mit neuer Musik von Justice, Egotronic (am 3.12. live in Würzburg), Supershirt, Mr. Oizo, Mickey Moonlight, Locas in Love, EA80 & Grouplove.
// Nach ihrem gefeierten Erstling haben die Jungs von Justice gut daran getan, erstmal ein bisschen Zeit verstreichen zu lassen. Übertriebenen Erwartungen begegnet man am Besten damit, dass man den ganzen Hype erstmal ins Leere laufen lässt. „Audio, Video, Disco“, das zweite Album der Band, ist in demnach auch nur bedingt vergleichbar mit dem schroffen, stilsicheren Erstling „Cross“, der im Grunde genommen über weite Strecken den Sound von Daft Punk in ein zeitgemäßes Outfit presste. Auf dem aktuellen Album öffnen sich Justice nun stärker in Richtung Pop. Wo früher mit knallharten Tracks ein Ausrufezeichen nach dem anderen auf die Tanzfläche gefeuert wurde, wird sich heute in sonnigen Vocal-Schleifen gesuhlt, die allesamt schöne Erinnerungen an den ersten größten Hit der Band (namens) „We Are Your Friends“ (mit freundlicher Unterstützung von Simian Mobile Disco) wachrufen. Darüber hinaus werden noch ein paar schicke Reminiszenzen an Crosby, Stills & Nash und Queen zwischen gestreut. Auf diese Weise gerät „Audio, Video, Disco“ zu einer nahezu majestätischen Symphonie, die gekonnt vor Augen führt, wie man als Elektro-Act auch auf Albumlänge über die Runden kommt. Großartig!
// In regelmäßigen Abständen pfeffern die Kollegen von Egotronic derweil einen Longplayer nach dem Anderen in die Pipeline. Der aktuelle Wurf hört auf den Namen „…macht keinen Lärm“ und dürfte schon mal die Vorfreude schüren auf das anstehende Dezember-Konzert der Jungs. Selbiges geht am 3.12. im Jugendkulturhaus Cairo in Würzburg über die Bühne und dürfte mal wieder für zahlreiche Schweißflecken auf deinem Punkrock-Shirt sorgen. Die aktuelle Platte hat zwar in diesem Zusammenhang keinen Monsterhit der Marke „Raven gegen Deutschland“ im Gepäck, dafür gelingt es dem Jungs aber zum ersten Mal ein absolut ausgewogenes Werk aus dem Hut zu zaubern. „Rannte der Sonne hinterher“, „Aufstehen“ und „Planet Disco“ (feat. – wer hätte das gedacht: Sebastian Madsen) sind genau die Hymnen, die man im Blitzlichtgewitter lauthals mitgrölen möchte. Unterbrochen wird der illustre Hit-Reigen darüber hinaus von zahlreichen Hörspiel-Takes, im Rahmen derer zahlreiche Zeitgenossen des Kollektives (u.a. der Booker, der Mischer und die Fahrerin) ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern und die Bandmitglieder selbstironisch als einen Haufen von Arschlöchern verunglimpfen. Soll heißen: neben linksradikalem Brachial-Elektro gibt’s im Hause Egotronic diesmal auch viel zu lachen. Wir fordern deshalb: zum Konzert gehen und hinweg raven…
// Und hinterher gleich das aktuelle „Kunstwerk“ von Supershirt in den Player schubsen. Die Leuchtstab-Fetischisten sind drauf und dran der Frittenbude den Sympathieträger-Button vom T-Shirt zu zerren. Ihr aktuelles Album verzichtet über weite Strecken auf politische Aussagen und versucht sich an charmanten Geschichten über den Berlin-Hype („90 Seconds Of Fame“) und die Schönheit der Natur („Verlass die Stadt“). Darüber hinaus fordern sie „pink für die Jungs“ und „blau für die Mädchen“. Kein Wunder, dass da ein paar wunderbare „Bretter“ von Songs dabei raus kommen. Es gibt derweil wohl kaum einen Act, dem es gelingt, die hübschesten Momente von Frittenbude bis Fettes Brot zusammenzukratzen, ein Tocotronic-Zitat zwischen zu streuen und alle Hörer damit auf „Gute Laune“-Modus zu schubsen. Supershirt hängen mit diesem „Kunstwerk“ eine Sonne für dich auf. Schade eigentlich, dass der Herbst schon begonnen hat.
// Wer es gar nicht mehr erwarten kann, dass endlich mal wieder ein neues Album von SebastiAn in den Regalen steht, kann sich die Wartezeit jetzt mit dem aktuellen Werk von Mr. Oizo überbrücken. „Stade 2“ drückt nach einer kurzen „Introduction“ voll auf die 12 und steht damit dem Vorgänger in nichts nach. Lediglich der sympathische „Flat Eric“ hat es nicht mehr aufs Cover geschafft, macht aber nichts weil sich die heimische Zimmerbeleuchtung bei einem Track wie „Douche Beat“ von ganz allein auf Blitzlichtmodus switcht. Wer auf heftige Elektro-Attacken steht, sollte sich diese 13 Songs auf keinen Fall entgehen lassen.
