Nun gibt es also mal wieder eine neue Carlos Santana-Compilation – laut „Wikipedia“ die Neunte, herausgegeben vom „Reclam“-Verlag und noch dazu schnell im Regal zu finden durch die typisch schlichte Gestaltung im leuchtenden „Reclam“-Gelb. Der CD (wie auch alle anderen Reclam-Releases) ist ein schönes und ausführliches Booklet beigelegt. Hier erfährt man mehr über den besten Gitaristen aller Zeiten und die Entstehung des Latin Rock. Außerdem findet man dort auch eine schöne Zeitleiste, anhand derer sich die wichtigsten politischen und musikalische Ereignisse seiner Zeit nachvollziehen lassen. Die 18 ausgewählten Songs stammen hauptsächlich von den Scheiben „Abraxas“ („Black Magic Woman“, „Samba Pa Ti“) und „Supernatural“ („Smooth“, „Maria Maria“, „Put your lights on“, „Corazon Espinado“). Die CD ist dementsprechend besonders gut geeignet für Santana-Einsteiger oder als Geschenk für den durchschnittlichen Radiohörer. Für echte Santana-Fans bringt in diesem Zusammenhang vor allem das hübsch aufgemachte Booklet Freude. Hinterher heißt es dann: Herzlichen Glückwunsch zum 70. Geburtstag Bob, nun auch von meiner Seite. Alle möglichen Medien haben dir ja schon in den vergangenen Wochen gratuliert. Und natürlich nicht nur hierzulande. Sony Music und Reclam haben wohl auch deshalb ein schönes Greatest-Hits-Album zusammengebastelt. Natürlich ist eine CD mit 18 Songs schon fast eine Frechheit, da sich deine Musikkarriere nicht nur auf 18 Songs mit Hit-Appeal beschränkt. All jene, denen jetzt allerdings nicht aus dem Stehgreif 18 Songs von Bob Dylan einfallen, sollten sich diesen Medienträger auf der Stelle nach Hause holen. So bekommt ihr nämlich einerseits Songs aus den 60er und 70er Jahren wie „Blowin’ In The Wind“, „Knockin’ On Heaven Door“, „Mr. Tambourine Man“ oder „Just Like A Woman“ präsentiert, auf der anderen Seite aber auch aktuelle Stücke wie „Someday Baby“ vom Album „Modern Times“ (2006). Wer zwischendurch mal in jazzige Gefilde abtauchen möchte und vom Sound der Trompeten und Till Brönner endgültig genug hat, sollte sich derweil mal einen ersten Eindruck des breiten musikalischen Schaffens von Miles Davis verschaffen. Der 1926 in St. Louis geborene Künstler ist einer der ganz Grossen des Jazz. Er gab die entscheidenden Impulse für BeBop über Cool Jazz bis Fusion. Einige seiner Songs wurden nun von Reclam auf einen Silberling transformiert, der zumindest einen kleinen Eindruck davon verschafft, wozu dieser grandiose Musiker Zeit seines Lebens imstande gewesen ist. Hinterher würde mich dann mal interessieren. Wer kennt Sie eigentlich nicht – Songs, wie „Mrs. Robinson“, „The Boxer“ oder „Bridge Over Trouble Water“. Selbst die heutige Generation, die zum Erscheinungstermin dieser amerikanischen Flower Power-Hymnen noch nicht unter den Lebenden weilte, hat sich verzücken lassen von den Ohrwürmern aus Paul Frederick Simons und Arthur Ira Grafunkels Feder. Als Simon & Garfunkel rauften sie sich bereits Mitte 20 zusammen und veröffentlichten im Jahr 1964 ihr erstes und (einziges Flop-) Album „Wednesday Morning, 3 A. M.“. Aber schon ein knappes Jahr später hatten die beiden New Yorker mit der Veröffentlichung des Zweitwerks „Sound Of Silence“ einen Top Ten-Hit und mit dem Soundtrack zum Film „Die Reifeprüfung“ („The Gratuate“) mit Dustin Hoffman waren das Duo aus der Musikgeschichte der 60er und 70er Jahre nicht mehr wegzudenken. Wer von den Beiden noch kein Album besitzt, sollte nun die Gelegenheit nutzen und sich das Greatest Hits-Album aus der „Reclam“-Reihe ins Regal stellen. Es lohnt sich. (K.Reschke)
Die Musik von Herman Dune wurde bereits von dem renommierten, doch inzwischen leider verstorbenen, britischen Radiomoderator John Peel rauf und runter gespielt. Das aktuelle Album des Liedermachers erinnert an die Großtaten von Bob Dylan bis Evan Dando. „Strange Moosic“ strotzt nur so vor hymnischen Lagerfeuer-Perlen, die genug Tiefgang besitzen, um sie nach zehn Durchläufen nicht schon unter dem Ordner „Abgenudelt“ einzusortieren. Fans der Unplugged-Session aus dem Hause Nirvana geraten hier ebenso ins Schwärmen wie Anhänger von Frank Turner. Keine Ahnung, wann ich das Letzte mal ein so abwechslungsreiches und gleichsam nostalgisch angehauchtes Liedermacher-Werk gehört habe. Diese Scheibe hier atmet 60 Jahre Musikgeschichte. Man sollte sie sich auf keinen Fall durch die Lappen gehen lassen.
