Placebo haben sich dazu entschlossen ihr erstes Cover-Album vorzulegen. Wie zuletzt Nada Surf machen sie ihre Sache über weite Strecken sehr gut. „Covers“ versammelt im klassischen Placebo-Outfit Gassenhauer aus dem Hause Depeche Mode bis The Smiths. Von T.Rex bis Boney M. Und von Sinead O´Connor bis Serge Gainsbourg. Am gelungensten muten das zauberhafte „Running Up That Hill“ von Kate Bush und das tieftraurige „Holocoust“ von Alex Chilton an, welche beide wie geschaffen sind, um sich im Soundgewand von Placebo mit voller Kraft zu entfalten. In die Hose geht eigentlich nur „Where Is My Mind?“ von den Pixies, was aber vor allem daran liegt, dass dem Stück einfach nichts mehr in Sachen Intensität hinzuzufügen is.
Disco Ensemble bemühen sich derweil in die Fußstapfen von Billy Talent zu treten. Dazu haben sie sich auch diesmal wieder entschlossen, ihre hymnischen Rocksongs mit einer gehörigen Portion Synthesizer aufzupushen. Das neue Album „The Island Of Disco Ensemble“ macht genau dort weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Die Songs sind auf den Punkt produziert und wie geschaffen, um von 1000en Kehlen im Stadion mitgeträllert zu werden. Disco Ensemble legen ein Album vor, dessen Songs wie geschaffen sind, im Sommer auf den Festivaltapes zwischen Green Day, Beatsteaks und Konsorten Platz zu nehmen. Die perfekte Platte für all jene, die ungestüm im Kreis hüpfen möchten, aber von den üblichen Verdächtigen so langsam genug haben.
Faithless fabrizieren derweil weiter imposanten Breitwand-Techno fürs nächste Fußballstadion und treffen damit auch nach 15 Jahren Bandgeschichte noch den Nerv der Zeit. Die Londoner Combo um Bliss, Maxi Jazz und Rolle transformiert den Lichtkegel an der Clubdecke in den örtlichen Stadtpark und lässt sich passend zum Frühling nicht lumpen auf „The Dance“ ein paar astreine Chill-Out-Kracher aus dem Ärmel zu schütteln. Es darf sich also erstmal zurück gelehnt werden, der Picknickkorb aufgestellt und dann in Grenzgebiete von Trip Hop und House abgetaucht werden. Passend dazu gibt’s Unterstützung von Dido und Temper Trap. Kaum ein Stück kommt zudem mit weniger als sechs Minuten aus. Da kann man sich’s erstmal gemütlich machen und den Grashüpfern beim hopsen zusehen.
Tiefschwarz feuchten derweil mal wieder mit charmanten Deep House die Achselhöhlen an. Ali und Basti Schwarz hübschen das Ganze zudem mit Gästen der Marke Cassy (ganz zauberhaft im treibenden Techno-Monster „Find Me“) und Daniel Wilde auf, achten aber immer darauf, dass die Grundstimmung des Albums erhalten bleibt. Kurz gesagt: „Chocolate“ bietet „buisness as usual“, das aber auf höchstem Niveau. Ein Album, das wie geschaffen ist, wenn im Club alles auf den Höhepunkt der Emotionen zusteuert. Wenn die Schreie des Publikums die Songs dieser Scheibe wie Laserstrahlen durchbohren, um alle Gäste noch ein bisschen anzuschieben, die eh schon in diversen Rauschzuständen abhängen. Alles in allem ein gelungenes Drittwerk, das allen Fans des Tiefschwarzen Kosmos ein euphorisches Grinsen aufs Gesicht zaubern dürfte.
Noblesse Oblige bedrohen uns derweil mit einer Kulisse aus mystischen Sounds und Wave- Melodien. „Malady“, das dritte Album des halb deutschen, hald-Londoner Duos, bestehend aus der Theaterschauspielerin und Sängerin Valerie Renay und dem Produzenten Lee Philipp, liefert düstere Pop-Fantasieerzählungen, die Erinnerungen an Anne Clarke und Konsorten wachrufen. Die poppige Verpackung sorgt dafür, dass man sich schon nach wenigen Minuten unterm Vollmond in Ekstase tanzt und zu Ukulele und Timbales laut loszuheulen beginnt. Wer sich schon immer gefragt hat, wie es wohl klingen würde, wenn Depeche Mode die werte Dame von Bat For Lashes zu einem musikalischen Engtanz auffordern würden, der sollte sich diese Scheibe hier zulegen. Mystische Klänge in solch tanzbarer Gestalt hat man schon lange nicht mit so viel raffinierter Pop-Trächtigkeit vor den Latz geknallt bekommen. Ein gelungener Stilmix.
Mother Mother wickeln einen derweil mit sanften Pianoklängen um den Finger, nur um dann hinterher auf Dynamik zu setzen. „O My Heart“ zeichnet sich einerseits durch astreine Indie-Pop-Melodien aus, die jedem Fan von Love Is All bis Matt & Kim ein Lächeln ins Gesicht zaubern, die aber immer wieder mit vertrackten rhythmischen Strukturen ad absurdum geführt werden. Hin und wieder werden dabei schöne Erinnerungen an frühere Songs von The Knife wach, dann wiederum lassen sie ihrem Faible für Popmusik freien Lauf und ein quengelnder Tegan & Sara-Chorus schiebt sich in den Vordergrund. Alles in allem ein tanzbarer Soundentwurf eines aufstrebenden kanadischen Kollektivs. der wie geschaffen scheint, die schläfrige Meute auf jedem Sommerfestival um die Mittagszeit zum Mitwippen anzuregen.
hey-o-hansen führen derweil in einer guten halben Stunde vor Augen, was man mit Trompeten und Bässen doch so alles anstellen kann. Das Kollektiv um Michael Wolf und Melmut Erler landet damit in düster trabenden Dub-Gefilden, die den Hörer ganz tief in den Sesselsitz pressen. Die zehn Stücke auf „We So Horny – Serious Pleasure Riddims“ strotzen nur so vor Ideen, denen aber immer viel Raum zur Entfaltung gelassen wird. Die kurze Lauflänge der Stücke von drei bis vier Minuten, sorgt zudem dafür, dass man nicht einschläft, sondern auch hin und wieder Dehnübungen mit Fingern und Zehen absolviert. Alles in allem ein eindrucksvolles Werk fernab der Blaskapellen-Eskapaden im örtlichen Bierzelt.
Der herzallerliebste Allrounder James Holden darf zum Abschluss dann am Mischpult Platz nehmen, um den neusten Output der Reihe „DJ-Kicks“ mit stimmungsvollen Klängen zu bestücken. Von Mogwai über Caribou bis hin zu Maserati finden sich hier reichlich Acts, die eine sanfte Brise Todessehnsucht ausstrahlen. Überhaupt herrscht auf der neuen „DJ-Kicks“ eine düstere Grundatmosphäre, was allerdings nicht besonders schlimm ist, wenn man sich erstmal in den Sessel gepflanzt hat, um mit geschlossenen Augen der Dinge zu harren, die da kommen. Man sollte allerdings schon ein gewisses Faible für Rauschzustände mitbringen. Tanzwütige kommen bei der neuen James Holden nur geringfügig auf ihre Kosten. Macht aber nichts, verleiht der Scheibe sogar einen gewissen Charme. Womit wir dann auch schon am Ende wären. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?