Cours Lapin schimpft sich der Zusammenschluss von einigen dänischen Filmkomponisten (Louise Alenius, Asger Baden, Peder und Jonas Struck), die sich daran gemacht haben, ihr Manifest zu kreieren. Die elf französischsprachigen Tracks bewegen sich nur vordergründig in Chanson-Gefilden, punkten aber immer wieder mit atmosphärischen Klängen der Marke David Lynch und Tim Burton. Am Ende klingt das, als würden die leider nicht mehr existenten Moloko einen Streifen von Roman Polanski vertonen und anschließend mit Ámelie turteln. Songs wie „Cache Cache“ dürften auf jeder Tanzfläche für romantisches Treiben sorgen, sind aber so ambitioniert arrangiert, dass man sich fix ein niegel-nagel-neues Soundsystem installieren möchte, um die Tracks in all ihrer produktionstechnischen Raffinesse zu genießen.
Wer sich derweil anhören möchte, wozu man auf Ibiza gerade die Nächte durchtanzt, der sollte sich einen imposanten Hippie-Sampler aus dem Hause „Pacha“ nicht entgehen lassen. Auf „Pacha Flower Power“ sind 40 Hits aus den 60ern versammelt, die man gerne mal wieder hört. Von Simon & Garfunkel („Mrs. Robinson“) über The Mamas & The Papas (California Dreaming“) bis hin zu den Monkees (“I´m A Believer”) ist alles am Start, was man zum Liebhaben und Nacht-durch-knutschen benötigt. Das schicke Artwork sorgt außerdem dafür, dass sich hier nicht wieder dieser Fremdschäm-Modus einstellt, wenn man Menschen in großen Musikläden dabei beobachtet, wie sie sich wieder eine dieser unsäglichen Party-Hit-Compilations in den Einkaufskorb legen. Um es mit Sonny & Chers Worten auszudrücken… „The Beat Goes On“. Diese Musik hier ist einfach nicht totzukriegen.
Womit wir dann auch schon wieder im Hier und Jetzt angekommen wären. „Fields“ nennt sich das neueste Machwerk von Indie-Darling Jose Gonzales, genau genommen seines (gar nicht mehr so) neuen Projekts Junip, das er mit Tobias Winterkron und Elias Araya betreibt. Seine zurückgelehnten Akustik-Pop-Stücke hat er in diesem Zusammenhang mit ordentlich Dream-Pop und Americana-Anleihen aufgepumpt und schafft es trotzdem immer unverwechselbar nach sich selbst zu klingen. Wer schon immer wissen wollte, wie es wohl anmuten würde, wenn Belle & Sebastian mit Blitzen Trapper ins Studio gingen, sollte sich dieses Album hier nach Hause holen. Eine geradezu herrlich einlullende Scheibe.
Mit ihrem neuen Album verabschieden sich die Elektro-Schwärmer von Röyksopp erstmal in Richtung dunkle Seite. Ein bedrohliches Gefühl durchfährt den Hörer, wenn er „Senior“ zum ersten Mal durchlaufen lässt. Es ist schon bemerkenswert, wie die Elektropioniere es mit ihren von Flächen durchdrungenen Tracks schaffen, eine geisterhafte Atmosphäre zu erzeugen. Alles scheint zu schweben, wenn man nachts mit dem Auto durch ein einsames Industriegebiet fährt und sich diese Songs hier zu Gemüte führt. „Senior“ ist ein Album, das wie geschaffen ist, um es per Kopfhörer zu genießen. Erst dann entfalten sich die zahlreichen Details, die unter den treibenden Beats versteckt liegen..
Die österreichische Sängerin Anna F. ist derweil ein kleines Web-Wunderkind und hat sich über ein einschlägiges Videoportal eine große Fangemeinde zusammen gesammelt. Ihr aktuelles Album, passender Weise „…For Real“ betitelt, klingt dann auch genau so, wie man sich die neue Pop-Sensation so vorstellte. Ziemlich glatt gebügelt, aber mit genug überzeugenden Melodien, dass man da gerne mal drüber weg sieht. Vielleicht hätte es der jungen Dame gut getan, produktionstechnisch nicht ganz so dick aufzutragen, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Alles in allem ein gelungener Einstieg ins Showgeschäft, der sie aus dem Stand auf Dauerrotation ins Formatradio schicken dürfte.
Panteón Rococó beglücken uns auf ihrem neuen Album mal wieder mit einer charmanten Mischung aus Latin- und Rockklängen. Hin und wieder ist auch ein echter Knaller im Grenzgebiet von Ska und Punk drin. Alles in allem macht „Ejército De Paz“ aber vollem eins: Lust auf eine Liveshow der Jungs. Genau da gehört die Musik nämlich hin. Umso besser, dass sie am 28.11. im Schweinfurter Stattbahnhof auf der Bühne stehen. Und da können dann alle laut mit grölen, wenn der famose Opener „Salvame“ oder das beschwingte „Sacude“ zum Durchdrehen einladen. Ein gefundenes Fressen für alle Fans von La Vela Puerca und Konsorten.
Tina Disco aus dem hübschen Dänemark hat sich derweil entschlossen Bilanz zu ziehen und auf „Welcome Back Colour“ alles versammelt, was ihr an ihrem bisherigen Schaffen besonders am Herzen liegt. Zwischen zahlreiche Klassiker schleichen sich in diesem Zusammenhang auch einige B-Seiten und Duette, die auf zwei Silberlingen gekonnt in Szene gesetzt werden. Auf der „Welcome Up“-Hälfte darf man Tina Disco dabei erleben, wie sie sich zur Disco-Ikone aufschwingt, auf „Welcome Down“ schnappt sie sich ihre akustische Gitarre und umschmeichelt ihre Zuhörer mit sanften Balladen. Im Direktvergleich hat die „Up“-Seite am Ende die Nase vorn, weil hier immer wieder schön Erinnerungen an Robyn und Roisin Murphy aufkommen. Auf jeden Fall aber ein sehr gelungener Rundumschlag für alle, die die Liedermacherin bisher noch nicht für sich entdeckt haben.
One Fine Day machen zum Abschluss auf ihrem neuen Album „The Element Rebellion“ gar keine so schlechte Figur, wenn sie sich zum Auftakt mit angezogener Handbremse an die rockbare Hörerschaft heran pirschen. Bei „My Heart Is On Fire“ dürften dann auch Blackmail-Anhänger zusteigen, vorausgesetzt, sie stehen auf die treibenden Songs der Jungs. Alles in allem fehlt diesem bunten Sammelsurium aus Billy Talent-schen Partytracks und Linkin Park-Refrains zwar noch ein bisschen das Eigenständige, wenn sie allerdings weiter dranbleiben und sich bemühen, eine eigene Identität herauszubilden, könnte da durchaus noch was draus werden. Womit wir auch schon wieder durch sind. Wir lesen uns – beim nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?