Let´s Wrestle haben ihr zweites Album derweil von niemand Geringerem als Steve Albini mischen lassen. Die Scheibe knallt dann auch ordentlich rein. Alles auf „Nursing Home“ läuft eine Spur spontaner und rockiger rein als zuvor. Man hat so ein bisschen das Gefühl, die Jungs hätten ihren Gefühlen freien Lauf gelassen und so ganz nebenbei schmissige Hits der Marke „In The Suburbs“ und „Bad Mammaries“ aus dem Ärmel geschüttelt. Genau da wären wohl auch die Wombats gelandet, wenn sie sich nicht auf Stadionrock-Modus hätten trimmen lassen. Dieses Album möchte man sich am liebsten im dunklen Hinterzimmer eines alten Jugendzentrums zu Gemüte führen und dazu Sprüche wie „Rock n Roll Will Never Dead“ auf den Fußboden ritzen.
Haight Ashbury gehen derweil ziemlich unbedarft an die ganze Rockstar-Geschichte heran. „Here In The Golden Rays“ entpuppt sich aber nur auf den ersten Durchlauf als netter Zeitvertreib für die Kills-Fraktion. Schenkt man dem Album mehr als einen Durchlauf, wird man viel Freude damit haben. Manche Passagen machen deutlich, wie die Pipettes heute klingen könnten, wenn sie sich statt für Popmusik lieber für Psychedelisches entschieden hätten. Haight Ashbury trauen sich auf diesem Werk die eigenen Grenzen auszuloten und verpacken ihren bunten Strauß in ein charmntes Lo-Fi-Pop-Päckchen, dass jedem Black Lips Fan ein Lächeln aufs Gesicht zaubern sollte.
Punkrock mit deutschen Texten fabrizieren derweil die Kollegen von außer ich. Wer sich jetzt allerdings an schlimme Hymnen zur Befeuerung des vorpubertären Saufgelages ergötzen möchte, ist bei den Jungs an der falschen Adresse. außer ich haben ganz sicher ziemlich genau hingehört, als Muff Potter und But Alive sich daran machten, das Private in hymnische Punk-Kracher zu verpacken. Mit ihrem Album „Von Vornherein schade“ ist die Band damit auf dem besten Weg, sich einen Platz neben den grandiosen letzten Werken von Captain Planet und Matula zu sichern. In dieser Form wird Deutschpunk wieder geil. Einfach mal reinhören und beim zweiten Durchgang nachbrüllen.
Einen dreiteiligen Rundumschlag in Sachen deutsche „House“-Geschichte bekommt man derweil auf der Cd-Compilation „The Jam Files“ präsentiert. Das renommierte „House“-Label „Peppermint Jam Records“ feiert nämlich seinen 18. Geburtstag und so versammelt man auf den ersten beiden Silberlingen namens „Past“ und „Present“ noch mal all jene Stücke, die dazu beigetragen haben, dass die Tanzflächen der Nation von nimmermüden Nachtschwärmern nahezu überrannt wurden. Neben zwei Tracks von Mousse T. hat es in diesem Zusammenhang auch ein gelungener Boris Dlugosch-Mix von Molokos Megahit „Sing It Back“ auf den Silberling geschafft. Auf „Future“ wagt man dann noch mal einen kurzen Blick in Richtung Zukunft. Da darf natürlich Autodeep nicht fehlen, der sich derzeit auch mit dem Peppermint Jazz Ensemble daran macht, die Grenzen zwischen Mischpult und Liveband zu vermischen. Lohnt sich, dieser Rundumschlag und ist nicht nur für Neueinsteiger zu empfehlen, da sich einige Raritäten auf den drei CDs verstecken.
Marian haben derweil nicht weniger als ihre Herzen zu verlieren. Das Techno-Duo um Soundtüftler Marek Hemmann und Sänger Fabian Reichelt legt auf seinem aktuellen Album los, als wollte man in Sachen Hitpotenzial den Jungs von Stardust nacheifern. „Only Our Hearts To Lose“ hat in diesem Zusammenhang aber auch genug Tiefgang, um den anspruchsvollen Hörer bei der Stange zu halten. Man sollte sich die Scheibe auch unbedingt über Kopfhörer zu Gemüte führen. Die Platte strotzt nur so vor Details, die jeden House- und Techno-Anhänger ein breites Grinsen aufs Gesicht zaubern. Wer auf Pop im elektronischen Outfit steht, sollte unbedingt mal reinhören.
Wer auf Melodien der Marke Simon & Garfunkel steht und sie am Liebsten in einer Banjo-Version am Badestrand vor den Latz geknallt bekommt, der sollte sich auf keinen Fall das neue Album der New Yorker Band O´Death entgehen lassen. Was auf den ersten Durchlauf noch ziemlich schräg anmutet, entfaltet mit zunehmender Lauflänge einen seltsamen Charme. Die Songs klingen als hätten die Fleet Foxes einige Songs von Blind Guardian nachgespielt. „Outside“ hat wirklich etwas Fantastisches an sich. Und entlässt uns für heute in die Nacht. Also gruselt euch schön. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?