Hach, ist das schön. Pünktlich zum Fest beschenken uns die Herzensbrecher von den Girls noch einmal mit einer illustren EP, die das Zeug hat, der eh schon famosen LP in Sachen Pop-Appeal den Rang abzulaufen. Dadurch, dass sich die „nächsten Belle & Sebastian“ wirklich auf das Wesentliche beschränken, bekommt man in ihrem „Broken Dreams Club“ diesmal wirklich nur das Who Is Who in Sachen Schaumschläger-Pop aufs Tablett gehievt. Eingeläutet vom besinnlichen „The Oh So Protective One“, das bisweilen fast schon jazzig anmutet, liefern sie einem hinterher die Vollbedienung in Sachen Zuckerwatte. „Heartbreaker“ bringt Herzen zum Brechen und das abschließende „Carolina“ gestandene Schneemänner zum schmelzen. Alles in allem mit Sicherheit die Schönste EP des Winters. Wer den Schneeflocken beim Fallen zusehen möchte, brauch nicht länger aus dem Fenster zu glotzen. Einfach die Girls einlegen, Play drücken und die Äuglein schließen.
Und jetzt „Applaus, Applaus, Applaus“ – es ist tatsächlich geschehen. Die erste Staffel von „Die Muppet Show“ ist nun nach einer gefühlten Ewigkeit auch hierzulande auf DVD erschienen, dafür bekommt man mit 24 Folgen gleich den kompletten Rundumschlag re-serviert. Wer sich zuletzt fragte (wie auch ich), woher sich die Jungs von Bonaparte ihren Jingle für den Song „Rave Rave Rave“ geklaut haben, der bekommt nun seine Antwort. Bemerkenswert an der ersten Staffel ist vor allem der Wortwitz, weshalb man sich die Folgen unbedingt im englischen Originalton reinziehen sollte. „It´s The Muppet Show“ And Our Special Guests Are Miss Rita Morena“ brüllt Kermit uns zum Auftakt der ersten Episode entgegen, wobei hier ein geschummelt wurde, denn in die eigentlichen erste TV-Folge war ursprünglich Juliet Prowse zu Gast, die hier allerdings erst in Episode 20 gelistet ist. Was folgt ist ganz großes Kino, Morena, die vielen aufgrund ihrer Oscar-prämierten Nebenrolle in der „West Side Story“ ein Begriff sein dürfte, wühlt sich durch eine musikalische Tanzeinlage called „French Tango“, die keine großen Worte benötigt, um für Lachkrämpfe beim Publikum zu sorgen. Überhaupt ist es wahnwitzig, in welcher Geschwindigkeit hier Gags abgefeuert werden, die auch heute noch beinahe 25 Jahre nach der ersten TV-Ausstrahlung ganz vortrefflich funktionieren. Die sarkastischen Sprüche von Statler und Waldorf, die von ihrem Balkon aus das komplette Geschehen auf der Bühne mit bitterbösen Sprüchen kommentieren, sind ein Ohrenschmaus und sicher ist es die größte Stärke der Serie von Beginn an gewesen, sich selbst niemals besonders ernst zu nehmen, sondern das eigene Tun immer mit einem Augenzwinkern zu hinterfragen. Ansonsten liefern Gonzo, Kermit und Konsorten Wortwitz mit viel Niveau, das sowohl für Kids, als auch für Erwachsenen funktioniert. „Die Muppet Show“ ist ein zeitloses Erlebnis, weshalb zu hoffen bleibt, dass nicht nur die 120 bisher produzierten Folgen (von 1976-1981) endlich auch hierzulande allesamt auf DVD erscheinen, sondern auch endlich mal wieder neue gedreht wurden. Die Zeit scheint reif, wenn man bedenkt, dass erst kürzlich ein paar neue Muppet-Shorts auf „Youtube“ für einen einzigen Ansturm in Sachen Klicks gesorgt haben. Solange am Besten vom Christkind die erste Staffel unter den Weihnachtsbaum legen lassen und die komplette Family wird den Abend über in Glückseligkeit versinken (©The Muppets Holding Company, LLC and BVHE. MUPPETS and The Muppet Show are trademarks of The Muppets Holding Company, LLC. All Rights Reserved / VÖ. 2.12.).
Take That waren schon auf ihrem vergangenen Album für alle Travis und Coldplay-Fans interessant. Nur hatten viele da noch bestimmte Berührungsängste, die nun mit der neuen Platte endgültig abgebaut sein sollten. Die Single „The Flood“ läuft bereits auf Endlosschleife mit Ruderakrobatik und macht dabei eine wesentlich bessere Figur als Robbies schnulziger Abgesang, den er kürzlich mit Gary zusammen rausposaunte. Das „Comebackalbum“ in Ursprungsbesetzung liefert neben der „Back For Good“-Referenz aus der Single dazu noch überraschend viele elektronisch aufgehübschte Tanzeinlagen der Marke „SOS“ und „Kidz“, die auch allesamt sehr ansprechend rüberkommen. Überhaupt strahlt das Album eine Leichtigkeit aus, die fast schon wieder an die Frühphase der Jungs erinnert, nur dass alles handwerklich nicht im Peinlichkeitsmodus durchrattert. Mancher wird sich da am Ende vielleicht sogar die eine oder andere Heulboje, pardon Herzschmerzballade mehr gewünscht haben, wird dafür aber mit einem schmissigen Werk belohnt, dessen Blick sich uneingeschränkt nach vorne richtet. „Progress“ eben.
