mit Dexter, Ashes To Ashes, Haven, Taras Welten, KDD und State Of Play.
// All jene, die auf tiefsinnige Krimi-Unterhaltung stehen, sollten sich mal die TV-Serie „Dexter“ reinziehen. Die geht hierzulande in die dritte „Season“ (in den USA ist gerade Staffel 6 angelaufen) und ist ein gefundenes Fressen für all jene, die sich an diskussionswürdigen Romanen der Marke „American Psycho“ erfreuen. Die Reihe dreht sich um einen FBI-Mitarbeiter, der nicht mehr alle Latten am Zaun hat. Wenn das Gesetz nicht greift, betreibt er Selbstjustiz und bringt seine Opfer auf eigene Faust um die Ecke. Die Serie ist zwar mit expliziten Szenen geschmückt, wirkt aber trotzdem glaubwürdig. Das liegt vor allem an Hauptdarsteller Michael C. Hall, der bereits in dem Totengräber-Epos „Six Feet Under“ eine gute Figur abgab. In den ersten beiden Staffeln (Vorsicht SPOILER!) ist Dexter nicht nur sein Bruder abhanden gekommen (und zwar durch seine eigenen Hände), er wird auch zunehmend von Visionen an seinen toten Vater geplagt, der für Dexter als gutes Gewissen fungiert. Dexter Morgan hat nämlich einen Kodex. Er richtet nur Menschen hin, die Dreck am Stecken haben und den Tod sowieso verdient hätten. So befriedigt er seine Mordlust und redet sich gleichzeitig ein, der Menschheit etwas Gutes zu tun. In der zweiten Staffel werden dann seine zahlreichen Leichen gefunden, er schafft es aber trotzdem jeden Verdacht von sich abzulenken, indem er einen Mitarbeiter anschwärzt. In Season 3 bekommt er es nun mit einem gewieften Staatsanwalt zu tun. Selbiger freundet sich mit Dexter an (soweit das eben möglich ist, wenn man davon ausgeht, dass dieser zu keiner Gefühlsregung fähig ist) und beginnt irgendwann in dessen (Mords-)Geschäft mit einzusteigen. Blöderweise durchkreuzt er damit Dexters Vorgabe, dass solche Morde immer perfekt geplant sein müssen. Das wird zunehmend zum Problem für den mörderischen Ermittler, so dass er sich gegen Ende zu drastischen Maßnahmen gezwungen sieht. Ob er in diesem Zusammenhang Gewissensbisse bekommt oder es trotzdem durchzieht? Und ob ihm sein Gegenspieler nicht bereits einen Schritt voraus ist? Es lohnt sich das herauszufinden, auch weil Dexter sich schrittweise daran wagt, mit seiner Freundin Rita eine engere Bindung einzugehen. Ein bürgerliches Leben als Tarnung für seine Missetaten? Ob das gut geht? Darüber gibt zwar erst die vierte Staffel Auskunft. Es rüttelt aber bereits im Laufe dieser zwölf Episoden am Selbstverständnis des Protagonisten und weckt Gefühle in ihm, von denen er noch nicht mal ahnte, dass es sie gibt. Fazit: Staffel 4 beschreibt eine Übergangsphase im Leben des Protagonisten. Viele Handlungsstränge sind langfristig angelegt und werden erst im Laufe der vierten Staffel erneut aufgegriffen. All jene, die bereits auf den Geschmack gekommen sind, werden mit tieferen Einblicken in die Psyche der Hauptfiguren (vor allem von Dexters Freundin Rita und seiner Schwester Debra) belohnt. Dazu findet sich auf der DVD noch Bonus-Material in Form von zahlreichen Interviews und eine Fotogalerie. Am Ende kann ich nur sagen: zugreifen. Dexter ist meiner Meinung nach das Nonplusultra in Sachen Serienkiller-Serien.
