Leslie Feist hat sich nach ihrem Befreiungsschlag „The Reminder“ – ein Album, das sie aus dem Nichts in Richtung Scheinwerferlicht beförderte – ziemlich viel Zeit gelassen für den Nachfolger. „Metals“ macht trotzdem genau dort weiter, wo der Vorgänger aufhörte. Nachdem sich Miss Feist zwischenzeitlich mit Beck zum Coversongs spielen traf und ein wenig mit den Kollegen von Wilco im Studio herumhing, war durchaus damit zu rechnen, dass eine neue, experimentierfreudigere Feist auf der Bildfläche erscheinen würde: doch denkste… „Metals“ ist ganz großes Pop(corn)-Kino, treffend in Szene gesetzt von ihren beiden langjährigen Weggefährten namens Chilly Gonzales und Mocky. Diese wiederum spicken das Album mit ein paar polternden und atmosphärischen Passagen und umgarnen die famose Stimme der Protagonistin immer wieder mit abwechslungsreichen Instrumentals. Diese unkonventionellen Passagen verhelfen Feists Musik am Ende zu wahrer Größe. Meiner Meinung nach hätten es aber durchaus noch ein paar mehr sein können.
Und während die Single „Same Mistake“ bereits auf allen Radiostationen rauf und runter läuft, schieben die Kollegen von Clap Your Hands Say Yeah gleich den passenden Longplayer hinterher. Die Band hatte man ja eigentlich schon abgeschrieben, nachdem der Vorgänger sich leider als blutleerer Schnellschuss entpuppte. So was nennt man gemeinhin One-Hit-Wonder, doch Clap Your Hands Say Yeah haben sich wieder zusammengerauft, spielen auf „Hysterical“ gekonnt ihre Stärken aus und sorgen auf diese Weise vor allem in der ersten Hälfte für ein Hochgefühl beim Zuhörer. Diese Scheibe pulsiert, die Songs haben etwas so Dringliches, dass man am Ende wirklich in Hysterie verfällt. Am Ende ist es eigentlich nur schade, dass die Band mit zunehmender Lauflänge wieder den Experimentierkasten auspackt und damit so manchen Song unnötig sperrig arrangiert. Das wiederum kann das positive Gesamturteil am Ende aber auch nur geringfügig trüben. Wir freuen uns stattdessen jetzt schon auf weitere Hits der Marke „Maniac“ und „Same Mistake“.
Man glaubt es kaum, aber die Jungs von Blink 182 haben doch tatsächlich einen Comeback-Album aus dem Ärmel geschüttelt. Die ersten Vorbooten in Form der beiden Songs „After Midnight“ und „Up All Night“ ließen in diesem Zusammenhang zwar noch Luft nach oben. Das Album „Neighborhoods“ ist im Großen und Ganzen aber dennoch ein gelungenes Update von Blink 1.0 geworden. Songs, wie der Opener „Ghost On The Dancefloor“ und „Wishing Well“ stellen schon beim ersten Durchlauf dieses dringende Verlangen wieder her, sich vom nächsten Gartenhausdach in den hauseigenen Swimming-Pool zu stürzen. Darüber hinaus beschränkt sich das Trio auf seinem neuen Album darauf, lediglich zehn Songs aus dem Ärmel zu schütteln. Das sorgt für ein entsprechendes Maß an Kurzweil, so dass man sofort wieder die Repeat-Taste drücken möchte, sobald die letzten Töne des abschließenden „Love Is Dangerous“ verklungen sind. In diesem Zusammenhang lässt sich „Neigborhoods“ am Ende ganz hervorragend als musikalischer Grenzgänger zwischen Blinks Party-Platte „Take Off Your Pants And Jacket“ und dem ziemlich nachdenklichen, selbst betitelten Album von 2003 beschreiben.
