Dass die Jungs von dEUS nach all den Jahren noch mal ein relevantes Indie-Pop-Album veröffentlichen würden, damit hatten wohl die wenigsten gerechnet. Nachdem die neue Platte allerdings den x-ten Durchlauf auf dem hauseigenen Plattenteller absolviert hat, blickt man nur mit verdutztem Gesicht in Richtung Soundsystem. Sind das wirklich dEUS? Die gleichen dEUS, die bereits vor einer halben Ewigkeit mit „Suds & Soda“ einen illustren Indie-Disco-Hit aus dem Ärmel schüttelten? Es scheint so. Und irgendwie doch wieder nicht. Diese neun Tracks sind allesamt kleine Perlen, wie sie die Kollegen von Spoon nicht besser hinbekommen hätten. Der Vibe dieses Albums ist ansteckend, macht süchtig, macht glücklich. Songs wie „Constant Now“ und „Dark Sets In“ sind wie geschaffen, die Nebelwand in der Indie-Disco zu zerschneiden und Raum für dynamische Lichtspiele zu schaffen. dEUS haben sich, wie schon auf dem Vorgänger „Vantage Point“, eine gehörige Portion Tanzbarkeit verordnet. Nur scheinen sie jetzt endlich ihre innere Mitte gefunden zu haben. Als Hörer wird man belohnt mit Tracks, die schöne Erinnerungen an die Kollegen von MGMT wachrufen und möchte am Ende gar nicht mehr geweckt werden aus diesem Post-Pop-Traum von einem Album.
Und nachdem die Kooks zuletzt vor allem durch experimentierfreudige, bisweilen etwas gewöhnungsbedürftige Live-Umsetzungen ihrer Songs, die eigene Anhängerschaft bei Laune zu halten versuchten, hat die Band nun nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder ein neues Album aus dem Ärmel geschüttelt. „Junk Of The Heart“ hat in diesem Zusammenhang mal wieder alles im Gepäck, was ein gutes Indie-Pop-Album so braucht. Da wären zum einen die sommer-poppigen Hitsingles der Marke „Junk Of The Heart (Happy)“ und „Is It Me“, welche gekontert werden mit akustischen Herzschmerzballaden a la „Petulia“ und „Rosie“. Irgendwie schön zu sehen, dass die Band dem Drang zum Herumexperimentieren über weite Strecken widersteht. Immer dann, wenn die Gruppe um Sänger Luke Pritchard sich auf das Wesentliche konzentriert, huscht einem fast zwangsläufig ein Lächeln übers Gesicht. „Junk Of The Heart“ ist ein Album für all jene, die sich ihre Sommerferien gerne noch eine Runde verlängern möchten. Einfach das Schiebedach öffnen, lauthals mitsingen und die Hände in die Luft reißen. Den Rest besorgt die Musik.
Mediengruppe Telekommander sind im Zuge des ganzen „Audiolith“-Hypes fast schon wieder ein bisschen in Vergessenheit geraten. Nachdem allerdings ihr Label „Staatsakt“ vor kurzem mit den Hamburger Kollegen von „Audiolith“ gemeinsame Sache machte und fortan unter dem Banner „Audioakt“ weiter betrieben wurde, erschien es nur nahe liegend, dass die Mediengruppe das erste Signing dieser noch so jungen Plattform sein sollte. Die neun Songs ihres aktuellen Albums schließen in diesem Zusammenhang genau dort an, wo der Vorgänger aufhörte. Die Band widersteht der Versuchung, wie die Kollegen von Saalschutz, in hymnische Gefilde der Marke Frittenbude abzudriften, stattdessen drehen sie so lange an den Knöpfen ihrer Geräte, dass wirklich kein Stein mehr auf dem Anderen bleibt. „Die Elite der Nächstenliebe“ ist ein einziger, großer Experimentierkasten, der am ehesten noch mit dem aktuellen Album von 1000 Robota vergleichbar ist. Feste Songstrukturen sucht man über weite Strecken vergebens, stattdessen bekommt man umso mehr Punchlines um die Ohren gepfeffert. In gewisser Weise steuern sie damit wieder ins Fahrwasser ihres gefeierten Debüts, reißen Slogans aus ihrem ursprünglichen Kontext und machen Kapitalismus-kritische Kunst für die Tanzboden-Fraktion. Am 17.10. steht die Band im Jugendkulturhaus Cairo in Würzburg auf der Bühne. Wir freuen uns drauf.
