Nachdem „Die große Nässe“ über die Menschheit hereingebrochen ist, scheint unsere Zivilisation am Ende zu sein. Die letzten Menschen sehen sich mit einer feindlich gesinnten Umwelt konfrontiert. Die Böden sind verdorrt, das Wasser ist knapp. Überall wo du hinblickst… nichts als Wüste – Wasteland eben, kurz gesagt: eine Welt generiert als postapokalyptischer (Alb)Traum ohne einen Funken Hoffnung jemals wieder aufzuwachen. Ein gewisser Michael hat beschlossen, trotzdem nicht aufzugeben. Er schlägt sich durch die Einöde. Immer auf der Suche nach einem Ort namens A-Ree-Yass-I, von dem es heißt, dort habe die große Katastrophe ihren Ursprung. An seiner Seite befindet sich eine gewisse Abi, ihres Zeichens Sheriff in einem ollen Wüstenkaff, das Michael aus Versehen für immer zerstört. Mit einer Maschine, die er den so genannten „Sandwürmern“ entwendet hat, welche wiederum ganz verrückt nach Menschenfleisch sind und in der Wüste ihr Unwesen treiben, machen sich Abi, Michael und die Überlebenden des Dorfbrandes auf den Weg durch die Einöde, um die Bewohner an einen Ort namens Newbegin zu führen. Was darauf geschieht, ist ein gefundenes Fressen für Fans von „The Walking Dead“ bis „Der dunkle Turm“. Die Menschen beginnen sich in Gruppen zu organisieren, Teile der Anwesenden werden diskriminiert, Fragen der Moral werden durchdekliniert. Anthony Johnston und Christopher Mitten haben sich bereits im ersten Roman dafür entschieden, nicht nur eine actionreiche Szenerie zu kreieren, sie räumen ihren Charakteren auch sehr viel Platz zur Entfaltung ein. Man darf sich also schon mal auf den zweiten Band freuen. Wer sich schon früher nach Endzeitstreifen der Marke „Mad Max“ oder „Waterworld“ die Finger leckte, sollte sich das Werk auf keinen Fall entgehen lassen.
Wer derweil mal wieder in unbekannte Welten vordringen möchte, der kann sich in diesen Tagen mal den ersten Band der Reihe Carthago zu Gemüte führen. Der großformatige Comic aus dem „Splitter“-Verlag entführt einen in die Tiefen des Ozeans und sorgt dafür, dass man sich fühlt wie in einem SciFi-Roman. „Die Lagune auf Fortuna“ von Christopher Bec & Eric Henninot ist auch deshalb sehr interessant, weil der Inhalt in direkten Bezug zu unserer Gegenwart steht. Die Geschichte dreht sich um eine Welt, in der die Ölreserven knapp werden. Um dem entgegenzuwirken, wird überall nach neuen Vorkommen gesucht. Der Ozean wird durchforstet und die Forscher stoßen immer wieder auf neue Arten und Lebensformen, welche die Menschheit bisher nicht auf der Mattscheibe hatte. Die großformatigen Bilder sorgen dafür, dass die endlosen Weiten sehr gut sichtbar werden, die uns erwarten, wenn wir als Menschen ins kühle Nass eintauchen. Die Idylle wird derweil durchkreuzt von einem monströsen Fossil namens Maglodon, das ist ein Vorfahr des weißen Hais und gleichzeitig ein so großer Brummer, dass der Crew ziemlich mulmig zumute wird. Dass er nicht die einzige unentdeckte Spezies bleiben wird, scheint ausgemachte Sache zu sein. Und dass das Ganze zunehmend auch auf unsere Existenz Auswirkungen hat, ebenso. Dementsprechend ist „Die Lagune auf Fortuna“ ein Auftakt nach Maß. Der Comic räumt den Protagonisten viel Platz zur Entfaltung ein, die Mutter-Tochter-Geschichte ruft schöne Erinnerungen an die hier kürzlich besprochene, sehr gelungene Geschichte vom „Schimpansenkomplex“ wach und sorgt so dafür, dass man nach dem Genuss der ersten 56 Seiten danach lechzt, die weiteren fünf Bände dieser Saga mit staunendem Blick zu durchstreifen. Wir jedenfalls halten euch auf dem Laufenden…