// Wer sich mal wieder ein kompaktes Elektro-Pop-Projekt zu Gemüte führen möchte, der sollte sich im Tanzlokal von „Ed Banger“ herumtreiben. Da wird in diesen Tagen nämlich ein 16teiliges Werk namens Mickey Moonlight… „And The Time Axis Manipulation Corporation“ releast. Die erste Single „Interplanetary Music“ hat zwar bereits drei Jahre auf dem Buckel, ist aber ein fantastischer Radio-Pop-Knaller mit Saxophon-Solo. Der junge Brite Mickey Moonlight möchte Grenzen überschreiten und dürfte hinsichtlich des Tohuwabohus, das er hier veranstaltet, bei der Live-Umsetzung ziemliche Probleme bekommen. Die Gästeliste umfasst mehr als ein Dutzend befreundete Musiker, die hauptberuflich unter anderem bei Twin Shadow, Bonde De Role, Zongamin und New Young Pony Club für Furore sorgen. Dementsprechend abwechslungsreich ist die Scheibe am Ende auch geraten. Wer auf experimentierfreudige / größenwahnsinnige Pop-Musik steht, sollte mal reinhören.
// Nach diesem elektronischen Rundumschlage lohnt es sich, noch mal die entgangenen Veröffentlichungen des Sommers durchzudeklinieren und dabei – mir nichts – dir nichts – das neue Album von Locas In Love aus dem Regal zu kramen. All jene, die durch das Zweitprojekt Karpatenhund ein bisschen abgeschreckt worden sind, können sich nun wieder beruhigt in den Sessel plumpsen lassen. „Lemming“ ist ein ganz zauberhaftes Werk. Die Scheibe punktet mit intelligenten Texten und hymnischen Melodien, wie gehabt pendelt man sich soundtechnisch zwischen den Polen Indie und Pop ein und beglückt einen damit wesentlich intensiver, als die Kollegen von Wir sind Helden es auf ihrem aktuellem Werk vollbracht hätten. Mit „Manifest“ und „Ist das Blut?“ sind dann auch noch zwei echte Hymnen für die Indie-Disco mit drauf. Wir fordern: Anschnallen bitte. Auch wenn diese Lemminge hier weit davon entfernt sind, in Bodenlose zu plumpsen.
// In der Zwischenzeit möchten wir euch auf ein weiteres Album einer legendären Band hinweisen. EA80 sind zurück und klingen 32 Jahre nach ihrer Bandgründung noch dermaßen frisch, dass sich alle Fans der Goldenen Zitronen vor Glück die Haare raufen dürften. „Definitiv: Nein!“ scheut sich nicht vor klaren Ansagen und knallt einem neun knackige Punkrockrock-Perlen vor den Latz, deren Texte man am liebsten auf die nächste Hauswand pinseln möchte. Die Zeiten, als sich die Band noch weigerte, ihre Alben lediglich auf Vinyl (und nicht auf CD) zu veröffentlichen, sind zwar vorbei, gängige Marktmechanismen werden aber dennoch konsequent unterlaufen: Soll heißen: all jenen, denen es heutzutage wirklich noch um die Musik geht, bei diesen Jungs seit ihr an der richtigen Adresse.
// Die Kollegen von Grouplove haben sich mit ihrer grandiosen Rock-Nummer „Colours“ in bester Johnossi-Manier ganz tief in die Herzen der Rock-Fraktion gespielt. Nun liegt das erste offizielle Release der Band vor und legt die Messlatte mit dem Auftakt-Kracher „Itchin´ On A Photograph“ ziemlich hoch an. Das Schöne an „Never Trust A Happy Song“ ist, dass Grouplove in keiner Weise berechenbar die breitbeinige Rockkeule auspacken. Sie arbeiten sich lieber galant an den eigenen Vorbildern ab und kriegen in diesem Zusammenhang auch eine echte Herzschmerznummer der Marke „Slow“ hin, ohne dass es irgendwie gekünstelt wirken würde. Mit „Spun“ haben sie darüber hinaus noch eine treffsichere, potenzielle zweite Single im Gepäck, welche die Subways vor ihrem Wandel zum Party-Rock-Kollektiv nicht besser hinbekommen hätten. Ein durchaus gelungener Auftakt also für Grouplove. Und wir freuen uns jetzt schon auf Weiteres. Bis zum nächsten Zuckerbeat.
UND WAS NUN?