// Diejenigen, die sich den Videoclip „Sabotage“ von den Beastie Boys gerne auf Endlosschleife zu Gemüte führen und auch noch ein gewisses Faible für Serienklassiker aus den 80ern mitbringen, werden schon in Kürze auf Wolke Sieben schweben. Grund dafür ist die BBC-Produktion „Ashes To Ashes“, die nun endlich auch hierzulande auf DVD erschienen ist. Die erste, aus acht Episoden bestehende, Staffel dreht sich in diesem Zusammenhang um eine scharfsinnige Polizeipsychologin namens Alex Drake. Selbige soll im Jahre 2008 einen Drogendealer überführen, fällt aber während des Einsatzes ins Koma. Als sie wieder aufwacht, findet sie sich in bester „Marty McFly“-Manier plötzlich in den 80ern wieder. Sie wird noch dazu einem gewissen Chef-Inspektor Gene Hunt unterstellt, der sich nur zu gerne als harter Bulle in Szene setzt. Während sie dessen Einheit dabei unterstützt, die bösen Buben dingfest zu machen, versucht sie nebenher das Geheimnis um ihre eigene, unerklärliche Zeitreise zu lüften. Die Serie lebt in diesem Zusammenhang nicht nur von der famosen Retro-Optik, sondern auch von den spritzigen Dialogen, welche sich die einzelnen Protagonisten nahezu im Minutentakt um die Ohren hauen. Darüber hinaus ist „Ashes To Ashes“ mit zahlreichen humoristischen Seitenhieben auf den Zeitgeist der 80er gespickt, da verwundert es kaum, dass die Reihe ursprünglich auf Basis der TV-Serie „Life On Mars“ entwickelt wurde, die sich ebenfalls um ein Zeitreise (allerdings in die 70er Jahre) dreht. Am Ende ist „Ashes To Ashes“ ein gefundenes Fressen für alle Retro-Fans. Zusammengehalten werden die kurzweiligen Episoden vom Mysterium um Alex Drake, die nach und nach erfährt (VORSICHT SPOILER!), dass ihr eigenes Schicksal in gewisser Weise mit dem Selbstmord eines Kollegen in Verbindung steht. Noch dazu scheint ihr eigener Chef irgendwie in die Sache verwickelt zu sein. Des Rätsels Lösung wird hier natürlich noch nicht verraten. Es stehen ja auch noch zwei weitere Staffeln aus. Wir halten euch natürlich auf dem Laufenden und freuen uns, dass diese Serie, die hierzulande leider nur im Pay-TV zu sehen war, endlich auch regulär in den Handel kommt. Inklusive eines gelungenen „Making Ofs“ und zahlreicher „Outtakes“. Da pulsiert das Fanherz.
// In der Zwischenzeit ist erst einmal Vorsicht geboten. Denn jetzt wird’s mysteriös. Auf Basis des Stephen King Romans „Colorado Kid“ wurde eine TV-Serie namens „Haven“ konzipiert, welche in Sachen Inszenierung allen Fans von atmosphärischen Horror-Streifen der Marke „Silent Hill“ gefallen sollte. In der Serie dreht sich alles um ein abgelegenes Kaff namens „Haven“. Die enthusiastische und gleichzeitig scharfsinnige FBI-Agentin Audrey Parker (überzeugend gespielt von Emily Rose) wird in ein mittelgroßes Dorf geschickt, um dort einen rätselhaften Mord aufzuklären. Blöderweise kann der Tathergang mit rationalem Denken nicht erklärt werden, was dazu führt, dass sich die Agentin neugierig unters heimische Volk mischt. Dort trifft sie nicht nur den Polizisten Nathan Wournes (gespielt von Lucas Bryant), sondern auch einige rätselhafte Bewohner, welche allesamt ein dunkles Geheimnis mit sich herumtragen. In gewisser Weise trifft in „Haven“ klassisches Stephen King-Kino a la „In einer kleinen Stadt“ auf gehobene Mystery-Unterhaltung der Marke „X-Files“. Die schrägen, äußerst