…und verabschieden uns mal kurz ins London des Jahres 1897. In einem ollen Hafenviertel kommt es zu mysteriösen Unfällen. Und weil ein Gesetzeshüter außer Dienst gerade nichts Besseres zu tun hat, ermittelt er ein bisschen in verdeckter Mission. Was er vorfindet ist ein ausgeklügeltes System, dass sich von Schwarzarbeit nährt. Verantwortlich dafür sind zwei mächtige Organisationen, die Golden Shell und die Truppe der „Clocks“. Die beiden Crews bekämpfen sich bis aufs Äußerste, wobei anzumerken wäre, dass Letztere sich aus monströsen Robotern zusammensetzt. Die Schöpfer Jean-Baptiste Hostache, Jason Henderson und Tony Salvaggio vollbringen das Kunststück den britischen Zeitgeist um die Jahrhundertwende mit einer futuristischen Story zu verknüpfen. Bei den Ermittlungen trifft Agent Matt Thurow auf eine gewisse Molly Vane, ihres Zeichens frühere Ingenieurin der Golden Shell und inzwischen frisch gebackene Söldnerin. Vanes Ziel ist es, das Projekt namens Clockwerx zu vereiteln, um die Gesellschaft davon abzuhalten, sich die Energie des so genannten „Lucifernums“ unter den Nagel zu reißen. Sie schickt also so genannte „Clocks“ los, um die Organisation zu stoppen. Der Agent gerät dabei zwischen die Fronten und wirkt, als wäre Sherlock Holmes plötzlich in einen Science-Fiction-Streifen gestolpert. Wer auf fantastische Krimi-Unterhaltung im klassischen Stil steht, sollte unbedingt mal rein lesen, es lohnt sich. Der abschließende, zweite Band dürfte dann in Kürze folgen.
Und wenn wir gerade schon bei schönen Kriminalgeschichten angelangt sind, sei hier auch gleich noch auf den aktuellen Band aus dem Hause RG – Verdeckter Einsatz in Paris verwiesen. Kommissar Pierre Dragon hat einen neuen Job. Er soll eine Schleuser-Bande Dingfest machen. Wie er daraufhin erst im Rotlichtmilieu und schließlich bei einer Billigkette für Textilien landet, ist nicht nur lässig in Szene gesetzt, das Buch strotzt darüber hinaus nur so vor Konsumkritik. Immer wieder kommt man ins Grübeln… Was hat wohl mein Shirt im Schrank für einen Weg hinter sich und wer musste dafür bluten. Sehr geschickt spielt „Bangkok-Belleville“ mit dem Gewissen des Lesers und könnte damit in solch umstürzerischen Zeiten kaum näher dran sein am Leben. Die Zeichnungen von Frederik Peters sind mal wieder äußerst charmant geworden, ein gewisser „französischer“ Flair liegt in der Luft, während sich die Schlinge immer weiter zu zieht. Auch Tatort-Fans dürfen in diesem Zusammenhang durchaus mal einen Blick ins Buch riskieren, das gemächliche Tempo, der Verzicht auf unnötige Effekte, die ausgefeilten Charaktere lassen darüber hinaus auf ein langlebiges und äußerst tiefgründiges Erlebnis hoffen.
