Zach Helms Regiedebüt macht seinem Titel alle Ehre …
Manchen Filmen kann man schon am Vorspann ansehen, dass den Zuschauer etwas visuell Originelles erwartet.
Und tatsächlich fackelt „Mr. Magoriums Wunderladen“ nach seiner großartigen Titelsequenz immer wieder kleine visuelle Feuerwerke ab, die zu begeistern wissen. Kleine Animationen von feiernden Playmobil-Figuren, Zebras, die versuchen, Gegenstände zu fangen, überdimensionale Bälle, Hutsammlungen, Sternenhimmel, Kopfpiano, fliegende Holzblöcke. Wenn es dem Regie-Debütfilm des Drehbuchautors von „Stranger than Fiction“, Zach Helm, an einem nicht mangelt, dann sind es Ideen. Verpackt sind diese Ideen in eine surreale kleine Geschichte, die ähnlich liebenswert anmutet, wie Helms Sinn fürs Visuelle. Dustin Hoffmann ist der 244-jährige, kauzige Mr. Magorium, der mitten in der Stadt einen altmodischen, aber dafür auch magischen Spielzeugladen betreibt, Mr. Magoriums Wonder Emporium. Gemanagt wird der Laden von Molly Mahoney, gespielt von Natalie Portman, einer jungen Frau, von der jeder mal gedacht hatte, dass sie eine große Pianistin und Komponistin würde, die nun aber in einer kreativen Krise steckt. Ebenfalls fest zum Inventar des Ladens gehört Eric (Zach Mills), ein hyperkreatives Kind mit Schwierigkeiten, Freunde zu finden. Als Mr. Magorium beschließt, nach immerhin mehreren hundert Jahren Arbeit sein Leben zu beschließen und dafür das Geschäft schätzen zu lassen, um es Molly vererben zu können, geht einiges schief. Der für die Schätzung bestellte dröge Buchhalter Henry Weston (Jason Bateman) kann sich nicht einfinden in die kunterbunt-magische Welt des Emporiums. Dann beginnt der Laden selbst zu schmollen und bekommt einen Wutanfall. Das größte Problem jedoch ist, dass Molly ihr Erbe gar nicht antreten möchte, weil sie nicht so recht daran glaubt, dass sie Mr. Magorium’s besondere Art der Magie auch in sich trägt. Man ahnt es schon: Hier stehen diverse Selbstfindungstrips auf dem Programm, die dafür werben, das Kind in sich nicht zu verlieren und offen auf andere Menschen zuzugehen. Zach Helms Film ist selbst ein bisschen wie ein großer Spielzeugladen geraten. Wer kann sich nicht an dieses Gefühl erinnern, wenn man als Kind in ein Geschäft kam und gar nicht wusste, wo man zuerst hingucken soll. So ist sich Helm als Regisseur auch nicht zu schade dafür, immer wieder kleine Vignetten von tollen Spielerlebnissen im wahrlich zauberhaften Wonder Emporium einzubauen, die gar nichts mit der restlichen Handlung zu tun haben. Manchmal wird das ganze so abgedreht, dass man fast meint, man säße in einem Monty-Python-Film. An all dem könnte man sich wunderbar erfreuen, wenn der um den Einfallsreichtum herum gestrickte Film zusammenhalten würde, was er leider nicht tut. Zu einfach gestrickt sind die Charaktere, zu schwammig ihre Motivation, zu lasch ihre èducation sentimentale. Wenn man Molly Mahoney sieht, wie sie sich souverän in der magischen Welt des Ladens bewegt und verträumt auf der Buslehne vor sich Klavier spielt, nimmt man ihr eine halbe Stunde später nicht einen Moment lang ab, dass sie nicht an ihre persönliche Magie glaubt. Und dass ein sozial unsicheres Kind wie Eric sich ausgerechnet einen langweiligen Erwachsenen als neuen Freund aussucht und dann plötzlich alle Unsicherheit verliert, erscheint ebenfalls ein bisschen weit hergeholt. Für ein bisschen Warmumsherz zur Vorweihnachtszeit und für eine betäubende Dosis von Natalie Portmans Charme ist „Mr. Magoriums Wunderladen“, der am Nikolaustag in die Kinos kommt, gut genug. Als ordentlich konstruierter Spielfilm stürzt er jedoch bei der geringsten aufmerksamen Be- trachtung in sich zusammen wie eine schlecht gebaute Legoburg.
// wertung: 5 von 10 zuckerli
// filmstart am 6. dezember
// text: alex gajic
UND WAS NUN?