Die Kaiser Chiefs liefen in den letzten Jahren ein bisschen Gefahr, in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Nach dem fulminanten Erstling und dem gelungenen Nachfolger war die Geschichte eigentlich durchdekliniert. Eine neue Generation motivierter Jungspunde schien bereit in ihre großen Fußstapfen zu treten und hatte noch dazu die eindrucksvolleren Tracks im Gepäck. Umso bemerkenswerter ist es, dass ihr aktuelles Album „The Future Is Medival“ dann doch wieder das Zeug zum großen Wurf hat. Die Scheibe strotzt nur so vor Abwechslung und konnte vor dem offiziellen Release noch dazu in einer ganz persönlichen Variante ge-ordert werden. Der Hörer durfte sich nämlich übers Netz seine Lieblingssongs aus 20 Knallern heraus picken und bekam dann ein individuelles Exemplar zugeschickt. Nun erscheinen dreizehn Tracks noch einmal im regulären Gewand und die Jungs beweisen ein gutes Gespür dafür, wie man smarten Indie-Pop mit hymnischer Breitseite kontert. Mit diesem Album werden sich die Kaiser Chiefs ihren Platz an der Sonne auf den hiesigen Festivals sichern. Ob es auch charttechnisch wieder für einen Höhenflug reicht, muss sich erst noch herausstellen. Verdient hätten sie es.
Wer auf imposant arrangierten Indie-Pop steht, der sollte mal das aktuelle Album von Wolf Gang anchecken. Da dürfte selbst der Kollege von Patrick Wolf neidisch werden, wenn ein fulminanter Song der Marke „Something Unusual“ aus den Boxen stolpert. Darüber hinaus dürften auch alle Fans der Killers an diesem Album ihre helle Freude haben. Ein Song wie „Stay And Defend“ eignet sich ganz vorzüglich, auf den einschlägigen Sommerfestivals von tausenden Kehlen lauthals mitgebrüllt zu werden. Mit „Dancing With The Devil“ macht Max McElligott dann auch noch Mika Konkurrenz. Soll heißen: hier scheint sich etwas Großes anzubahnen. In welche Richtung der Musiker letztlich gehen wird, das muss sich nach diesem zeitgeistigen Rundumschlag erst noch herauszustellen. „Suego Faults“ macht einen aber schon mal ziemlich neugierig auf alles, was da noch kommen wird. Und hat mit „The King And All Of His Man“ auch noch den Indie-Disco-Sommerhit des Jahres im Gepäck.
Wer sich schon seit Jahren die ollen Scheiben von The Velvet Underground zu Gemüte führt, kann sich jetzt mit dem neuen Album von den Dead Trees ein kleines bisschen Abwechslung verschaffen. Das Album „Whatwave“ klingt wie aus der Zeit gefallen. Schöne Erinnerungen an der Erstling der Strokes werden wach, wenn „Slow Faze Fast“ das Soundsystem flutet. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass Albert Hammond Jr. die Jungs gleich zweimal mit auf Tour schleppte. Jeder dieser zwölf Songs verdient es zu nächtlicher Stunde den Soundtrack zu einer verstrahlten Abhäng-Party zu generieren. Da lohnt es sich wirklich mal wieder nostalgisch zu werden.
Nachschub in Sachen zeitgenössischem Elektro-Pop bekommt ihr in diesen Tage mal wieder aus dem Hause „Kitsune“ präsentiert. „The Indie-Dance Issue“ a.k.a. „Kitsuné Maison Compilation 11“ versammelt mal wieder eine ganze Reihe aufstrebender Acts, die mal in Sachen Indietronic auf dem Zettel haben sollte, wenn es darum geht den Sound von Morgen vorwegzunehmen. Neben den Jungs von Is Tropical, die mit ihrem Hit „The Greeks“ vertreten sind, sorgen vor allem die Elektro-Popper von Cosmonaut (erinnern stark an Two Door Cinema Club) und Fiction mit ihrem abgedrehten Atari-Pop-Knaller „Big Things“ für bezaubernde Tanzflächen-Nonchalance. Wenn dann auch noch Housse de Racket und Polarsets die ganz große Pop-Keule schwingen, kommt man aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus und kann sich passend dazu gleich darauf den aktuellen „Kitsuné Tabloid“-Mix von The Tellers in die heimische Stereoanlage stecken. Nach Phoenix und Digitalism wagen sich die Jungs daran, einen imposanten Indietronics-Mix zusammenzubasteln. Der kommt zwar nicht komplett ohne Stolperfallen aus, macht aber umso mehr Spaß. Ist ja auch kein Wunder, wenn man in einer Reihe Metric, Two Door Cinema Club und die Blitzlicht-Könige von Black Strobe verwurstet. Es folgen zudem einige interessante Grenzgänger der Marke Ratatat, The Juan Maclean und Zombi, die ja gerade durch die Blogs des Landes gekegelt werden. In Sachen Zeitgeist kommt an diesen beiden Samplern derzeit keiner vorbei. Also lasst euch berauschen.