Vampire Hunter D dürfte den Fantasy-Fans schon seit Längerem ein Begriff sein. Im „Carlsen Verlag“ wird die Gruselgeschichte gerade neu aufgelegt und erblickt als waschechter Manga das Licht der Welt. Saiko Takaki orientiert sich bei seiner Bildergeschichte an den Büchern von Hideyuki Kikuchi und schafft es seine Leser durch eine gelungene Mischung aus klassischer „Gespenster-Geschichten“-Atmosphäre und Figuren aus der „Manga“-Traumwelt fortwährend in eine andere Umlaufbahn zu führen. Storytechnisch dreht sich die futuristische Story um eine postnukleare Welt, in der ein rätselhafter Kopfgeldjäger namens „D“ versucht seinen Platz zwischen Vampiren und Menschen einzunehmen. „D“ steht nämlich im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Stühlen. Er ist ein Halbblüter und macht sich dazu auf, mysteriöse Fälle aufzuklären. Als post-moderner Ermittler darf er sich im zweiten Band nicht nur mit Tageslicht-resistenten Blutsaugern herumschlagen, er muss auch einen Fall um vier vermisste Kinder aufklären, von denen drei plötzlich ohne einen Funken Erinnerung wieder auftauchen. Band 3 thematisiert die Suche nach einer jungen Frau, die von einem Vampirlord gekidnappt wurde, was für allerhand Spannungsmomente und geschickt eingeflochtene Wendungen sorgt, als plötzlich ein Clan auftaucht, der „D“ nur zu gerne die Butter vom Brot nehmen möchte. Im vierten Band macht sich „D“ schließlich auf ins Paradies und landet in einer kleinen Stadt, die scheinbar schwerelos über dem Erdboden hängt. Die Einwohner sind seit Jahren von der Außenwelt abgeschottet, doch nun hat sich eine Horde Monster entschlossen, das Kaff auseinander zu nehmen. Ob „D“ es schafft, das Steuer über die Stadt wieder unter seine Fittiche zu kriegen… am Besten ihr schmökert selbst mal rein. Vampire Hunter D setzt sich mit seinen atmosphärischen Zeichnungen gekonnt ab von den standardisierten Manga-Heftchen der Neuzeit und punktet darüber hinaus mit einem Main-Charakter, der nach und nach ein wenig mehr von seinem Seelenleben offenbart. Für alle, die sich schon immer mal gefragt haben, wie es wohl wäre, wenn „Dracula“ mal in einem Sookie-Stackhouse-Roman als Gaststar auftauchen würde. Der letzte, bisher veröffentlichte Band Nummer 5 soll dann Mitte des Jahres erscheinen. Weitere werden folgen… und wir sind gespannt. Verweisen aber auch auf die ebenfalls sehr gelungene Verfilmung aus dem Jahre 1985 und dem auch nicht zu verachtenden Nachfolger von 2000.
Die Reihe Prophet verfrachtet ihre Leser derweil auf den Himalaja, da erforschen ein paar Akademiker der Miscatonic Universität um einen gewissen Jack Stanton ein altes Artefakt, das in direktem Zusammenhang mit der Schöpfungs-Geschichte stehen soll. Schade allerdings, dass eben dieses Ding gerade die Apokalypse ausruft, was natürlich nicht unbedingt im Sinne der Anwesenden ist. Dementsprechend ist auch Skepsis angebracht. Nicht nur von Seiten der Welt, auch von Seiten der Crew. Allerdings scheinen sich die Vorzeichen nach und nach zu bewahrheiten. Ein Teil Manhattan geht in Flammen auf und ein menschenleerer Tanker strandet vor New York. Dazu scheint Jack immer weiter in eine Parallelwelt abzudriften, was die Geschichte auch für Thriller-Freunde interessant macht. „Ante Genesum“ von Autor Xavier Dorison und Zeichner Mathieu Lauffray bildet den Auftakt zu einer vierbändigen Reihe, die Fans von Horror und Mystery-Storys die (Freuden)Tränen ins Gesicht treiben dürfte. Am Ende ist man zwar ziemlich verwirrt, weil Band 1 doch sehr viele Fragen offen lässt, umso mehr Lust verspürt man allerdings, sich die weiteren Bände des Propheten zu Gemüte zu führen. Wenn die Autoren es schaffen, sich in den weiteren Büchern nicht in Widersprüchen zu verstricken, wird der „Prophet“ ein gefundenes Fressen für alle Fans der gehobenen TV-Unterhaltung der Marke „Lost“ bleiben. Wir vom Strichcode sind gespannt und halten euch natürlich auf den Laufenden. Und lesen uns dann in der nächsten Folge wieder. Bis dahin… lasst es euch gut gehen.
UND WAS NUN?