Die größten Hits des ersten Albums von CSS (Cansei de Ser Sexy) schwirren einem immer noch im Ohr herum, da veröffentlichen die Dance Punks aus Brasilien bereits ihren dritten Output, der mit „Hits Me Like A Rock“ bereits einen ebenso großen Hit wie „Let´s Make Love & Listen To Death From Above“ aufweist. Die Stil-Vielfalt, welche die Band hier aus dem Ärmel schüttelt, ist mal wieder bemerkenswert. Dass die ehemalige New Rave-Crew in textlicher Hinsicht zeitweise ins Portugiesische abdriftet, sorgt dafür, dass man als Hörer aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskommt. Allein schon der Titeltrack „La Liberación“ dürfte demnächst jede Indie-Disse in Grund und Boden rocken. Alles in allem sind CSS auf dem besten Weg, sich vom gefeierten Trendsetter zu einer echten musikalischen Größe zu entwickeln. Dass sie dabei den Enthusiasmus der Anfangsphase nicht vermissen lassen, zeugt davon, dass in Zukunft noch Großes auf uns zukommen könnte.
Dass Jasmin Tabatabai ein ausgeprägtes Faible für Pop-Musik mit in die Wiege gelegt wurde, dürfte die Schauspielerin bereits durch ihre Rolle im Film „Bandits“ unter Beweis gestellt haben. Nun versucht sich die Teilzeit-Musikerin zusammen mit dem David Klein Orchester an einem Chanson-Album, das allen Fans von Annett Louisan die Mundwinkel nach oben drücken dürfte. „Eine Frau“ besticht durch einige gelungene Eigenkompositionen, es verstecken sich aber auch zahlreiche Cover-Versionen von berühmten Stücken aus der Feder Oscar Strauses oder Lothar Brühnes auf dem Silberling. Sogar der berühmte „Chanson d` Hélène“ (früher bereits von Romy Schneider eingespielt) erstrahlt noch einmal im zeitgemäßen Outfit. Alles in allem ist „Eine Frau“ ein mutiges Werk einer äußerst talentierten Künstlerin, die mit diesen Songs in eine neue, musikalische „Lebensphase“ eintreten möchte.
Die Zürich-Hamburg-Connection namens Boy, bestehend aus den beiden Musikerinnen Valeska Steiner und Sonja Glass, sorgt derweil mit ihrem Debütalbum „Mutual Friends“ für Abwechslung im hiesigen Liedermacher-Universum. Am Ehesten lässt sich die Musik des Duos wohl zwischen den Polen Tegan & Sara und Sophie Hunger verorten. Mit wie viel Liebe zum Detail hier an die ganze Sache herangegangen wird, ist bemerkenswert. Neben den Disco-Steppern „Waitress“ und „Little Numbers“ sind es darüber hinaus vor allem die intimen Momente dieser Scheibe, die einen das Herz öffnen. Bis am Ende dann alle lauthals mitsingen: „I Feel You In Every Heartbeat“…
Soft-Poppiges bekommen wir hinterher von Puro Instinct präsentiert. Das weichgezeichnete Artwork gibt die Richtung vor. Hier möchte jemand kosmische Pop-Melodien säuseln und versteht sein Handwerk. „Headbangers In Ecstasy“ klingt, als würde Ariel Pink mit The Knife ins Studio stapfen und alles mit rosa Schleiern ausschmücken. Dabei widersteht die Band der Versuchung die ganze Geschichte als großen Wohlfühl-Pop-Ballon aufzublasen, stattdessen werden immer wieder schicke Hörspiele und Dissonanzen zwischen die Tracks gestreut. Wer auf anspruchsvolle Popmusik steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren.
Und nachdem Casper erst vor kurzem zum Sturm auf die Charts geblasen hat, wird nun auch der breite Back-Katalog des Künstlers noch mal aufs Neue veröffentlicht. Unter dem Banner Kinder des Zorns hat er zum Beispiel mit den Künstlern Seperate, Abroo und Produzent Fadee ein wütendes Rap-Manifest in 17 Teilen veröffentlicht. Auf dem Album, welches erstmals bereits im Jahre 2004 erschienen ist, macht sich das Vierergespann daran, gelungene Double Time Parts in brettharte Battletracks einzuflechten. Zwischendurch geht’s dann aber auch mal ziemlich entspannt zu, so dass man am Liebsten das Schiebedach öffnen und eine Runde mit aufgedrehten Boxen in der City herumcruisen möchte. Die Gastauftritte von Charon und Reim-Genie Prinz Pi sorgen für ein gehobenes Maß an Abwechslung, was diese Scheibe zum absoluten Pflichtkauf für Spätgeborene macht. Mehr davon bitte.
Wer durch Casper, Prinz Pi und Konsorten außerdem Lust bekommen hat, sich ein paar weitere, illustre Rap-Platten zuzulegen, darf diesbezüglich auch ein bisschen über die Landesgrenzen hinausblicken. Zahlreiche brillante Rap-Crews tummeln sich dort und so möchten wir bei dieser Gelegenheit auf das aktuelle Album des Zweiergespanns Atmosphere hinweisen, welche auf „The Family Sign“ genau dort weiter machen, wo sie mit dem Vorgänger aufgehört haben. Wütende Punchlines werden mit Gitarrenriff-Samples gekontert, was dazu führt, dass schöne Erinnerungen an Cypress Hill und Everlast wach werden. Dabei gelingt es dem HipHop-Duo um Rapper Slug und DJ Ant immer wieder die anzukreidenden Missstände in packende, poetische Textpassagen zu packen, so dass einem spätestens beim fulminanten „I Don´t Need Brighter Days“ eine Gänsehaut über den Rücken jagt. Wer auf zurückgelehnten, gitarren-beeinflussten Rap steht, sollte unbedingt mal reinhören. Es lohnt sich.
Helgi Jonsson ist nicht nur viel beachteter Komponist und Multiinstrumentalist, er hat auch ein ausgeprägtes Faible für schmissige Pop-Songs. Sein aktuelles Album „Big Spring“ macht deutlich, warum sich Künstler wie Damien Rice, Tom Jones und Glen Hansard um eine Zusammenarbeit mit den Reykjaviker Musiker rissen. Er schafft es nämlich spielend die Grenzen zwischen Jazz und Pop zu verwischen, ohne dass es irgendwie gewollt klingen würde. Fans von Teitur bis Sigur Ros (mit denen er übrigens auch schon auf der Bühne stand) sollten unbedingt mal reinhören.
Wer auf Liedermacher-Rock der Marke Sheryl Crow steht, sollte sich mal das aktuelle Album von Catherine Maclellan zu Gemüte führen. Die Scheibe führt einen in bester Westerngitarren-Manier vor Augen, wie man im Radio auf Dauerschleife hüpft, ohne im Einheitsbrei zu versinken. „Silhouette“ lebt von seiner bodenständigen Art und sollte alle Pub-Gänger aus dem Stand auf Wohlfühlmodus schubsen. Womit wir dann auch schon wieder durch wären für heute. Genießt die Musik. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?