Eine wirklich bemerkenswerte Graphic Novel ist in diesen Tagen im „Eichborn Verlag“ erschienen und behandelt die Geschichte eines gefeierten Architekten, der leider Zeit seines Lebens noch nie ein Haus bauen durfte. „Asterios Polyp“ ist ein gefundenes Fressen für alle jene, die sich selbst als verkanntes Genie sehen. Ein egozentrischer Roman, der seinen sympathischen Anti-Helden als Intellektuellen tarnt, wobei immer mehr spürbar wird, welch immense Distanz er doch zu seiner direkten Umgebung einnimmt. Asterios Polyp ist jedenfalls nie um einen sarkastischen Spruch verlegen, wenn es darum geht, fortan als Professor an einer Universität zu unterrichten. Man feiert ihn für seine Beobachtungsgabe und Schlagfertigkeit. Nur in Sachen Gefühlsleben scheint da noch reichlich Nachholbedarf zu bestehen. Augenscheinlich sogar so viel, dass ihn seine Herzallerliebste nach langjähriger Ehe mal eben verlässt. Als dann auch noch nach einem Blitzeinschlag seine Bude in New York in Flammen aufgeht, scheint ihm im wahrsten Sinne des Wortes ein Licht aufzugehen. Er entschließt sich zu einem Neustart im Niemandsland und lernt fortwährend, was es eigentlich heißt zu leben.
Als Leser wird man in diesem Zusammenhang immer wieder durch Rückblenden mit neuen Facetten des Protagonisten konfrontiert und zunehmend in den Sog der Novelle gezogen. Schöpfer David Mazzucchelli versteht es vorzüglich, die Distanz des Protagonisten zu seiner Umwelt in blasse, fast bleiche Motive zu überführen. Kein Wunder, dass die 340-Seiten starke Geschichte mit drei Eisner- und Harvey-Awards ausgezeichnet wurde. Gerade die reservierte Art und Weise, mit der sich der Autor der Figur des Asterios Polyp nähert, fasziniert und sorgt am Ende dafür, dass man gar nicht glauben möchte, dass das Ganze schon wieder vorbei sein soll.
UND WAS NUN?