Den Namen deadmau5 sollte man sich merken. Wer auf stadiontaugliche Dance-Musik steht, kommt an seinem neuen Album nicht vorbei. Schon der erste Track „Some Chords“ schiebt einen geradewegs auf die Tanzfläche und schubst den Popo auf Wackelpudding-Stufe „4×4=12“. Wer sich schon immer gefragt hat, wie ein Guetta-Track wohl im Remix von MSTRKRFT klingt, der ist bei dem kanadischen Produzenten an der richtigen Adresse. Das Album strotzt nur so vor Clubhits und der tote Mäuserich wurde sogar schon zu den olympischen Winterspielen eingeladen, um die Meute zu rocken. Auf deadmau5 scheinen sich alle einigen zu können. Partymäuse und Maskenbildner liegen sich in den Armen und feiern die fleischgewordenen Micky Maus-Neonrakete. Mit „Sofi Needs A Latter“ ist am Ende auch noch ein astreiner Elektro-Rap-Kracher auf dem Album vertreten, der allen Uffie- und Peaches-Anhängern die Glückstränen in die Augen treibt.
The Black Angels beglücken uns hinterher nicht nur mit einem hypnotisierenden Artwork, sondern auch mit psychedelischen Klangeskapaden, die ein gefundenes Fressen für jeden The Doors-Fan sind. „Phosphene Dream“ ist ein rundum gelungener Psy-Rock-Entwurf und zwar einer von der Sorte, den man vor einigen Jahren auch noch den Kings Of Leon zugetraut hätte. Die Scheibe klingt, als hätten sich Pink Floyd die letzte Scheibe von Wolfmother vorgeknöpft und daraus einen modernen Klassiker geschaffen. Wer auf schweißtreibende Gitarrenriffs und jede Menge Nebel steht, sollte sich diesen auf Platte gebannten LSD-Trip auf keinen Fall entgehen lassen. Ein besseres Album in Sachen Psychedelic-Rock werdet ihr in diesem Jahr nicht mehr um die Ohren gehauen bekommen.
Anschließend muss mich jetzt einfach mal als Duffy-Fan outen. „Well Well Well“ – die neue Single der Sängerin gehört sicher zu den schmissigsten Tracks des Jahres und wenn man ehrlich ist, hatte das letzte Album des Stimmwunders auch ein paar echte Pop-Kracher im Gepäck. Nachdem die werte Dame inzwischen alle Plagiats-Vorwürfe hinsichtlich Amy Winehouse hinter sich gelassen hat, macht sie sich auf ihrem zweiten Album auf, den Soul-Pop wieder an die Spitze der Charts zu führen. Der Opener ist leider eine Spur zu poppig geraten, dafür darf danach so richtig gekuschelt werden. „Too Hurt To Dance“ ist die Winterballade des Jahres, das Teil schmerzt dermaßen rein, da möchte man sich dem Christbaum mit voller Inbrunst um den Stachelhals werfen. Duffy heilt mit diesem Song alle Wunden und lässt anschließend im Song „Keeping My Baby“ gleich wieder die Frohnatur raushängen. Anschließend scheint die Scheibe in der zweiten Hälfte zwar aufgrund der Balladendichte ein bisschen ins Straucheln zu geraten, doch dann kramt die 26jährige gegen Ende doch noch den schmissigen Hit-Anwärter „Lovestruck“ aus der Handtasche und sorgt so für einen äußerst versöhnlichen Abgang. „Endlessly“ ist ein locker flockig produziertes, ziemlich kurzweiliges Pop Album ohne Weltherrschaftsansprüche. Für mehr Nachhaltigkeit das nächste Mal vielleicht Kanye West arrangieren.
Die Songs von David Guetta haben derweil vielen nimmermüden Tänzern die Partynächte versüßt, andere haben sich in der Zwischenzeit irritiert abgewandt und über seine klischeehaften Videos gelästert. Guettas breitbeinig vorgetragener Elektro-Pop spaltet die Gemüter, doch ebenso sicher hat sich schon so manches Lästermaul zwischenzeitlich dabei ertappt, wie er/sie heimlich zu einem großen Guetta-Hit mit den Fingern schnippte. Nun also gibt’s in Form einer Special Edition seines Erfolgsalbums „One Love“ noch mal einen Nachschlag. Unter dem Banner „One More Love“ verpulvert er die alten Gassenhauer mitsamt Bonus-Cd – auf der Scheibe finden sich illustre Einheizer von Rihanna, Fergie und Lil Wayne. Dazu noch zwei durchaus gelungene Remixe von Madonna und der hierzulande sträflich unterschätzten Kelis – der großen Wintersause steht also nichts mehr im Wege. Also reist euch die Wollmützen von der Birne und genießt die großen Hits von Kid Cudi und Will.I.Am, die gute Laune kommt dann von ganz von alleine.
