicht mer aus der vorgegebenen Marschrute herauskommt, habe mir noch einen Kaffe von dem wirklich sehr netten Personal spendieren lassen und bin dann so gegen halb zehn wieder richtung Würzburg gedüst. Um diese Uhrzeit, also gerade mal eine halbe Stunde nach der Eröffnung, hatten es manche Kunden schon fertiggebracht, ihre Einkaufswägen bis kurz vor den Zusammenbruch zu beladen.
Jeder, der heute nicht da sein konnte, braucht nicht traurig zu sein, denn Ikea bietet noch die ganze Woche ein feudales Festprogramm mit diversen Sonderangeboten, darunter „zwei Stoffelche für drei Euro“ zur Shoperöffnung an, und ich wage mal zu prognostizieren, dass es gegen Wochenende auch richtig voll sein wird, vieleicht auch schon heute Abend. Soll sich jeder mal selbst ein Bild davon machen, auf jeden Fall ist Würzburg seit heute um eine Attraktion ein Möbelhaus reicher.
UND WAS NUN?