Und auch, wenn Roots Manuva hierzulande seit Jahren ein Nischendasein fristet, geben wir die Hoffnung nicht auf, dass sich das mit seinem aktuellen Album „4everevoution“ nun endlich ändern könnte. Die siebzehn Tracks des Silberlings bewegen sich allesamt auf hohem Niveau und führen Dizzee Rascal vor Augen, dass man nicht unbedingt auf dicke Hose machen muss, um potenzielle Chartbreaker aus dem Ärmel zu schütteln. Im Gegensatz zum etwas zurückhaltenden Vorgänger „Slime & Reason“ lehnt sich Roots Manuva diesmal auch in Sachen Tanzbarkeit weit aus dem Fenster. Die Single „Watch Me Dance“ und das Knallbonbon „Get The Get“ dürften jedenfalls bereits in Kürze auf allen angesagten Radiostationen rauf und runter laufen. Wer auf klassischen Grime mit einer großen Portion Pop-Appeal steht, sollte unbedingt mal reinhören. Soll heißen: All Killer, No Filler.
Dass The Duke Spirit hierzulande noch nicht in die oberen Regionen der Charts vordringen konnten, dürfte auch daran liegen, dass sie soundtechnisch einfach immer zu nah an den Kills und Death Weather dran gewesen sind. Melancholisch angehauchte Tanzmusik hatte es hierzulande eben schon immer schwer gehabt, wobei gerne übersehen wird, dass The Duke Spirit bereits vor diesem Album reihenweise Hits für die Indie-Disco aus dem Ärmel schüttelten. Mit „Bruiser“ legt die Band nun ein weiteres Düster-Pop-Werk vor, das die traurige Grundstimmung mit brettharten Gitarren zu kontern versteht. Wer also noch immer mit geschlossenen Augen durchs Wohnzimmer tänzelt, wenn die aktuelle Platte der Raveonettes im Cd-Player tanzt, der sollte sich diesen ambitionierten 12-Teiler auf keinen Fall entgehen lassen.
Hanni El Khatib ist nicht nur Wahl-Amerikaner, er hat in seiner Jugend auch ziemlich viel in Skate-Parks abgehangen. Den passenden Rundumschlag in Sachen Skatepunk und Rock bekam er da natürlich inklusive. „Will The Guns Come Out“ hat dementsprechend auch nichts mit Weltmusik am Hut, sondern schüttelt einen imposanten Mix aus Garagenrock-Tunes der Marke White Stripes Schrägstrich Black Keys aus dem Ärmel. Befeuert von zahlreichen musikalischen Stelldicheins in diversen Serien der Gattung „Vampire Diaries“ und „Gossip Girl“ sollte einem der eine oder andere Track auch bereits bekannt vorkommen. Unabhängig davon knallt die Scheibe aber auch ohne dieses ganze Namedropping ziemlich heftig rein. Wer mal wieder elf Runden lang seine Nackenmuskeln strapazieren möchte, sollte einen Durchlauf riskieren.
Scroobius Pip macht sich derweil daran, den alten Gaul HipHop mit reichlich Rock- und Punk-Anleihen zu satteln. Das Ganze funktioniert auch deshalb so vorzüglich, weil sein Solo-Debüt mit allerhand illustren Gaststars aufwartet. Sage Francis und Natasha Fox haben sich genauso angekündigt, wie Danny Lobster von den Nine Inch Nails, der sich für die Produktion des gelungenen Opener verantwortlich zeigt. Alles in allem gerät „Distraction Pieces“ dadurch zum äußerst kurzweiligen und spannenden Vergnügen für all jene, die von HipHop mehr erwarten, als eine effektvolle Hochglanz-Single auf den einschlägigen Musiksendern.
Zum Abschluss haben wir noch einen kleinen Geheimtipp in Sachen Liedermacher-Pop für euch. Die erste Scheibe von DrahtSeilAkt könnte allen gefallen, sie schon am Output der Alin Coen Band oder dem letzten Album von Illute Gefallen gefunden haben. Gitarrist Uwe Bossert und Sängerin Nora Grisu geben ihr Möglichstes, nicht im Deutsch-Pop-Einheitsbrei der Marke Juli & Frida Gold zu versinken. Sie haben die Stücke ihres Albums „fall oder tanz.“ netterweise nicht um die Ecken und Kanten bereinigt, die ihren Songs nun einmal von Grund auf inne wohnt. So kann man der Band am Ende eigentlich nur Glückwünsche für dieses Debütalbum überstellen. Und damit Schluss für heute. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?