Nachdem das letzte Album der Black Eyed Peas vor nicht allzu langer Zeit veröffentlicht worden ist, musste man beim Schnellschuss „The Beginning“ schon vor Veröffentlichung mit dem Schlimmsten rechnen. Der Auftakt gestaltet sich dann nach dem „Dirty Dancing“-Intro und anschließender „Die Schlümpfe“-Gedächtnisheulboje noch schlimmer als erwartet. Danach kann es eigentlich nur besser werden, doch denkste, „Light Up The Night“ klingt als hätte Kanye West noch mal in den „Cher“-Modus geschaltet, vor lauter Effekten aber vergessen, dass ein paar Wortfetzen noch keinen guten Song ergeben. „Wait A Minute“ meinen die Peas… machen wir gerne und weil wir die Gruppe früher einmal irre sympathisch fanden, hören wir weiter. „Love You Long Time“ klingt im Gegensatz zu den beiden Vorgängern zumindest für MTViva-Verhätnisse erträglich (was auch daran liegt, dass die Peas hier „Give It Up“ von KC & The Sunshine Band verwursten), man fragt sich allerdings schon, warum auf diesem Album nichts so recht zusammen passt. Das letzte Album „The E.N.D. (The energy never dies)“war trotz massiver Hitdichte immer noch ein rundes Werk, das einen hin und wieder in nostalgische Disco-Gefilde schubste. Nun allerdings klingen viele der Songs nach Ausschussware, die zwar kurzzeitig Spaß verspricht, aber spätestens nach dem dritten Durchlauf zu nerven anfängt. Hoffen wir deshalb, dass die Peas sich für das nächste Album wieder mehr Zeit nehmen und vor allem wieder in die Spur zurück finden. Mit leblosen Autotune-Tracks wie diesen vergrätzen sie noch die letzten ihrer Fans.
Pünktlich zu Weihnachten wird außerdem wie jedes Jahr wieder ein breites Spektrum an Spezial-Editionen raus gehauen. Im schicken Digi-Pack kann man zum Beispiel Jared Leto dabei zusehen, wie er sich vom TV-Liebling zum Stadionrocker gemausert hat. Mit seiner Rockergondel Thirty Seconds To Arms schiffschaukelt er uns ins Blitzlichtgewitter und legt dem vergoldeten Album „This Is War“ eine Bonus-DVD bei, die mit einem amüsanten Hochglanz-Making Of und einem sehr gelungenen Kanye West-Remix des Megahits „Hurricane“ aufwartet. Thirty Seconds To Mars versuchen sich auf dem eigentlichen Album derweil als U2-Verschnitt ihrer Generation. Klingt alles ziemlich blitzeblank, jeder Song ist mindestens zwei Minuten zu lang und mit massenhaft Effekten aufgehübscht: kurz gesagt… genau so muss es sein, wenn man in Sachen Breitenwirksamkeit auf die großen Hallen schielt. Allein der wunderbare Song „Night Of The Hunter“ dürfte U2 selbst ein paar neidische Blicke abringen. Wenn du also auf großes Kino in Sachen Rockmusik stehst, solltest du dir diese Vorstellung hier auf keinen Fall entgehen lassen.
Ali Campbell von den legendären Hängematten-Anschubsern UB40 hat sich auf seinem aktuellen Solo-Album daran gemacht, große britische Pop-Songs in einen Reggae-Kontext zu überführen. „Great British Songs“ beinhaltet 12 Tracks von den Beatles bis zu den Kinks und dürfte auf jeder Studentenparty für begeisterte Gesichter beim überraschten Publikum sorgen. Weil sich Campbell noch dazu nicht darauf beschränkt, musikalisch die Füße hoch zu legen und seine Songs bisweilen auch mal ordentlich reinpowern, gerät „Great British Songs“ zu einem echten Geheimtipp für alle, die schon immer mal wissen wollten, wie sich „Honkey Tonk Woman“ wohl im „Red Red Wine“-Modus anhört. Bemerkenswert.
Ein hübscher Sampler namens „Stuttgart-Songs“ stürzt uns zum Abschluss in nostalgische Glückseligkeit und lässt mehr oder weniger bekannte Songs wie „Bring It Back“, „Mutterstadt“ und „1. Liebe“ von mehr oder weniger bekannten Musikern aus Stuttgart wie den Fantastischen 4, den Massiven Tönen oder Max Herre von der Leine, die einem den Alltag versüßen. Nach einem Gedicht von Joe Bauer kann die Reise beginnen und nicht nur gebürtige Stuttgarter dürften in Kopfnicker-Modus verfallen. In der Folgezeit knallen uns Musiker, wie Philipp Poisel, Fuenf oder BIO-Stuttgart sympathische Liedermacher und Pop-Songs vor den Latz, die manchmal peinlich, manchmal charmant, manchmal auch nahezu hymnisch anmuten. Soll heißen: „Stuttgart-Songs“ ist ein äußerst abwechslungsreicher Sampler für alle, die gerne mal über den eigenen Tellerrand hinaus blicken. Weshalb wir uns jetzt auch einfach mal zurücklehnen und der Musik lauschen. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?