Warum Enter Shikari auf den einschlägigen Festivalbühnen immer noch in den oberen Rängen gelistet werden, davon kannst du dir mit Hilfe der kürzlich erschienen Doppel-DVD „Live From Planet Earth“ selbst einen Eindruck verschaffen. Die beigelegte CD, die mit einem weihnachtlichen Live-Auftritt in Hatfield bestückt wurde, ist nicht nur ein gefundenes Fressen für Fans, sie eignet sich auch perfekt zum Eltern erschrecken, wenn ihr sie als Alternative zum alljährlichen Weihnachtslied-Sampler in die heimische Anlage pflanzt. Die irritierten Blicke der Anwesenden dürften euch sicher sein. Da hilft auch ein jazziger Ausflug namens „The Jester“ gegen Ende nicht mehr, um das Ruder herumzureißen, weil kurz darauf die „Juggernauts“ noch die letzte Weihnachtskugel zum klirren bringen. Neben dem famosen Hatfielder Live-Auftritt finden sich auf den beiden DVDs noch Shows in Campten (Juni 2010), Hammersmith (Februar 2010) und ein fulminanter Live-Auftritt beim „Summersonic Festival“ in Tokyo (August 2009). Soll heißen. „Live From Planet Earth – Bootleg Series Volume 3“ bietet nicht nur viel Musik für wenig Geld, es führt auch den Kollegen von The Prodigy vor Augen, wie man die Vermählung von Rock und Elektro fortwährend spannend arrangiert. Also unbedingt mal reinschauen. Es lohnt sich.
Wer sich mal wieder in ein illustres Tarantino-Ambiente der Marke Jackie Brown transformieren möchte, der sollte sich die fulminante Compilation „Good Times“ zu Gemüte führen. Die „30th Aniverary Edition“ serviert uns noch mal die schönsten Rare Groove-Perlen der 80er Jahre. Soul, Funk, Jazz, Reggae, House und HipHop tanzen ringelreih miteinander und Mark Capanni, Ted Taylor, The Basement Khemist und Terri Wells sorgen für die passende Wohlfühlatmosphäre. Am Besten einfach zurücklehnen und die Seele baumeln lassen. Denn auch nach dreißig Jahren hat die Musik des renommierten Rare Groove DJs Norman Jay nicht an Reiz verloren.
Es war schon lange mal an der Zeit, die zahlreichen Hits von The Soundtrack Of Our Lives auf einem Silberling zu versammeln. Damit in diesem Zusammenhang aber keiner das baldige Ende der Schwedenrocker befürchtet, hat man dem Greatest Hits-Album ein „No. 1“ angehängt. Auf der Scheibe selbst befindet sich alles, was man an einem schönen Festivalvorabend lauthals mitgrölen möchte. Der Mega-Hit „Sister Surround“, die Indie-Disco Hymne „Bigtime“, das fulminante „Flipside“ und der heimliche Liebling „Believe I´ve Found“: Wer auf Oasis steht, aber noch nie von The Soundtrack Of Our Lives gehört hat, sollte das jetzt nachholen. „Golden Greats No. 1“ ist die perfekte Einstiegsdroge zu dem rauschhaften Output der Jungs. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
// verfasst von Alexander Nickel-Hopfengart
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