Wer auf Piano-Pop steht, hat jetzt den passenden Grund, die Regler der heimischen Stereoanlage mal wieder auf die höchste Stufe zu schubsen. Judith Heusch und Tobias Schwab veröffentlichen als Patty Moon ihr bereits viertes Album und Fans von Amanda Rogers bis Regina Spektor werden sich fast ungläubig die Augen reiben. Wie konnte diese zauberhafte Popmusik nur so lange an ihnen vorbei schleichen. Aufmerksam geworden auf das Album „Mimi And Me“ sind wir durch den Film „In der Welt habt ihr Angst“ von Hans W. Geißendörfer in welchem drei Stücke der Künstlerin gespielt werden. Sie fangen die intensive Liebesbeziehung der beiden Protagonisten gekonnt ein. Überhaupt strahlt diese Musik eine sonderbarere Ruhe aus, ohne dabei Gefahr zu Laufen, langatmig zu geraten. Vielmehr strahlt diese Platte eine Erhabenheit aus, so dass man dem Duo auch einen gewissen Hang zur Hafenkneipenromantik wie in „Under Water“ durchgehen lässt. Mehr noch, man wird von einer Gänsehautattacke nach der Nächsten übermannt. Wer auf melancholische Popmusik mit Pianobegleitung steht, der sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren. Es lohnt sich. Genau wie der Film, der in Bamberg gedreht wurde und hier ebenfalls lobend erwähnt werden darf.
Wer seinen Klappschalter gerne zu Indie-Pop der Marke Killers meets Wombats auf den Modus „Abtanzen“ klippt, der sollte sich die neue Scheibe von den Neon Trees nach Hause holen. Im Grunde genommen ist das Werk ein zehnteiliger Hitreigen, welcher in einem fulminanten Song namens „1983“ gipfelt. Dieser wiederum dürfte alle Fans romantisch angehauchter Teenie-Klamotten der Marke „Ferris macht blau“ in einen nicht enden wollenden Glückstaumel stürzen. Natürlich erfinden die vier Jungspunde mit „Habits“ das Rad der Musik nicht neu, erfreuen ihre Hörerschaft aber mit dem passenden Soundtrack zum Frühlingsanfang. Wer sich gerne von hymnischen Melodien den Tag versüßen lässt, sollte unbedingt mal reinhören. Mehr Hits bekommt man dieses Jahr wohl nicht mehr allzu oft auf einem Silberling versammelt.
The Chapman Family sind derweil ein gefundenes Fressen für alle Freunde von Mumford & Sons. Der NME ist natürlich auf der Stelle auf die Crew angesprungen und hat ihnen passend zu ihrem Debütalbum „Burn Your Town“ den Weg in Richtung breitenwirksamer Aufmerksamkeit geebnet. So können sich die Fans nach fünf gelungenen Singles nun endlich über einen ersten Longplayer des Quartetts aus Stockton-on-Tees freuen. Musikalisch wird im Gegensatz zu den verfolkten Weggefährten ein wenig mehr Gas gegeben. Das famose „Anxiety“ klingt zum Beispiel, als hätten sich die Killers einen Song von Joy Division vorgenommen. Fans von Johnossi und Jungspunden wie Grouplove dürfen sich durchaus mal einen Eindruck verschaffen.
Raekwon alias Corey Wood veröffentlicht derweil schon seit Jahren HipHop-Alben, die alle Stil-Grenzen sprengen und zum Besten gehören, was die Welt seit dem letzten offiziellen Wu-Tang-Release so erlebt hat. Hier wird sich ein Scheißdreck um Stil-Grenzen geschert, stattdessen knallt uns der renommierte Rapper auf „Shaolin Vs. Wu-Tang“ einen gelungenen Mix aus Filmzitaten und Old-School-Passagen vor den Latz. Die zahlreichen Featuregäste mit illustren Namen wie Method Man, Ghostface Killah, Busta Rhymes, Nas und Rick Ross tun ihr übriges, um das Rap-Ereignis in 17 Teilen formvollendet über die Ziellinie zu schleifen. So klingt Rapmusik ohne Chartverdacht. Der Rest vom Clan möge doch bitte nachziehen.
Richard Dorfmeister dürfte bereits all jenen ein Begriff sein, die sich gerne von chilliger Popmusik den Abend versüßen lassen. Auch zu seiner „Private Collection“ kann man ganz vorzüglich die Seele baumeln lassen. Auf „G-Stone Master Series 2“ finden sich klassische Klänge, obskure Pop-Momente und elektronische Weichspüler. Dorfmeister versammelt eine illustre Riege an Künstlern, die dafür sorgen, dass man für eine gute Stunde Stunden in ferne Welten abdriftet. Neben Kruder & Dorfmeister selbst finden sich noch zauberhafte Songs von Mark-Almond und Vladimir Cosma auf der Scheibe, die man nur zu gerne ins breite Licht der Öffentlichkeit schubsen möchte. Wenn dann mit zunehmender Lauflänge auch noch Stücke von Santana, Nick Drake und Alan Parsons Project aus der musikalischen Schatztruhe gekramt werden, kommt man gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Ein Album für die gehobene Chill-Out-Erfahrung.
Alle, die sich gerne von lebensfrohen Chansons den Tag versüßen lassen und mit Zaz gleichzeitig die Revolution ausrufen möchten, sollten sich mal das aktuelle Album von Marianne Dissard reinziehen. „L`Abandon“ heißt auf Deutsch so viel wie Abkehr und gibt die Richtung vor. Die Sängerin möchte nicht länger in romantischer Pose verharren, sie nimmt sich das Recht raus, endlich mal so richtig auf die Kacke zu hauen. Das Piano überschlägt sich beinahe im Opener („La Peau Du Lait“) und der Männerchor in „Almas Perversas“ sorgt für entrückte Momente. „L`Abandon“ ist ein Album, das einen fordert und dürfte neben dem aktuellen Werk von Zaz derzeit zum Besten gehören, was die französische Pop-Szene heute so zu bieten hat.
Ein Labyrinth der Indie-rockigen Glückseligkeit breitet das Moon Duo mit seinem aktuellen Album vor einem aus. Mit einer Nebelmaschine im Schlepptau sollte es für das Duo aus San Francisco kein Problem darstellen, die eingefleischte Fangemeinde vom Velvet Underground mit links um den kleinen Finger zu wickeln. Die acht Songs auf „Mazes“ wildern irgendwo im Grenzgebiet von Sonic Youth und The Jesus & Mary Chain. Hat man erstmal den verstrahlten Opener hinter sich gelassen, darf dann zu Keyboards und Lo-Fi-Melodien abgetanzt werden. Wer sich schöne Melodien gerne frei schaufelt, sollte unbedingt mal einen Durchlauf riskieren.
Wir sind hier „Unter Freunden“ dürften sich zum Abschluss alle Freunde von Seeed bis D-Flame denken, wenn sie das vierte Album von Mono & Nikitaman in ihre Anlage schmeißen. Die fünfzehn Songs machen ordentlich Party und werfen aufs Neue die Frage auf, warum das Duo nicht schon lange in Culcha Candela´sche Charts-Gefilde aufgebrochen ist. Mit freundlicher Unterstützung von Gentleman, Ce´cile und Rebellion machen sich die Beiden auf, den ganz großen Wurf zu landen. Ob sie mit „Unter Freunden“ auch in den Charts einschlagen. Die Zeit wird ´s weisen. Und damit ist auch schon wieder Schluss für heute. Wir lesen uns beim nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?