Die Girls haben mit ihren beiden ersten Releases schon für echte Glücksmomente auf dem Tanzboden gesorgt. Allein schon ihr famoses Weichzeichner-Video zu „Lust For Life“ hat einem mehr als einmal das Herz geöffnet. Nun legen die Jungs aus San Francisco ihr zweites, vollwertiges Album vor und dürften mit Songs wie „Honey Bunny“ und „Vomit“ einer ganzen Generation von heimlichen Smiths-Fans aus dem Herzen sprechen. Das Schöne an diesem Album aber ist Girls charmanter Hang zu popkulturellen Motiven, die sie, ähnlich wie die Kollegen von Belle & Sebastian, sofort sympathisch erscheinen lässt. Darüber hinaus enthält „Father, Son, Holy Ghost“ elf schmissige Indie-Pop-Perlen, welche vor allem zum Ende hin bestens geeignet sind, um hemmungslose Knutschmarathons im Antlitz der Discokugel zu absolvieren. Wer mal wieder so richtig schön ins Schwärmen geraten möchte, sollte sich dieses Werk auf keinen Fall entgehen lassen. Die Girls haben genau die Songs im Gepäck, die einen an bitterkalten Herbsttagen ein melancholie-verliebtes Lächeln aufs Gesicht zaubern.
All jene, die bisweilen große Sehnsucht nach neuem Material von Hot Water Music verspüren, sollten mal einen Rundlauf in Sachen Polar Bear Club riskieren. Die Punkrock-Recken aus New York sind ein gefundenes Fressen für all jene, die sich nach handgemachten Songs ohne glatt gebügelte Produktionskniffe sehnen. Mit dem Allerwelts-Sound vieler Kollegen scheinen sie jedenfalls nichts am Hut zu haben. Stattdessen orientieren sie sich an den besten Momenten von Boysetsfire und Against Me! und sorgen so dafür, dass man schon nach wenigen Minuten sein geballte Faust gen Himmel reckt. „Clash Battle Guilt Pride“ dürfte den Jungs darüber hinaus hoffentlich auch hierzulande endlich den verdienten Durchbruch bescheren. Mit elf Songs wie diesen kann da eigentlich auch kaum etwas schief gehen.
Alle Fans von Dashboard Confessional und Something Corporate können sich in der Zwischenzeit unsterblich in den aktuellen Longplayer von The Dangerous Summer verlieben. „War Paint“ hat nicht nur zahlreiche Pop-Rock-Perlen im Gepäck, sondern auch ein Faible für hymnische Stadion-Rock-Momente. In diesem Zusammenhang schwimmt die Band dann zwar hin und wieder im Fahrwasser von Thirty Seconds To Mars (oder nennen wirs gleich beim Namen: im Fahrwasser von U2), macht aber nichts, weil sie über die volle Distanz trotzdem ein paar echte Knallbonbons aus dem Ärmel schüttelt. Wer auf Breitwand-Rock der radiotauglichen Sorte steht, sollte mal einen Durchlauf riskieren.
Das neue Album des Londoner Trios Peggy Sue wurde derweil von niemand Geringerem als John Parish in Szene gesetzt. Der wiederum hat in der Vergangenheit schon so renommierte Acts wie die Eels und PJ Harvey produziert und macht auch auf „Acrobats“ einen sehr guten Job. Die Scheibe strahlt derweil eine immens, verstörende Atmosphäre aus, so dass man bisweilen das Gefühl hat, hier hätten sich Sonic Youth in einen Lynch-Streifen verirrt. Hinter den atmosphärischen Klangeskapaden schlummern allerdings immer wieder äußert gelungene Liedermacher-Perlen, die man sich allerdings erst nach und nach freischaufeln muss. Wer auf mysteriöse Dark-Pop-Romantik der Marke Zola Jesus steht, sollte unbedingt mal reinhören.
Die Jungs von The Bronx haben bereits mit ihrem ersten Sidekick unter dem Banner Mariachi El Bronx für Furore gesorgt. Die brettharten Songs des Kollektivs wurden in diesem Zusammenhang kurzerhand in einen mexikanischen Straßenmusikanten-Kontext überführt und weil das ganze so lebensfroh vor sich hin polterte, kommt nun ein zweites, ebenfalls selbst betiteltes Werk auf den Markt. Fans von Calexico dürften vor Freude im Kreis springen, wenn Songs, wie „Revolution Girls“ und „Map Of The World“ aus den Boxen stolpern. Wer sich schon immer mal gefragt hat, wie es wohl klingt, wenn Punkrock-Songs in einen herzerwärmenden Mariachi-Modus transferiert werden, sollte mal reinschnuppern. Es lohnt sich. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?