Stereolab hatten wir derweil ein bisschen aus den Augen verloren, da krabbeln sie auf einmal wieder aus der Versenkung ans Licht und sind auch noch so frech, ihr neues Album den augenzwinkernden Titel „Not Music“ aufs T-Shirt, pardon Artwork, zu drucken. Die Scheibe lullt einen dann erstmal ein, wie man es von ihr erwartet, schon beim zweiten Song „Supho Jaianto“ wird das Tempo dann aber ordentlich angezogen und fröhlich mit den Füßen gewippt. Stereolab schaffen es auch heute noch Easy Listening für Fortgeschrittene zu konzipieren, ohne dass ihnen dabei das Gespür für charmante Pop-Melodien abhanden kommen würde. Wer sich schon immer danach gesehnt hat, dass Air endlich mal das Tempo ein bisschen anziehen, der sollte sich diese Scheibe hier unbedingt mal zu Gemüte führen.
Und hat eigentlich vor kurzem jemand „Neue Vahr Süd“ im ARD-Programm laufen sehen? Falls nicht (womit er/sie sicher keine Ausnahme gewesen ist), sollte sie/er das unbedingt mal nachholen, der gewitzte Film ist just als schicke DVD-Edition erschienen und vielleicht weiß es ja auch so mancher noch nicht. Der Streifen ist der offizielle Nachfolger von Regeners Herrn Lehmann, der ja bereits mit Christian Ulmen in der Hauptrolle passend in Szene gesetzt wurde. Dabei ist „Neue Vahr Süd“ eigentlich die Vorgeschichte zum „Lehmann“-Buch, auch wenn der Roman erst nach „Herr Lehmann“ erschienen ist. Was wir jetzt wiederum zum Vorwand nehmen, noch mal auf die komplette Regener-Trilogie hinzuweisen. Beginnen wir mal inhaltlich beim ersten Buch, dem eben genannten „Neue Vahr Süd“, das einerseits sicher der Roman der Reihe ist, den die wenigsten kennen, was aber gleichzeitig eine Schande ist, weil Regener darin sein Meisterstück abliefert. Eine so gewitzte Story, die das Teenager-Dasein skizziert, hat man lange nicht erlebt. Man krümmt sich regelrecht vor Lachen, wenn man Frank Lehmann durch sein unorganisiertes Dasein streifen sieht, wäre es zudem nicht schon anstrengend genug den eigenen Alltag auf die Reihe zu kriegen, vergisst der Gute auch noch seinen Wehrdienst zu verweigern, das wiederum führt immer dann zu witzigen, aber niemals aberwitzigen, bzw. unglaubwürdigen Momenten, wenn er zwischen die Fronten gerät, weil seine Freunde gerade den Aufstand proben. Der Roman liest sich trotzt seiner 600 Seiten (womit das Buch das Umfassendste der Reihe ist) nahezu in einem Rutsch durch und macht Hunger auf mehr. Der wird dann anschließend durch Regeners „Bestseller“ „Herr Lehmann“ bedient, der das Erwachsenendasein des 29jährigen Protagonisten umreist. Dort kriegt der gute Junge mal wieder nichts so richtig auf die Reihe, liefert sich gleich zu Beginn ein Psycho-Duell mit einem mordlustigen Köter, macht die Döle betrunken und wird dann auch noch wegen Tierquälerei angezeigt. Noch dazu ist er verliebt und stellt sich dabei so ungelenk an, dass man es einfach schon wieder sympathisch finden muss. Insgesamt kann man nach Genuss des Buches ein bisschen nachvollziehen, warum manche Leser den Film hinterher so enttäuschend fanden. Die zahlreichen Gedankenspiele des Protagonisten, welche er allesamt unterläuft, kommen auf Leinwand nicht so richtig rüber. Deshalb lohnt sich auch für diejenigen, die den Streifen ein bisschen öde fanden, noch mal die Lektüre des Buches. Um die Trilogie zu Ende zu bringen, hat sich Regener vor kurzem daran gemacht, „Der kleine Bruder“ zu schreiben. Das Ergebnis ist ein Roman, der vor allem davon lebt, dass die beiden Vorgänger-Romane so euphorisch aufgenommen wurden. „Der Spiegel“ schreibt in diesem Zusammenhang: „Da ist er wieder, der typische Lehmann-Sound“, was soweit richtig ist, nur dass man hin und wieder das Gefühl bekommt, der Sänger von „Element Of Crime“ hätte sich dazu verpflichtet gefühlt, die Geschichte irgendwie zu Ende zu bringen. Es gibt bemerkenswerte Passagen in dem 2008er Roman, der jetzt auch im Goldmann Taschebuch-Format erschienen ist, aber Vorsicht, das Teil setzt nicht etwa nach „Herr Lehmann“ an, sondern versteht sich als verbindendes Glied zwischen Selbigem und „Neue Vahr Süd“. „Irgendwo zwischen“ würden Kinderzimmer Productions wohl sagen und so fühlt man sich einerseits von diesem Zeitraum von zwei Tagen, der hier thematisch umrissen wird, unterhaltsam in den Arm geschlossen, die richtig große Euphorie der anderen beiden Bände, mag aber nicht aufkommen. Frank ist gerade aus dem Wehrdienst entlassen worden, da möchte er seinem Kumpel Manni in Berlin einen Besuch abstatten. Das blöde daran ist nur, der werte Herr ist verschollen. Das Buch ist eine Art Bindeglied, dass die Entwicklung des Hauptdarstellers für den Leser am Ende nachvollziehbarer erscheinen lässt, nur leider schafft es Regener nicht immer den Humor zu generieren, der sich aus der Diskrepanz von Denken und Handeln im Hause Lehmann entwickelt. Dementsprechend am Besten mit „Neue Vahr Süd“ in das Universum des „Herr Lehmann“ einsteigen. Wer daraufhin auf den Geschmack gekommen ist, kommt um die beiden Nachfolger, bzw. Vorgänger, dann eh nicht mehr herum.
