Der heißeste Scheiß für die diesjährigen Sommerferien am heimischen Baggersee kommt derweil vom Afrobeat-Kollektiv Retro Stefson. Das Album „Kimbabwe“ versammelt eine hübsche Ansammlung an Disco-Pop, World Music-Klängen und Latin-Anleihen. Alles auf diesem Werk schreit gerade dazu (da)nach-choreografiert zu werden. Da verwandelt sich das Ufer plötzlich in einen Laufsteg. Sonnenhüte werden zu Frisbee-Scheiben. Und spätestens wenn die Single „Kimba“ aus den Boxen dröhnt, ist auch die M.I.A.-Fraktion in Ekstase versetzt. Wer endgültig die Schnauze voll hat von dem ewig gleichen Pop-Gedönse aus der Formatradiowelt, der kann hier miterleben, wie schön Popmusik klingen kann, wenn man die unterschiedlichsten Spielsachen (soll heißen Instrumente und Sounds) nutzt, um seinen Kreativschüben das passende musikalische Gewand überzustülpen. Ein ungezogenes, äußerst schmissiges, vollkommen zügelloses Werk.
Bei den Jungs von The Age Of Sound muss man schon nach wenigen Sekunden unweigerlich an die fulminante Anfangszeit von Oasis denken. „And Then Came The Age Of Sound“ atmet diesen schmissigen Brit-Pop-Charme, wie man ihn heutzutage eigentlich kaum mehr vor den Latz geknallt bekommt. Natürlich steht ein Song wie „Just Wanna Let You Down“ aufgrund seiner hymnischen Passagen sofort unter Plagiats-Verdacht, er macht aber gerade deswegen Spaß: The Age Of Sound verbeugen sich mit ihrer Musik vor einer Ära, die auch Liam Gallagher mit seiner Band Beady Eye erst vor Kurzem wieder aufs Neue für sich entdeckt zu haben scheint. Wer auf Pop-Hymnen im klassischen Brit-Pop-Outfit steht sollte unbedingt mal rein hören. Es lohnt sich schon allein wegen dem wunderbaren Track „On A Sunday“. Dieses Album rockt!
Andreas Dorau flutet derweil die Tränenkanäle und haut ein paar „Todesmelodien“ raus. Wer da jetzt allerdings gleich an Nick Caves „Murder Ballads“ denken muss, sieht sich getäuscht. Dorau wildert weiterhin in NDW-Gefilden und traut sich, seine traurigen Hymnen auch mal im Schlagergewand darzubieten. Zusammen mit Jens Friebe zählt er in diesem Zusammenhang zu denjenigen, die den schmalen Drahtseilakt zwischen Schmalz und Pop ganz hervorragend meistern. Wer sich also mal wieder ein paar schwarze Rosen ins Hemd stecken oder eine Gänseblümchenwiese mit der Gartenschere frisieren möchte, hier findet er den passenden Soundtrack dazu.
Die Band Blackgold legt auf ihrem gleichnamigen Werk los, als wollte sie den guten, alten Indie-Pop-Sound der Marke Garbage wieder beleben. Darüber hinaus schafft es die Combo aber auch ein äußert breites, musikalisches Koordinatensystem zu umkurven ohne aus der Umlaufbahn geschleudert zu werden. Immer wieder ist man gespannt, mit welch charmanter Soundidee die Band wohl als nächstes um die Ecke biegt. Da wird den Kollegen von Keane und Coldplay vor Augen geführt, wie man einen melancholischen Track die schnulzigen Passagen abspenstig macht oder mit Gnarls Barkley um die Wette geschunkelt. Hier scheint nichts unmöglich zu sein, da werden sich auch die Kollegen von Panic At The Disco ungläubig die Augen gerieben haben, als die Band bei ihnen im Vorprogramm auftrat. Genauso hätte nämlich deren aktuelles Album klingen können, wenn sie sich nicht für eine Breitwand-Pop-Produktion entschieden hätten. Ein äußerst vielseitiges, sehr spannendes Pop-Juwel.
Du bist Fan von Iron Maiden und kannst es kaum erwarten, dass endlich wieder neues Zeug von den Jungs erscheint. Dann lass dich doch einfach mal auf was Neues ein und zieh dir das aktuelle Album von Baaba Kulka rein. Die beschränken sich auf ihrem gleichnamigen Werk nämlich ausschließlich darauf die ollen Klassiker namens „Wrathchild“ oder „Children Of The Damned“ in einen zeitgenössischen Kontext zu überführen. So wird „The Number Of The Beast“ zur Atari-Pop-Schelte, bevor der Song am Ende in ein brachiales Gitarrengewitter mündet. Bei „Wrathchild“ darf anschließend sogar herum geflötet werden. Deshalb gilt: Wer auf abseitige Pop-Musik steht, sollte unbedingt mal reinhören.
Alle Fans von zeitgenössischen Rockklängen der Marke Rise Against und Konsorten sollten sich in der Zwischenzeit mal das aktuelle Album von der schwedischen Band Atlas Losing Grip zu Gemüte führen. Die Scheibe strotzt nur so vor Punkrockmelodien, die allesamt ganz vorzüglich auf den einschlägigen Punkrock-Partys für gute Stimmung sorgen sollten. Einen hymnischen Kracher wie „Unrest“ möchte man sofort aufs nächst-beste Festiivaltape überspielen, um ihn seinen Kumpels vorzuspielen. „State Of Unrest“ ist ein weiterer, äußerst nachdrücklicher Beweis dafür, welch imposante Bands derzeit aus Schweden zu uns herüber schwappen. Wer auf melodiebeseelten Punkrock mit Herzblut steht, sollte sich diese bemerkenswerte Fraktion um den Ex-Frontman der Satanic Surfers Rodrigo Alfaro auf keinen Fall entgehen lassen.
Autokratz dürften soundtechnisch der feuchte Traum eines jeden New Order-Fans sein. Kein Wunder, dass sie sogar Peter Hook zu einem Gastspiel animieren konnten. Ihr zweites Album macht vom ersten Moment an deutlich, worum es hier geht: man möchte mit einem Synthesizern und schicken Hooklines die Herzen der Club-Fraktion erobern. Wenn dann zur Mitte hin auch noch Andrew Innes von den famosen Primal Scream für ein kurzes Gastspiel vorbei schaut, gibt es kein Halten mehr. „Self Help For Beginners“ schickt sich an, den guten alten Elektro-Rave Marke Chemical Brothers & Daft Punk wieder ins Stadion zurückzuführen.
Die Kollegen von Samavayo machen auf ihrem aktuellen Album schon nach wenigen Minuten deutlich, wie der Hase läuft. Hier hat wohl jemand in seiner Kindheit zu viel Classic Rock gehört. Macht aber nichts, weil der imposante Mix aus Black Sabbath-Gedächtnis-Melodien und zeitgenössischem Gerocke der Marke Wolfmother und Queens Of The Stone Age trotzdem funktioniert. Das (erst auf den zweiten Blick) psychedelisch anmutende Covermotiv gibt die Richtung vor und hinterlässt Schweißränder auf den Shirts der 70s-Rock-Fraktion. Wer also mal wieder so richtig ins Schwitzen kommen möchte, sollte sich „Cosmicknockout“ auf keinen Fall entgehen lassen. Und damit Schluss für heute. Feiert die Musik. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?