schlagfertigen Dialoge der beiden Protagonisten sorgen dafür, dass dem Zuschauer immer wieder ein Lächeln übers Gesicht huscht, darüber hinaus ist die Serie mit zahlreichen Spannungs-Elementen der Marke „Supernatural“ gespickt. „Twin Peaks“-Fans dürften ebenfalls auf ihre Kosten kommen, die Protagonistin selbst muss sich nämlich zunehmend mit der eigenen Vergangenheit auseinandersetzen und darf am Ende feststellen (Vorsicht Spoiler), dass sie selbst mit „Haven“ in Verbindung steht. Wenn die Serie auch über die volle Distanz das hohe Niveau des Pilotfilms nicht zu halten vermag, ist „Haven“ dennoch ein gelungener Zeitvertreib für all jene, die bei „Akte X“ auch nach Mulders Ausstieg weitergeglotzt haben. Darüber hinaus spielt die Serie gekonnt mit der Neugier der Zuschauer und macht dadurch so manche unglaubwürdige Sequenz wieder wett. Wo der Weg für „Haven“ hinführt, wird sich allerdings erst im Laufe der zweiten Staffel herausstellen. Die ist gerade in den USA ausgelaufen und soll im deutschen Pay-TV im November zu sehen sein. Bis dahin ist dieser Silberling mit zahlreichen „Cast Interviews“ und Hintergrundinformationen der perfekte Zeitvertreib, um sich schon mal auf Halloween einzustimmen.
// Wer sich mal wieder eine total abgefahrene Serie reinziehen möchte, der ist bei „Taras Welten“ an der richtigen Adresse. Nachdem die Geschichte um die schizophrene Ehefrau Schrägstrich Mutter bereits in der Nachtschleife der ARD zu sehen gewesen ist, kann man sie sich nun auch auf DVD zu Gemüte führen. Die Produzenten aus dem Hause „Showtime“, die uns bereits mit so wunderbaren wie auch abgedrehten Serien wie „Californication“ oder „Dexter“ beglückten, haben ganze Arbeit geleistet. Anfangs ist es zwar noch etwas schwierig den zahlreichen Identitätswechseln der Protagonistin zu folgen, nach und nach aber gewöhnt man sich an das chaotische Familienleben, wodurch auch der Humor, der anfangs stark im Vordergrund steht, zur Mitte der Staffel hin in den Hintergrund gedrängt wird. „Taras Welten“ ist in diesem Zusammenhang alles Andere als eine gewöhnliche „Sitcom“, die lediglich auf den nächsten großen Lacher abzielt. Sie macht vielmehr deutlich, wie schwierig es für die einzelnen Familienmitglieder und auch für Tara selbst ist, mit ihren zahlreichen Identitäten umzugehen. Vielen gelingt es ja schon nicht das eigene Leben so richtig in den Griff zu kriegen, aber gleichzeitig liebevolle Mutter und Hausfrau, Truckerfahrer mit Waffenfimmel und obszöner Teenie in einem zu sein und sich hinterher dann auch noch an nichts mehr erinnern zu können: das ist schon ein dickes Ding. Dementsprechend differenziert werden dann im Laufe der ersten Staffel auch die einzelnen Charaktere herausgearbeitet, sowie die daraus resultierenden Verhaltensmuster der unterschiedlichen Familienmitglieder dargelegt, wenn sie sich z.B. damit herumschlagen müssen, dass Tara auf einmal der eigenen Tochter die große Liebe abspenstig macht. „Taras Welten“ ist alles in allem ein äußerst verzwicktes Unterfangen, das dem Zuschauer gerade zur Mitte der Staffel hin, auch ein gehöriges Potenzial an Geduld abverlangt. Am Ende wird man dafür aber mit zahlreichen humoristischen Momenten und einem gelungenen Finale belohnt, welches bereits die Vorfreude auf die beiden weiteren Staffeln von „Taras Welten“ schürt.