Let´s Wrestle dürften derweil alle Freunde von nerdigem Indie-Pop in Ekstase versetzen. Das Debütalbum „In The Court Of The Wrestling Let´s“ ballert einem 16 charmante Bretter im Grenzgebiet von Dinosaur Jr., Pavement und Superchunk um die Ohren. Das ganze klingt so dermaßen aus der Zeit gefallen, dass man sich sofort seine Hosen zerflettern möchte, um im Slacker-Look durch die Clubs der Stadt zu streifen. Wer auf intelligente Pop-Eskapaden der Marke Art Brut steht, sollte die Scheibe unbedingt mal anchecken. Lohnt sich schon allein wegen den 13 Bonus-Songs, die man einfach mal für umsonst dazu geschenkt bekommt und die dreizehn weitere Kracher aus der frühen Schaffensphase der Band beinhaltet.
„Mord mit Aussicht“ nennt sich derweil eine Serie aus dem „ARD“-Kosmos, die nicht unbedingt was für Freunde von tiefsinnigen TV-Momenten ist, die aber dadurch, dass sie den Schauplatz der Polizei-Story in ein hinterletztes Kaff verlegt, einen gewissen schrulligen Charme ausstrahlt. Die Kölner Polizei-Kommissarin Haas wurde in den Eifelort Hengasch versetzt, wo sie sich mit allerhand Allerweltsgeschichten herumschlagen muss. Bemerkenswert daran ist, wie hier die verschlafene Dorfidylle aufgemischt wird, weil da plötzlich jemand ist, der wirklich etwas bewegen möchte. Kurz gesagt: Haas zerrt die Dorfbewohner inklusive der Polizeiwache aus dem Nest, in dem Selbige sich so herzlich eingerichtet haben. Dabei wird auch allerhand Unrat an die Oberfläche gespült. Hin und wieder dürften auch Fans von Wolf Haas auf ihre Kosten kommen, was durch die abseitigen Momente bedingt ist. Problematisch sind hin und wieder zahlreiche Passagen, die sich von der üblichen TV-Durchschnittskost nicht abzuheben vermögen, trotzdem sind eben solche unüblichen Geschichten, wie „Mord mit Aussicht“ ein Schritt in die richtige Richtung. Mit „Im Angesicht des Verbrechens“ hat „Das Erste“ bereits gezeigt, was in Sachen TV-Produktion hierzulande mit Enthusiasmus möglich ist. „Mord mit Aussicht“ präsentiert in diesem Zusammenhang zumindest eine witzige Herangehensweise und eine äußerst charmante Caroline Peter als Sophie Haas in der Hauptrolle. 6,5 Millionen Zuschauer haben am Ende reingeschaut, was auch daran liegen dürfte, dass hier mal einige Schauspieler aus dem Theater-Bereich zum Zuge kommen, deren Namen man nicht unbedingt auf dem Zettel hatte. Wer die Serie verpasst hat, kann sich die Episoden 1-6 und 7-13 nun als DVD-Set ins Regal stellen. Ein schön schrulliges Weihnachtsgeschenk finden wir und sind gespannt, wie es weitergeht, wenn im nächsten Sommer die neuen Folgen gedreht werden.
Den Namen Fistful Of Mercy sollten sich zum Abschluss alle Fans von Joseph Arthur, Ben Harper und Dhani Harrison ins Notizbuch kritzeln. Das Dreiergespann hat nämlich ein Allstar-Werk namens „As I Call You Down“ zusammen gebastelt, dem man anmerkt, dass hier niemand etwas zu beweisen braucht. Eingeleitet von dem entspannten Schunkler „In Vain Or True“ schießen dich Fistful Of Mercy mit neun Songs in Richtung Umlaufbahn und sorgen dafür, dass man zur besinnlichen Zeit auch ein bisschen watteweich eingepackt wird. Womit wir dann auch schon wieder am Ende wären für heute. Ich wünsch euch was. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?