Adam Green hat erst kürzlich etwas sehr interessantes über seine Kritiker gesagt. Er sagte: Es wäre schon okay, wenn man sein Album nicht mögen würde. Man könne ja schließlich nichts dafür. Das wäre, wie mit chinesischem Essen. Da kann man ja auch nichts dafür, wenn einem das nicht schmeckt. Dementsprechend wurde seine neue Platte von der Presse auch eher mittelprächtig aufgenommen. Sogar mit David Hasselhoff wurde der Arme verglichen. Ich meine, geht’s noch? „Sixes & Sevens“ (7,5/10) ist trotz zwischenzeitlicher Längen ein Album, das man vor Verehrung mit Glückskeksen überschütten möchte. Da sollten sich vielleicht auch We Are Scientists mal ein Stück davon abschneiden. War der Erstling noch ein augenzwinkender Seitenhieb auf die Retro-Welle Marke Killers, Franz Ferdinand und Konsorten, verliert sich die selbstironische Attitüde auf „Brain/Thrust/Mastery“ (3,8/10) im New Wave-Einheitsbrei. Glatt polierter, als Eisbahn-Rutsching geht’s dann auf „Searching For The Hows And Whys“ (5,9/10) von Get Cape.Wear.Cape.Fly weiter. Trotzdem kommt man nicht umhin, sich zu diesen Indie-Pop-Feuerwerk fröhlich mit der Gummibärenbande zu verbünden. Die Musik schmiert dir so lange Honig ums Maul, bis dir Zuckerwatte aus dem Kopf schießt. Das Leben könnte so wunderbar sein, würden nicht Madsen anschließend mit Phrasen der Marke „Hör auf zu diskutieren. Wer gewinnen will, muss auch mal verlieren“ um die Ecke spitzen. „Frieden im Krieg (4,1/10) scheint sich über weite Strecken als Hommage an die Poesiealbum-Texte von Drittklässlern zu verstehen. Viel schlimmer ist allerdings, dass das Album mit der ersten Single „Nachtbaden“ und dem brachialen „Nitro“ recht versprechend loslegt, bevor es schließlich im Einheitsbrei ersäuft. Selbigem wiederum werdem The Kills mit ihrer dritten Platte „Midnight Boom“ (9,1/10) endgültig entkommen. Das liegt nicht etwa daran, dass Sänger Jamie gerade mit Kate Moss herum turtelt, sondern an dem Knistern, das die Musik ausstrahlt. Alles auf „Midnight Boom“ klingt nach Sex, nur dass es Jamie und Allison jetzt eben im Schaufenster, statt im Hinterzimmer treiben. Das sollte Lupe Fiasco auch bald verlassen. Zumindest hierzulande ist er ja immer noch ein Geheimtipp. Dabei ist sein HipHop-Süßwarenladen namens „The Cool“ (6,9/10) so durchgedreht, wie Softeis. Spätestens bei der Single „Superstar“ sieht man reihenweise Schoko-Osterhasen im Takt wippen. Aufgefressen werden die schließlich von den Experimental-HipHoppern von Why?. Die Underground-Crew aus dem Anticon-Umfeld vernascht auf ihrem Album „Alopecia“ (7,3/10) so ziemlich jeden Sound von Folk bis Psychedelic und schnürt daraus ein schickes Gesamtpaket. Diesem wiederum entspringt ein fetter Wal namens Minus. Der irritiert vor allem durch das tonnenschwere, von nackten Tatsachen durchtränkte Cover von „The Great Northern Whalekill“ (7,0/10). Die Musik ist allerdings umso bewegender und klingt, als würden sich die Foo Fighters mit einer Horde Pottwale zum Jammen verabreden. Da sehnt man sich anschließend eigentlich nur noch nach einer Runde Entspannung und baumelt zum Sunshine-Pop von Girls In Hawaii („Plan Your Escape“ – 6,6/10) in der Hängematte hin und her. Von dort aus schaut man dann den Wolkenformationen beim Choreografieren zu und lässt sich anschließend zu den folkigen Popsongs von Throw Me The Statue in die Nacht wiegen. Deren Album „Moonbeams“ (6,4 /10) klingt -entsprechend dem sommerlich angehauchten Porno-Cover- wie eine hüllenlose Version des letzten Arcade Fire-Albums. Und entlässt einen mit einem Hauch von Erwartung auf die demnächst anstehenden, früh-sommerlichen Baggersee-Partys. Also viel Spaß beim Feiern, Träumen und Liebhaben. Und bis zum nächsten Zuckerbeat.
// von alexander nickel-hopfengart
UND WAS NUN?