Es gibt in Würzburg ein weiteres ungeschriebenes Gesetz, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es gibt für viele Würzburger Schüler nur eine Möglichkeit Sportunterricht zu erfahren und das ist dort, wo der Rasen noch grün, der Hartgummiboden noch hart und der Winkel perfekt ist. Das ist der Sanderrasen. Jeden Sommer drehen die Schüler ihre Runden, Tag ein Tag aus.
Und niemand wundert sich über die einzigartige Besonderheit dieses Körperertüchtigungsfeldes. Das unscheinbare Hochhaus, der Pfeiler jeder Ballwurfgeneration, das Monument des langweilig-spießbürgerlichen Baustils gepaart mit ewiger Funktionalität. Denn dieses Gebäude architektonischer Spitzenleistung könnte durch seine Bedeutung geradewegs aus einem Dan Brown- Roman entschlüpft sein. Viele Verschwörungstheorien ergehen sich darüber nur einer weiß die Wahrheit und nur hier wird sie aufgedeckt. Denn von Sportlehrer zu Sportlehrer wird dieses geheime Prinzip weitergegeben und nur wenigen Schülern zugänglich gemacht. Nur denjenigen Glücklichen die für die Bundesjugendspiele und für die alljährlichen Sportfeste den Ball werfen dürfen. Denn das Hochhaus steht in perfekter Position, um dem Werfenden den perfekten Winkel zum Weitesten Wurf zu vermitteln, peilt man nur die oberste Kante des Gebäudes an. Dieser Mythos hat sich bewährt, dieser Mythos ist legendär. Kaum ein anderes Bauwerk kann dazu beitragen auf einfachstem Wege junge Menschen zu Höchstleistungen anzuspornen, beziehungsweise sie zu garantieren. Spitze Zungen behaupten das die gegenüberliegende Kirche den selben Effekt auf die Werfer ausübe, aber daran kann man getrost den Versuch des Vatikans sehen diesem Mythos auf theologischer Ebene beizukommen und dem Wirken außermenschlicher Kräfte eine selige Erklärung anheim zu stellen.
Wer diesen Mythos nicht glaubt, sollte sich selbst davon überzeugen, sollte selbst raus gehen auf den Rasen. Sei es nun Geologe oder Geometriker, egal. Hauptsache die Damen nehmen einen 200 Gramm Ball und die Herren einen schwereren und beweisen den Mythos aufs Neue.
// von martin bartelmus
UND WAS NUN?