// Deutschland ist Krimiland bekamen wir neulich im Rahmen einer Veranstaltung auf der „Frankfurter Buchmesse“ zu hören. Man muss leider hinzufügen: Es gibt wahrscheinlich nirgends so viele überflüssige Krimiserien wie hier. Wenn dann wirklich mal eine gelungene Ausnahme erscheint (nehmen wir zum Beispiel „Im Angesicht des Verbrechens“), schafft es die Serie leider oft nicht auf einen guten Sendeplatz. Komplexe Handlungsstränge, die auch noch von tagespolitischer Relevanz sind, werden viel zu selten aufgegriffen, weil die Fälle auf diese Weise immer schön im Rahmen einzelner Episoden abgehandelt werden können. Da freut es uns umso mehr, dass im ZDF nun bereits seit drei Staffeln der „Kriminaldauerdienst“ seine Tore für uns öffnet. Das Besondere an der Serie ist, dass hier nicht etwa die zu lösenden Fälle, sondern die Menschen, im Mittelpunkt stehen. Die Serie macht deutlich, wie schwierig es ist, sich täglich zu motivieren und sein ganzes Herzblut in die Lösung eines Falles zu stecken, wenn er einem dann doch am Ende des Tages von einen anderen Abteilung wieder entrissen wird. Erfolgserlebnisse stellen sich auf diese Weise nur selten ein, dafür sind die Beteiligten zunehmend frustriert. In diesem Zusammenhang weist die zweite Staffel von „KDD“ schöne Erinnerungen an die erfolgreiche, amerikanische Produktion „The Wire“ auf, die als gelungenes Beispiel gelten darf, wie man die alltägliche Polizeiarbeit treffend in Szene setzt. Den Machern von „KDD“ gelingt es, ihren Charakteren ein gehöriges Maß an Tiefgang einzuhauchen. Es sind nämlich die persönlichen Geschichten und tragischen Lebenserfahrungen, die hier im Vordergrund stehen. Durch sie werden die Arbeitsweisen vieler Kollegen erst nachvollziehbar. Entgegen dem Motto „Berufliches und Privates zu trennen“ entwirft die Reihe ein differenziertes Psychogramm ihrer Protagonisten und hebt sich schon allein dadurch über weite Strecken vom deutschen Krimi-Einheitsbrei ab. Mehr davon, bitte.
// All jene, welche sich für den Hollywood-Streifen „State Of Play“ begeistern konnten, möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Kino-Knaller eigentlich auf einer gleichnamigen, britischen Serie basiert. Selbige lässt den Multiplex-Schinken über die volle Distanz von sechs Folgen ziemlich alt aussehen. Und das sage ich als jemand, der eigentlich überaus begeistert gewesen ist, als die Kinovorstellung zu Ende ging. Für alle, die „State Of Play“ noch nicht kennen, sei angemerkt, dass im Rahmen der Geschichte einer groß angelegten Verschwörung im politischen Milieu nachgegangen wird. Die Serie setzt sich in diesem Zusammenhang äußert differenziert mit der Sensationsgier der Boulevard-Presse, aber auch mit der Verstrickung der Wirtschaft in politisches Hoheitsgebiet auseinander. Dementsprechend ist die Geschichte auch acht Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung noch hochaktuell und eröffnet einem als Zuschauer tiefe Einblicke in die Grauzonen wirtschaftspolitischen Handelns. Im Gegensatz zum Film nimmt sich die Serie mehr Zeit, die Hintergründe und Ziele der einzelnen Akteure herauszuarbeiten. Große britische Gazetten wie die „Times“ oder der „Guardian“ waren voll des Lobes für „State Of Play“ und ähnlich wie die Serie „Spooks“ hat auch diese BBC-Produktion nach all den Jahren nicht an Reiz eingebüßt. Kein Wunder also, dass bereits seit 2006 über eine weitere Staffel nachgedacht wird. Wann (und ob) die Serie verlängert wird, steht zwar noch in den Sternen. Wir halten euch aber jeden Fall auf dem Laufenden, wenn es in Sachen „State Of Play“ etwas Neues gibt. Bis dahin viel Spaß mit unseren Serientipps… Wir „sehen“ und beim nächsten Szenewechsel.
UND WAS NUN?