// zuckerbeat volume 11

Bis vor kurzem waren Johnossi noch der beste Geheimtipp der Saison. Das verrauchte Organ des Sängers gepaart mit Bluesrock-Riffs der Marke White Stripes, waren einfach wie geschaffen, für das allabendliche Schunkelfraktion auf den einschlägigen Festivals. Mit „All They Ever Wanted“ (7/10) sollte sich daran nun nicht sonderlich viel ändern. Außer, dass die Massen vor der […]

zuckerbeat11Bis vor kurzem waren Johnossi noch der beste Geheimtipp der Saison. Das verrauchte Organ des Sängers gepaart mit Bluesrock-Riffs der Marke White Stripes, waren einfach wie geschaffen, für das allabendliche Schunkelfraktion auf den einschlägigen Festivals. Mit „All They Ever Wanted“ (7/10) sollte sich daran nun nicht sonderlich viel ändern. Außer, dass die Massen vor der Bühne einen noch größeren Raum einnehmen dürften. Scheiße, ist das mitreißend. Die Melodien wurden zwar auf dem Zweitling zugunsten einer noch dynamischeren Produktion etwas gestrafft, doch jetzt rockt das Teil halt wie Hölle. Da stört es nicht sonderlich, dass ein ebenso großer Hit, wie das tolle „Men Must Dance“ von Vorgänger nicht zu ermitteln ist. Stattdessen setzt die Band auf ein homogenes Gesamtbild, was wiederum mit zunehmendem Hörgenuss dazu führt, dass man sich die Kleider vom Leib reißen und mitsamt der Zimmereinrichtung aus dem Fenster des 3. Stocks pfeffern möchte. Völlig verschwitzt steht man dann den Jungs von Earthbend gegenüber. Die preisen auf ihrem Album „Young Man Afraid“ (6/10) die Götter des Rock´n´Roll und lassen auch mal Led Zeppelin mit Curtis Mayfield in den Ring steigen. Da spült es einen direkt zurück in die 70er Jahre. Also kramt schon mal die Langhaar-Perücke aus dem Schrank und klebt euch ne entsprechende Rockermontur um die Hüfte. Und dann rein in die Innenstadt, Boombox aufgedreht und auf dem Marktplatz ein fettes Luftgitarrensolo hingelegt. Da geht einiges! Mit Pauken und Trompeten flötet währenddessen die „Sgt. Pepper´s Lonely Hearts Club Band des Punkrock“ an dir vorüber, um dir die zerfetzte Hose mit Nieten zu verzieren. Barseros aus dem Rheinland klingen zwar nur selten wie eine Mischung aus Social Distortion und Die Ärzte, wie uns ihr schöner Beipackzettel weiß machen möchte. Aber ihr Album „Kill, Kill, das ist Pop!“ (5/10) hat trotzdem seine Momente. Wirkt es doch hin und wieder so charmant unbeholfen, wie die deutschsprachigen Versuche des letzten Smoke Blow-Outputs. Da ist es dann auch kein langer Weg mehr, bis man sich dabei ertappt, die ein oder andere Zeile der Marke „nur heute will ich mit dir Eulen füttern gehen“ vor sich hin zu trällern. Deshalb lassen wir den Jungs dieses bunte Treiben noch mal durchgehen. Das nächste Mal muss dann aber mehr kommen. Womit wir dann auch schon wieder in poppigeren Gefilden angekommen wären. Kurz gesagt: Beim Powerpop. Dieses Genre nervt ja jetzt schon seit vielen Jahren vor sich hin ohne Brauchbares abzuwerfen. Keegan bilden da mal eine willkommene Abwechslung. Zugegeben. Originelle Songstrukturen sollte man auf „Looking Out For No. 1“ (6/10) nicht erwarten. Aber zumindest strotzt das Album nur so vor frühsommerlichen Partykrachern für die anstehenden Baggersee-Sausen. Das ganze kann man dann noch am ehesten mit dem letzten Output von Ok Go (ihr wisst schon: diese Combo mit dieser Laufband Choreografie im Video) vergleichen, nur eben in gut. Alle schwelgerischen Indie-Pop-Romantiker sollten also mal einen Blick hinter die Kulisse des grausamen Albumcovers werfen… es lohnt sich. Womit wir dann mal wieder einen kurzen Konzerthinweis einschieben. Und zwar für die Punkrocker von Time Again. Die spielen am 4.6. im Schweinfurter Stattbahnhof und haben dabei ihr neues Album „Darker Days“ im Gepäck. Wie das klingt? Davon lasst ihr euch am besten selbst überzeugen! Live sind die Jungs nämlich eine Macht. Also schaut mal rein. Und lasst euch von dem musikalischen Monster aus Bad Religion und Pennywise ordentlich einheizen. Weniger schweißtreibend, als vielmehr entzückend ist dann schon das Geschreibsel zur aktuellen Scheibe der Further Combo Atomic. Da steht doch wortwörtlich in dem Schmierblatt zur Beilage: „Mein Gott, war das eine schlechte Band“. Schade, dass der Verfasser nicht namentlich genannt ist. So viel Ehrlichkeit sollte schließlich auch mal belohnt werden. Umso besser läuft einem dann auch ihr wirklich gelungenes Indie-Pop Werk „Coming Up From The Streets“ (7/10) rein. Hier scheinen sich fünf Jungs gefunden zu haben, die zusammen gegen alle Widerstände vielleicht doch ein Licht am Ende des Indie-Rock Tunnels entdeckt haben, in dem viele hiesige Bands feststecken. Die Platte jongliert charmant mit vielen bunten Kugeln Marke Mando Diao, Oasis und Konsorten ohne dabei für gähnende Münder zu sorgen. Hoffen wir, dass es ihnen dabei nicht ergeht wie Sugarplum Fairy. Die hatten nämlich auch ein vielversprechendes Album dieser Gangart veröffentlicht und waren trotzdem schneller von der Bildfläche verschwunden, als weiße Wachsmalkreide. Womit wir dann mal eben bei den Kritiker-Lieblingen King´s X vorbeischauen. Was an deren Rockmusik amerikanischer Prägung so besonders sein soll, will sich mir auch beim x-ten Durchlauf des Albums „XV“ (3/10) nicht erschließen. Das klingt einfach nur nach durchschnittlichem Radiorock, der schon nach dem dritten Song gähnende Langeweile hervorruft. Wer Nickelback super findet, dürfte hiermit gut bedient sein. Alle anderen lassen sich lieber von dem neuen Mix aus dem Hause „Audiomatique“ verzaubern. Auf der Mix.Cd Volume 2.0 von Adultnapper (6/10) finden sich dabei einige schöne Elektroperlen von den üblichen Verdächtigen: Trentemoeller, Martinez & Gui Boratto ziehen uns dabei mit ihren betörenden Blubberblasen-Einlull-Sounds ganz tief hinunter in entspannte Gefilde. Kurz gesagt: Die Scheibe ist der perfekte Soundtrack für die Party nach der Party. Also einfach mal aufs Sofa chillen und in schönen Träumen schwelgen. Und bald mal wieder vorbei schauen. Für heute ist nämlich Schluss mit Musik. Also haut rein. Bis zum nächsten Zuckerbeat.

// von alexander nickel-hopfengart